Am 31. Juli schlossen 776 Medizinstudenten ihr Studium an der Universität für Medizinische Wissenschaften in Havanna erfolgreich ab, darunter Vertreter aus rund 30 Ländern, hauptsächlich aus Afrika.
Namibia hat 172 Absolventen, und laut Botschafter Samuel Hendrik Goagoseb ist dies die größte Zahl von Absolventen in der Geschichte der medizinischen Zusammenarbeit mit seinem Land.
Die Gruppe kam 2016 mit 250 jungen Menschen an, darunter 200 für das Fachgebiet Medizin und 50 für Zahnmedizin. Im vergangenen Jahr erhielten 49 Zahnmediziner und ein Arzt ihren Abschluss. Zehn junge Menschen müssen noch ihr Studium abschließen, aber die Vorbereitungen für die Abreise von über 170 weiteren, die ihren Hochschulabschluss bereits erhalten haben, sind bereits im Gange.
Bei der Abschiedszeremonie dankte der namibische Diplomat Kuba für seine Bemühungen bei der Ausbildung der menschlichen Ressourcen seines Landes, die auch die Führungskader einschließt, die die Zukunft in einem Land sichern, das ein Sozialmodell aufbaut, das die sozialen Ungleichheiten verringern soll.
Er riet den jungen Ärzten, ihren Beruf nach den Grundsätzen des Humanismus und der Solidarität auszuüben, Werte, die an den kubanischen Universitäten vermittelt und erlernt wurden, unter dem Vermächtnis des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz und des Präsidenten Sam Nujoma, dem Führer der Revolution in Namibia und Gründer der Republik.
Diese Ansicht ging auch aus einer Botschaft des Exekutivdirektor des namibischen Gesundheitsministerium Ben Nangombe hervor, die Dr. Joyce Twahafifwa Shatilwe, Direktorin für Humanressourcen in diesem Ministerium verlas. Darin hieß es: „Streben Sie stets danach, in allem, was Sie tun, Spitzenleistungen zu erbringen. Sie haben eine hervorragende Ausbildung und ein Training von Weltklasse erhalten. Ihnen wurden Fähigkeiten, Wissen und Disziplin beigebracht. Halten Sie sich an die Werte und mögen sie Ihnen als Kompass für die Zukunft dienen.
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Junge namibische Medizinabsolventen nehmen Humanismus und Solidarität aus Kuba mit nach Hause
Moskau–Havanna
Historisch haben beide Partner von ihrer Zusammenarbeit und der über die Jahre gewachsenen Freundschaft profitiert. Ohne Hilfe der damaligen Sowjetunion wäre der erste erfolgreiche Versuch, im Hinterhof der USA ein alternatives Gesellschaftsmodell zu errichten, vermutlich schon kurz nach dem Sieg der Kubanischen Revolution am 1. Januar 1959 beendet worden. Mit einer Invasion durch CIA-Söldner in der Schweinebucht hatte Washington zunächst im April 1961 versucht, die Revolutionsregierung zu stürzen. Als das misslang, folgten Sanktionen, die zur umfangreichsten und längsten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade der Geschichte ausgeweitet wurden. Die Sowjetunion unterstützte Kuba mit Krediten, Geld und Handelsverträgen.
Als Washington für das Jahr 1962 einen weiteren US-Militäreinsatz plante, einigten sich die Regierungen in Moskau und Havanna darauf, zum Schutz vor einer neuen Invasion sowjetische Mittelstreckenraketen auf der Insel zu stationieren. Allerdings erfolgte das nicht ohne Eigeninteresse. Nikita Chruschtschow wollte mit den nur 150 Kilometer von der Küste Floridas entfernten Nuklearwaffen ein Gegengewicht zu den im April 1962 in der Türkei stationierten US-Atomraketen schaffen, die auf das Gebiet der Sowjetunion gerichtet waren. Um einen drohenden Atomkrieg zu verhindern, einigten sich US-Präsident John F. Kennedy und Chruschtschow darauf, die Sicherheitsinteressen ihrer beiden Länder zu respektieren und zogen ihre Raketen aus Kuba und der Türkei ab. Da Kennedy zudem zusicherte, dass die USA keine weitere Landung von US-Militärs auf der Insel versuchen würden, profitierte auch Kuba von der Lösung.
Wieder angenähert
Die Auflösung der Sowjetunion und der sozialistischen Staaten Osteuropas war für die Insel eine Katastrophe. Mit Beginn der 1990er Jahre verlor das Land 80 Prozent seines Exportmarktes und seiner Importe. Nachdem sich die einst guten Beziehungen – durch die prowestliche Politik von Gorbatschow und Jelzin – verschlechtert hatten, knüpfte erst Wladimir Putin ab Dezember 1999 in seiner ersten Amtszeit wieder an die alten Verbindungen an. Beim Gegenbesuch nach einer Moskau-Reise des damaligen kubanischen Präsidenten Raúl Castro im Juli 2012 handelte Russlands Premierminister Dmitri Medwedew ein Jahr später in Havanna zahlreiche Abkommen, darunter eine Vereinbarung aus, nach der Moskau Havanna 90 Prozent der zu Sowjetzeiten angehäuften Schulden in Höhe von insgesamt rund 35 Milliarden US-Dollar (damals 26 Milliarden Euro) erließ. Der Rest in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar wurde im Februar 2023 auf Beschluss des russischen Parlaments bis mindestens 2027 gestundet.
Mitte Juli 2014 reiste Putin nach Kuba. Das Ergebnis seines Besuch waren zehn bilaterale Verträge über Kooperationsprojekte in den Bereichen Energie, Industrie, Gesundheit und zum Ausbau der Infrastruktur. Bei seiner Abreise versicherte Putin: »Wir werden unsere kubanischen Freunde dabei unterstützen, die illegale Blockade der USA zu überwinden.« Für die sozialistische Inselrepublik eine wichtige Zusage. Ein halbes Jahr später kündigte US-Präsident Barack Obama ein »neues Kapitel« in den Beziehungen beider Länder an. »Die Isolation Kubas hat nicht funktioniert«, sagte Obama und erklärte, die vollständige Aufhebung der Blockade anzustreben. Unter den Nachfolgern Donald Trump und Joseph Biden wurde sie statt dessen jedoch weiter verschärft. Mit Trumps Amtsantritt im Januar 2017 nahm die strategische Partnerschaft Kubas mit Russland an Bedeutung weiter zu.
Im gleichen Maße wie die US-Regierung die Beziehungen zu Kuba reduzierte, erkannten russische Unternehmen ihre Chance und planten Milliardenprojekte auf der Insel. Bis Ende 2017 erreichte der bilaterale Handel zwischen beiden Ländern ein Volumen von rund 400 Millionen US-Dollar. Russlands staatseigener Ölkonzern Rosneft verschiffte mehr Treibstoff. Die russische Eisenbahngesellschaft RZD bot sich an, das Eisenbahnnetz von mehr als tausend Kilometern zu modernisieren. Im November 2017 lieferte die Firma »Sinara Transport Machines« der ersten von 75 Lokomotiven für den Personen- und Gütertransport, Russlands größter Lkw-Hersteller Kamas steigerte die Exporte auf die Insel, und der größte Autoproduzent Awtowas brachte die ersten 320 Pkw vom Typ Lada Westa nach Kuba.
Im gleichen Boot
Die verschärften westlichen Sanktionen gegen Russland haben beide Länder fester zusammengeschweißt. Im November 2022 erklärte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel während eines viertägigen Staatsbesuchs in Moskau, Russland und Kuba seien nicht nur das Ziel »willkürlicher Sanktionen«, sondern hätten im »Yankee-Imperialismus auch einen gemeinsamen Feind«, der einen großen Teil der Welt manipuliere. Putin bestätigte einen »Plan für die gegenseitige Zusammenarbeit bis 2030«, der »eine große Anzahl gemeinsamer Projekte« umfasse – von Industrie über Bildung bis hin zum Sport. »Wir werden alles tun, um unsere Bindungen und bilateralen Beziehungen weiter auszubauen«, bekräftigten beide Staatschefs.
Konkretes folgte: So nahm der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Tschernyschenko im Mai an der Eröffnung einer mit russischer Hilfe modernisierten Stahlhütte in Havanna teil. Investitionen in Höhe von 90 Millionen Dollar sollen die Kapazität des Werkes auf 230.000 Tonnen Flüssigstahl pro Jahr erhöhen und 500 neue Arbeitsplätze schaffen. Im Juni wurde während eines Staatsbesuchs von Premierminister Manuel Marrero Cruz in Moskau unter anderem ein Abkommen über die Lieferung von knapp 1,7 Millionen Tonnen Erdöl und Treibstoffderivaten pro Jahr durch Rosneft vereinbart. Weitere Verträge sehen regelmäßige Getreidelieferungen, die Gründung gemeinsamer Unternehmen in der Zuckerindustrie, ein Montagewerk des Automobilherstellers UAS, sowie die Eröffnung von Lebensmittel- und Haushaltswarengeschäften in Kuba vor. Seit dem 1. Juli bietet die Aeroflot-Tochter Rossiya Airlines wieder Direktflüge nach Varadero an. Tschernyschenko rechnet bis Ende des Jahres mit rund 150.000 russischen Touristen, eine wichtige Quelle für Deviseneinnahmen des Landes in diesem Sektor. Wegen des für die Linie gesperrten westlichen Luftraums dauerte der erste Flug jedoch knapp 13 Stunden.
»Kuba ist unser wichtigster Partner in Lateinamerika«, versicherte der russische Ministerpräsident Michail Mischustin seinem Amtskollegen Marrero Cruz und verwies darauf, dass der russisch-kubanische Warenumsatz in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 trotz ungünstiger äußerer Umstände bereits um das Neunfache gewachsen sei. Er habe keinen Zweifel, dass er weiter wachsen wird, fügte Mischustin hinzu.
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Lebensfreude und Solidarität
Illustre Gäste sind an diesem Abend an die flämische Universität gekommen. Größtenteils unangekündigt – »aus Sicherheitsgründen«, betonen die Veranstalter gegenüber junge Welt. Darunter mehrere lateinamerikanische Präsidenten und Minister. Von der europäischen Linken sind unter anderem Jean-Luc Mélenchon, Chef der französischen La France insoumise, und der Vorsitzende der belgischen Partei der Arbeit, Raoul Hedebouw, zugegen. Der »Gipfel der Völker« wird als Gegengewicht zum offiziellen Spektakel des Gipfeltreffens der Europäischen Union und der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac) wahrgenommen, das nur wenige Kilometer entfernt in den Gebäuden der EU über die Bühne geht.
Gewollte Differenz
Als der kubanische Staatschef Miguel Díaz-Canel mitsamt Entourage an Personenschützern neben der Bühne in den Saal geschleust wird, geht der in dem Moment am Rednerpult Sprechende unter. Auch Boliviens Luis Arce und Kolumbiens Gustavo Petro, die wie Díaz-Canel direkt vom gleichzeitig stattfindenden Treffen zwischen EU- und Celac-Vertretern gekommen sind, werden mit Sprechchören und Jubel empfangen. Die Euphorie, die der jüngste Linksruck in Lateinamerika bei vielen ausgelöst hat, ist in diesen Momenten deutlich spürbar.
Der Gegensatz zwischen dem offiziellen Treffen im EU-Viertel der belgischen Hauptstadt und dem »Gipfel der Völker« könnte kaum größer sein. Besonders deutlich wird er während des Festivals am Montag abend. Auf der einen Seite ein großräumig abgesperrtes Gebiet mit viel Polizeipräsenz im Zentrum Brüssels, auf der anderen der Campus der Freien Uni, voller Leben, Lärm und Schildern mit politischen Botschaften. Beim offiziellen Gipfel gut sitzende Anzüge und höflich in die Kameras lächelnde Politiker – ganz nach Protokoll. Bei der Gegenveranstaltung Alltagskleidung, Lebensfreude und Solidarität. Obwohl für die Abendveranstaltung eigens Sicherheitskontrollen an den Eingängen aufgebaut wurden, dilettantisch will man auch nicht wirken.
Die Differenz ist gewollt. Ihr Zweck: Zu zeigen, dort, das ist die Elite, hier sind wir, die normale Bevölkerung, die Völker. Auch Díaz-Canel weiß das in seiner Rede zu betonen. Der »Gipfel der Völker« sei »ein Ort der Begegnung der Vertreter der
lateinamerikanischen, karibischen und europäischen Zivilgesellschaft«, »ein wirklich pluralistischer, offener und partizipativer Raum«. Von hier gehe »eine gerechtere und solidarischere Welt« aus. Eine, die sich der systemischen Krise des Kapitalismus entgegenstelle, die die direkte Folge der ungerechten herrschenden Weltordnung sei. Der Applaus ist ohrenbetäubend, immer wieder wird der kubanische Staatschef von Sprechchören unterbrochen, in denen ein Ende der US-Blockade gegen die sozialistische Inselrepublik gefordert wird.
Veränderung möglich
Organisiert worden war der »Gipfel der Völker« von mehr als 200 Organisationen aus Europa, Lateinamerika und der Karibik – darunter soziale Bewegungen, internationalistische Gruppen, linke Bündnisse und Parteien, so auch die Partei der Europäischen Linken. Dem Aufruf folgten Hunderte, die sich an zahlreichen Workshops und Diskussionsveranstaltungen beteiligten. Rodrigo Suñe, einer der Sprecher des Alternativgipfels, nennt gegenüber junge Welt die Zahl von mehr als 1.300 Anmeldungen für die Veranstaltung. Wie viele letztlich tatsächlich anwesend sind, lässt sich angesichts der verwinkelten Räumlichkeiten des teils brutalistisch gestalteten Unicampus’ schwer sagen.
Klar ist aber: Das Bedürfnis nach solidarischem Austausch ist vorhanden. So diskutierten die Teilnehmer über so vielfältige Themen wie die Rolle von Medien, Migrationsbewegungen, Kolonialismus und Patriarchat oder die Notwendigkeit einer ökosozialen Transformation. Auf einer Veranstaltung mit dem Titel »Neue Formen des schmutzigen Krieges: Putsche, Lawfare, Desinformation, Sanktionen und Wirtschaftskrieg« wurden Strategien der Rechten gegen fortschrittliche Projekte beleuchtet. Weitere Podien widmeten sich der Verurteilung der seit mehr als 60 Jahren anhaltenden US-Blockade gegen Kuba sowie dem Kampf für die Freiheit des venezolanischen Diplomaten Alex Saab, der seit 2021 in den USA inhaftiert ist. Die mehrere Seiten lange Abschlusserklärung des Gipfels endet mit den Worten: »Bis zum endgültigen Sieg der Völker über den Imperialismus.«
Entsprechend fällt die Antwort des irischen Abgeordneten des EU-Parlaments, Michael Wallace, auf die Frage aus, was ihn zu seiner Teilnahme am »Gipfel der Völker« motiviert habe. Es gehe ihm um »Gerechtigkeit«, erklärte er am Dienstag gegenüber junge Welt. Die EU mische sich auch heute noch in lateinamerikanische Angelegenheiten ein, um ihre eigenen finanziellen Interessen durchzusetzen. Glücklicherweise wachse der Widerstand dagegen, vor allem in Lateinamerika. Ein Widerstand, von dem die Menschen in Europa durchaus lernen könnten, ist Wallace überzeugt. Denn: »Die Leute in Lateinamerika zeigen, dass Veränderung möglich ist.« Das habe auch der »Gipfel der Völker« eindrücklich gezeigt.
Washington vor Gericht
»Das Tribunal soll diese illegale und unmenschliche Politik anprangern und die Antiblockadebewegung in Europa und den USA stärken. Wir sind zuversichtlich, dass diese Aktion dazu beitragen wird, der Verteidigung der demokratischen Rechte, der Souveränität und der Freiheit der Völker mehr Gehör zu verschaffen«, heißt es im Aufruf zum Tribunal, der unter anderem von der Internationalen Vereinigung demokratischer Juristen, der Linksfraktion im Europäischen Parlament (GUE/NGL), der Partei der Europäischen Linken, mehreren europäischen Gewerkschaften, der Nationalen Anwaltsvereinigung (National Lawyers Guild) der USA sowie europäischen und US-amerikanischen Kuba-Solidaritätsorganisationen unterzeichnet wurde. Dem Aufruf zufolge soll das Tribunal die USA für ihre Verbrechen gegen das kubanische Volk vor der Weltöffentlichkeit anklagen.
Die US-Regierung hatte bereits am 6. April 1960 als Ziel ihrer ersten Sanktionen »das Provozieren von Enttäuschung und Entmutigung durch wirtschaftliche Not« in Kuba vorgegeben. Wörtlich hieß es in einem von Staatssekretär Lester D. Mallory an jenem Tag vorgelegten Memorandum, eine Blockade könne »das Wirtschaftsleben Kubas schwächen und dem Land Geld und Versorgung rauben, um (…) Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung hervorzurufen«. Seit 1992 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen bereits 30 Resolutionen verabschiedet, in denen die sofortige Beendigung der US-Strafmaßnahmen gefordert wurde. Doch Washington hat die Sanktionen gegen Kuba – entgegen den Forderungen der internationalen Staatengemeinschaft – nicht nur aufrechterhalten, sondern sie bis heute ständig verschärft.
In einem Gespräch mit der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina forderte der spanische Europaabgeordnete Manuel Pineda Marín (GUE/NGL) auch das EU-Parlament und den Internationalen Gerichtshof (IGH) auf, aktiv zu werden. Diese Institutionen dürften sich nicht in den Dienst der Reaktion stellen, erklärte er. »Erinnern wir uns daran, dass die Europäische Union die Blockade formell ablehnt und dass alle ihre Mitgliedsländer jedes Jahr in der UN-Vollversammlung für deren Beendigung stimmen«, betonte der Abgeordnete. Es sei deshalb jetzt endlich notwendig, das, was offensichtlich ein Verbrechen ist, auch rechtlich so zu behandeln.
»Und ein Verbrechen muss verurteilt werden«, so Pineda.
InterRed sammelt für dritte Solarenergie-Anlage in Kuba
Die Frankfurter Solidaritätsinitiative InterRed hat bereits zwei Öko-Strom-Installationen in Havanna live. Jetzt sollen Spenden ein drittes Sonnenenergie-Projekt mit Stromerzeugung ab Anfang 2024 finanzieren.
Hier die Projektbeschreibung von InterRed:
InterRed wird als drittes Solarenergie-Projekt in Havanna eine Anlage an kubanische Projektpartner liefern, die nach den bisherigen Erfahrungen mindestens 90.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen wird. Der Spendeneingang für das neue Projekt liegt bereits bei über 36.000 Euro. Für eine 90.000-kWh-Anlage mit einer Leistung von 60 kWp (Kilowatt Peak) fehlen noch circa 12.000 Euro. Falls mehr Spenden zusammen kommen, wird InterRed entsprechend mehr Elemente kaufen und installieren.
Photovoltaik auf Kuba liefert wegen der stärkeren Sonneneinstrahlung erheblich mehr Strom als gleichgroße Installationen in Deutschland. Das zeigt die erste von InterRed bezahlte Anlage auf den Dächern des medizintechnischen Instituts CIM in Havanna deutlich: Nach dem Betriebsbeginn am 2.Mai 2022 lieferte die 100 kWp starke Installation im ersten Jahr genau 151.475 Kilowattstunden. Am 29. März 2023 ging die zweite Stufe ebenfalls auf den Dächern von CIM live. Sie hat eine Leistung von 68 kWp und wird damit rund 100.000 kWh Strom pro produzieren. Damit kommen bereits die beiden ersten von InterRed bezahlten und organisierten Photovoltaik-Anlagen auf eine Jahresleistung von einer viertel Million Kilowattstunden pro Jahr.
Umgerechnet bedeuten diese 250.000 kWh Öko-Strom, dass die Kubanerinnen und Kubaner für ihre Stromproduktion pro Jahr über 75.000 Liter Heizöl weniger verfeuern müssen und damit der Umwelt ein Ausstoß von 195 Tonnen CO2 erspart bleibt.
Ein großes Problem der kubanischen Stromversorgung ist bisher, dass Elektrizität hauptsächlich mit Öl-befeuerten Kraftwerken mit hohen CO2-Emissionen erzeugt wird. Noch dazu sind die meisten Kraftwerke alt und haben einen schlechten Wirkungsgrad. Außerdem frisst der Import des Öls die für wichtige Dinge nötigen Devisen.
InterRed geht es um Klimaschutz und gleichzeitig um Solidarität mit dem kubanischen Volk, das trotz der unter den US-Präsidenten Donald Trump und Joe Biden verschärften Wirtschaftsblockade und den durch Covid 19 eingebrochenen Tourismus-Einnahmen an seinem vorbildlichen, hoch entwickelten Gesundheitswesen festhält. Und auch an weiteren sozialen Errungenschaften, etwa den guten und kostenlosen Schulen.
Die durch Spenden finanzierte Photovoltaik-Anlage (Stufen 1 und 2) läuft auf dem Dach des kubanischen Impfstoff-Herstellers CIM (Centro de Immunología Molecular) in Havanna. CIM ist eine Kombination von Forschungsinstitut und Arzneimittel-Fabrik.
Für die dritte Projektstufe arbeitet InterRed mit einem weiteren staatlichen kubanischen Medizin-Unternehmen zusammen. Als Standort wird das Dach eines Betriebs des Arzneimittel-Herstellers CIGB (Centro de Ingeniería Genética y Biotecnología in Havanna angepeilt.
CIGB betreibt an mehreren Orten auf Kuba Labors für Grundlagenforschung sowie die Entwicklung von Impfstoffen und Biopharmazeutika für die Diagnose, Behandlung und Prävention diverser Krankheiten ‒ von einigen Krebsarten bis hin zu Dengue-Fieber. Dazu kommen Produkte für die Verbesserung der Landwirtschaft.
Die neue Photovoltaik-Anlage soll eine Leistung von 60 kWp haben und damit rund 90.000 kWh Strom im Jahr liefern. Damit kann die Verbrennung von weiteren 27.000 Litern Heizöl pro Jahr eingespart werden.
Für Anschaffung, Lieferung und Aufbau wird ein Spendenvolumen von circa 55.000 Euro gebraucht. 36.000 Euro davon sind bereits bei InterRed eingegangen. Jetzt müssen bis Ende Juli noch Spenden über rund 19.000 Euro dazu kommen.
Das Netzwerk InterRed Cooperación e.V. ist gemeinnützig, Spenden sind steuerlich absetzbar. Schon eine Spende von 100 Euro bewirkt eine schadstofffreie Produktion von rund 165 kWh Strom, vermeidet damit den für Kuba teuren Einkauf sowie das Verbrennen von rund 50 Litern Heizöl und erspart der Welt etwa 130 kg CO2 – all das jedes Jahr neu. Also bei einer (Mindest-) Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren in der Summe fast 1.000 Liter Heizöl weniger und damit über 2,5 Tonnen weniger CO2.
Zur Finanzierung der drei Solaranlagen-Projekte hat InterRed bis 15. Juni 2023 genau 181.836,73 Euro Spenden eingesammelt. Jeder Cent davon wurde direkt für Anschaffung, Transport und Installation von Solarpanels, Wechselrichtern und Anschlusstechnik investiert. Von den Spenden für InterRed-Projekte landet nichts in Overhead-Kosten einer Organisations-Bürokratie. Die geringen Verwaltungskosten werden von den separaten Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Die meisten internen Aufwände bis hin zu Reisekosten von Mitgliedern zahlen die ehrenamtlichen InterRed-Aktiven selbst privat.
Die Initiative hat seit ihrer Gründung im Jahr 1992 gemeinsam mit kubanischen Partnern schon viele Projekte realisiert und die Kubanerinnen und Kubaner unter anderem beim Aufbau von Biogasanlagen, aber auch bei der Reparatur von Rollstühlen unterstützt. Schon in den 1990er Jahren finanzierte InterRed Material für den Betrieb kleiner Wasserkraftwerke auf der Insel.
Netzwerk InterRed Cooperación e.V.
Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE50 5502 0500 0007 6002 00,
BIC: BFSWDE33MNZ, Verwendungszweck: Solarprojekt Kuba
Solidarität statt Blumen
https://www.jungewelt.de/artikel/452618.letzter-wille-kuba-solidarit%C3%A4t-statt-blumen.html
Berlin. Hans Modrow wollte nicht mit Blumen und Kränzen auf Kuba verabschiedet werden. Statt dessen verfügte der am 10. Februar verstorbene frühere DDR-Ministerpräsiden, dass für die Grundschule »Tamara Bunke« gesammelt werden sollte. Zusammengekommen sind nun 24.075 Euro, die am Montag von Modrows Witwe Gabi Lindner und dem Leiter der Modrow-Stiftung, Torsten Hochmuth, in Form eines symbolischen Schecks an die kubanische Botschafterin Juana Martínez González und ihren Kollegen Orlando Ramos Blanco übergeben werden konnten. Modrow hatte die Schule in der Provinz Mayabeque vor Jahren besucht, deren schlechten baulichen Zustand erkannt und 2015 eine erste Unterstützungsmaßnahme initiierte. Botschafterin Martínez González dankte bewegt und wertete die Spende als Beweis für die ungebrochene Solidarität mit ihrem Volk. Hans Modrow werde in dieser Beziehung immer einen wesentlichen Platz haben. (jW)
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Schikane nach Kuba-Besuch
Auch der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel reagierte auf die US-Repression gegen die jungen Aktivisten. Er versicherte ihnen auf Twitter die Solidarität der Inselrepublik: »Kopf hoch, Leute, wir sind bei euch. Danke für euren Mut, für eure Unterstützung Kubas und dafür, dass ihr euch dem Hass derjenigen entgegenstellt, die die Tatsache nicht ertragen können, dass die Kubanische Revolution die Unterstützung der fortschrittlichsten Jugend im Innersten des Monsters hat. Wir umarmen sie.« Am Donnerstag konnte Santos dann mitteilen, dass alle Delegationsmitglieder »nach stundenlangen Schikanen und Verhören« freigelassen wurden, und bedankte sich für die Unterstützung aus aller Welt.
»Voneinander lernen«
Allgemein gesprochen, ist der Internationalismus für uns ein Grundprinzip, und der kubanische Internationalismus kann in jeder Hinsicht als beispielhaft gelten. Wir orientieren uns an der internationalistischen Außenpolitik und insbesondere an der Solidarität mit der sogenannten dritten Welt, für die die Volksrepublik China in den 1950er bis 1970er Jahren bekannt war. Jetzt sehen wir vielversprechende Anzeichen für eine Wiederbelebung dieser Politik. Nicht in derselben Form, aber in der Art und Weise, wie sie heute Beziehungen zu den Regierungen, den Völkern und Volksbewegungen des globalen Südens gestaltet.
Ihr seid mit sehr konkreten Fragen angetreten.
Ja, für uns als Qiao-Kollektiv und unser Publikum ist die Rolle der Diaspora in den USA besonders relevant. Seit der Kubanischen Revolution haben die USA mit einigem Erfolg versucht, die reaktionärsten Elemente der kubanischen Diaspora als ideologischen Deckmantel für die Blockade und in einigen extremen Fällen als Agenten für interne subversive terroristische Angriffe auf die Kubanische Revolution zu instrumentalisieren. Diese Dynamik erkennen wir wieder. Praktisch alle in den Mainstreammedien sichtbaren Personen chinesischer Abstammung folgen der Linie des Außenministeriums in bezug auf China: Sie verurteilen ihr Herkunftsland in einer Weise, die die USA von ihrer eigenen Verantwortung für die imperialistische Aggression überall entlastet und China auf antikommunistische Weise dämonisiert. Eine weitere Parallele sehen wir in bezug auf die Entwicklungsmodelle. Kuba ist zunehmend gezwungen, ausländisches Kapital einzuladen, mehr Raum für private Unternehmen zu schaffen und den Tourismussektor auszubauen, weil die Blockade einen so großen Bedarf an Devisen geschaffen hat. Das hat natürlich Parallelen zu der frühen Reform- und Öffnungsphase in China. Die Identifikation westlicher Linker mit China hat sich in der Reformära schnell gewandelt. Wir sehen unsere Aufgabe darin, diese Widersprüche zu thematisieren, die Kluft zu überwinden und wieder Brücken zu bauen.
Hat das Kollektiv zu Beziehungen zwischen China und Kuba gearbeitet?
Das ist ein Thema, das eine eingehende Untersuchung verdient. Meines Erachtens sind die Beziehungen zwischen den Staaten und zwischen den Parteien recht herzlich. Aber ich denke, sie könnten vertieft werden. Es gibt Elemente des kubanischen Modells, die für China sehr lehrreich sein dürften. Dass Kuba in der Lage ist, seine revolutionäre Bewegung sowie seine Unabhängigkeit und Souveränität aufrechtzuerhalten, obwohl diese kleine Insel 90 Meilen vor der Küste Floridas liegt, dass es unter solch schwierigen Bedingungen immer wieder gelingt, den Prozess der Massenorganisation und Mobilisierung, der innerparteilichen und gesamtgesellschaftlichen Demokratie zu kultivieren, ist beispiellos.
Das scheint eine gute Basis für einen Austausch.
Aber nicht nur wirtschaftlicher oder diplomatischer Natur, zugleich auch für einen Austausch, der hervorhebt, wie beide Länder in unterschiedlichen Revolutionsprozessen voneinander lernen und sich in dieser Zeit der Krise stärken können. Am Ende kann man sich in Richtung einer multilateralen Zukunft des Sozialismus und letztlich auf den kommunistischen Horizont zubewegen.
Interview: Florentine Morales Sandoval
Aus dem Herzen der Bestie
Kawenaʻulaokalā Kapahua von Academic Labor United, der Gewerkschaft arbeitender Studenten an der Universität von Hawaii, verwies auf den vergleichbaren Kontext der beiden Inselstaaten: »Wie Kuba vor der Revolution ist auch Hawaii vom Einfluss und Militarismus der USA geprägt, unsere Wirtschaft ist fast ausschließlich auf Tourismus und Produktion von Zucker ausgerichtet.« Vor allem im Widerstand gegen die starke Militarisierung sieht Kapahua vergleichbare Probleme wie in Korea und den Philippinen. 25 Prozent des hawaiianischen Territoriums seien von den USA mit mehr als 50.000 stationierten Truppen und dem Indopazifischen Kommando besetzt. Die Insel sei einer der meist militarisierten Orte der Welt. »Kuba zeigt uns mögliche Lösungen«, sagte Kapahua.
Zu dieser Erkenntnis zu gelangen ist im Angesicht der in den US-Medien omnipräsenten und geifernden antikubanischen Berichterstattung nicht leicht. Johana Tablada de la Torre, stellvertretende Generaldirektorin für die Vereinigten Staaten im kubanischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten (Minrex), betonte: »Die USA geben Millionen aus, um uns glauben zu machen, dass unsere schwierige ökonomische Situation auf Kubas Politik zurückzuführen ist und nicht etwa auf die Blockade.« Als Resultat einer aggressiven Politik, die Kuba lieber ausbluten lassen will, als dem Land auch nur ein Minimum an Souveränität zuzugestehen, befinde sich Kuba in einer ökonomischen Krise, die sich durch die Einordnung des Landes als vermeintlicher Terrorismusunterstützer noch verschärft habe. Der Anstieg der Kindersterblichkeit sei laut Tablada direkt auf diese letzte Maßnahme Trumps zurückzuführen.
Trotz der schwierigen Lage bleibt Kubas Gesundheitsversorgung kostenlos. Aus einem Land kommend, das seiner Bevölkerung keine Gesundheitsversorgung zu bieten hat, das einem das Recht auf ein Dach über dem Kopf verwehrt, das seine schwarze Bevölkerung erschießt und wegsperrt, lernten die Brigadisten eine erstaunlich andere Realität kennen. So führt der kleine, von der Blockade erdrückte Inselstaat die größte Wirtschaftsmacht USA wegen ihrer sozialen Lage vor. Rassistische Polizeigewalt? Kein Thema auf Kuba. Statt Verschuldung für das Studium Stipendien für Studierende aus aller Welt in der Lateinamerikanischen Schule für Medizin (ELAM). Statt Verdrängung und Zwangsräumung ist die Schaffung von Wohnraum gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wer als Friedensaktivist in den USA als fünfte Kolonne Russlands oder Chinas beschuldigt wird und im Alltag die wachsende Gewalt gegen Asiaten erfährt, ist erstaunt, wenn die Kubaner ihn mit offenen Armen empfangen und zwischen der Politik der US-Regierung und seiner Bevölkerung unterscheiden.
Wer selbst den Repressalien gegen die LGBTQI-plus-Community ausgesetzt ist und erleben muss, wie Transmenschen systematisch ausgegrenzt werden, liest staunend das neue Familiengesetzbuch Kubas. Und wer dann noch nachfragt und erfährt, wie dieses Familiengesetz entstanden ist – ganz ohne Lobbyisten, unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung –, der sieht das Land, das die USA zum Feind erklärt haben, mit anderen Augen. Und so zeigte Kuba der Delegation vor allem seine Widerstandskraft und seine fest verankerten demokratischen Strukturen.
Wegen Zerstörungen durch einen heftigen Tropensturm wurde die Maiparade um eine Woche verschoben. War die Enttäuschung zunächst groß, entpuppte sich das Ersatzprogramm als um so interessanter: Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel empfing die US-amerikanischen Delegationen, darunter das amerikanische Hands-Off-Cuba-Bündnis, das vom Generalsekretär der ersten Amazon-Gewerkschaft (ALU), Chris Smalls, angeführt wurde. Trotz Euphorie des Moments mahnte Díaz-Canel, Kuba nicht zu idealisieren – es sei kein Paradies, sondern befinde sich in kontinuierlicher Entwicklung, die von der gesamten Gesellschaft getragen wird.
Die jungen Teilnehmer kehrten mit einem gewachsenen Pflichtbewusstsein zurück in ihr Land, den Kampf gegen die Blockade im Herzen der Bestie zu verstärken und zugleich die gesellschaftliche Realität des revolutionären Kubas in den Klassenkämpfen Amerikas sichtbar zu machen.
Kampftag auf Sparflamme
Seit dem Sieg der Revolution fanden in Kuba stets die größten Maidemonstrationen in ganz Amerika statt. Nachdem die Veranstaltungen wegen der Coronapandemie zwei Jahre lang nur online durchgeführt werden konnten, marschierten im vergangenen Jahr erstmals wieder rund 900.000 Teilnehmer unter dem kämpferischen Motto »Kuba lebt und arbeitet« für internationale Solidarität und gegen die US-Blockade.
Washingtons Wirtschaftskrieg sei die hauptsächliche Ursache für den gegenwärtigen Treibstoffmangel, der zu Sparmaßnahmen zwinge, erklärte Energieminister Vicente de la O Levy vergangene Woche im kubanischen Fernsehen. Vorrang hätten jetzt Krankenwagen, Ernteeinsätze und die Aufrechterhaltung der Versorgung. Anstelle zentraler Großdemonstrationen gibt es am 1. Mai deshalb zahlreiche kleinere Veranstaltungen in Stadtteilen und Gemeinden, Betrieben und Bildungseinrichtungen, kündigte der CTC-Chef an. Die Mobilisierungen erfolgen durch Nachbarschaftsorganisationen, den Verband der Kleinbauern und die Gewerkschaften bei minimalem Einsatz von Transportmitteln.
Eine Mischung aus Kundgebung und Aktionsauftakt ist das internationale Treffen der Solidarität mit Kuba und gegen den Imperialismus – 200 Jahre nach Verkündung der Monroe-Doktrin. Zentrales Thema der bis zum 2. Mai dauernden Konferenz im Kongresspalast ist die Koordinierung globaler Aktionen gegen die US-Blockade. Darüber hinaus wollen die Vertreter von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und Solidaritätsorganisationen auch über Kampagnen zur Unterstützung der Völker »in einer politischen Situation, die durch die Offensive der Rechten gekennzeichnet ist«, beraten, wie CTC-Sekretariatsmitglied Ismael Drullet Pérez am Mittwoch vor der Presse hervorhob.
„Ein einzigartiges Stipendienprogramm Kubas für den Globalen Süden“
Sie promovieren derzeit an der Humboldt-Universität in Berlin. Können Sie uns etwas über Ihren persönlichen und akademischen Hintergrund erzählen? Was ist das Thema Ihrer Arbeit?
Seit zehn Jahren arbeite ich als Forscherin am kubanischen Geschichtsinstitut Instituto de Historia de Cuba (IHC) in Havanna, habe aber ursprünglich Erziehungswissenschaften studiert. An die Humboldt-Universität zu Berlin kam ich über ein DAAD-Stipendium und bin im Begriff, hier meine Doktorarbeit fertigzustellen. Mein Thema ist die Entwicklung eines in der transnationalen Bildungsgeschichte recht ungewöhnlichen Stipendienprogramms für Kinder, Jugendliche und junge Menschen aus rund 40 Staaten und Organisationen in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika, das zwischen 1977 und 2012 auf der kubanischen Insel der Jugend existierte.
Welchen Beitrag hat Kuba mit diesem Programm für die afrikanischen Länder geleistet?
Das Programm beinhaltete im Wesentlichen Stipendien für komplette Ausbildungszyklen auf allen Bildungsebenen, von der Grundschule bis zur Sekundarstufe, von der Sekundarstufe bis zur technischen Oberschule oder bis zur Universität. Das bedeutet, dass Kuba Tausende von „Internationalen Schülern“ aus der so genannten Dritten Welt, heute ein Teil des globalen Südens, als Techniker und Spezialisten in Bereichen wie Agronomie, Veterinärmedizin, Wirtschaftslehre oder Buchführung ausbildete. Diese wurden in ihren „Nationalstaaten“, zum Beispiel nach der Erlangung der formalen Unabhängigkeit, dringend benötigt. Die Stipendien wurden weltweit auf der Grundlage von Regierungsabkommen vergeben und von Kuba finanziert, ohne Einmischung eines dritten Staates oder einer Organisation und ohne finanzielle Belastung der Teilnehmenden. Wir haben es also definitiv mit einer selbstlosen Initiative zu tun, die Kubas internationalistische Solidaritätsmotivation in seiner militärischen und zivilen Hilfe für Afrika unterstreicht.
Inwiefern war dieses Programm mit seinen besonderen Merkmalen im internationalen Kontext einzigartig?
Wesentlich und ganz einzigartig ist der Fokus des Stipendienprogramms auf der Isla de la Juventud auf die Mittel- oder Sekundarstufe. Bisher herrschte in der Welt die Tendenz vor, Stipendien für die Hochschulbildung zu gewähren, sowohl im Westen als auch in den sozialistischen Ländern. Dies ist eine sehr wichtige Besonderheit, denn in jedem Land ist die Sekundarschule eine Schulstufe, welche Entwicklungsziele stark beeinflusst, in der aber die Schulabbrecherquote in Afrika und anderen Regionen der so genannten Dritten Welt sehr hoch ist.
Mit welchen Erwartungen sind die afrikanischen Schüler gekommen, mit welchen Erfahrungen sind sie zurück gegangen?
Die Statistiken über die Zahl der internationalen Studenten in diesem Programm variieren zwar von Autor zu Autor, doch halte ich bei meinen Recherchen eine Zahl von etwa 23.000 Absolventen für am wahrscheinlichsten.
Als ich insgesamt 109 befragte Absolventen aus 14 Ländern danach fragte, mit welcher ursprünglichen Erwartung sie auf die Isla kamen, antworteten 92,6 Prozent der Befragten: „Ich wollte zurückkehren und beim Wiederaufbau bzw. bei der Entwicklung meines Landes helfen“. Das führe ich auf ein kollektives Streben nach einer gerechteren und nach sozialistischen Prinzipien entwickelten Gesellschaft zurück, welches man damals bei verschiedenen afrikanischen Führungspersönlichkeiten feststellen konnte. In der Regel fanden diese ihren Rückhalt in den am stärksten benachteiligten Sektoren, wie Bauern und Arbeiter, die auf der Insel der Jugend gut vertreten waren und den Antrieb hatten, das dramatische koloniale Erbe zu ändern.
Zweifellos ist diese Zeit, die sie auf der Insel verbracht haben, eines der Markenzeichen für den späteren Werdegang vieler Absolventen. Sie sprechen von einer Ausbildung, die nicht nur eine sehr starke Gruppenidentität geschaffen hat, sondern auch einen Sinn für Patriotismus, Pflichtbewusstsein, eine proaktive Anpassung an schwierige Arbeitsumgebungen, die Bereitschaft, überall dort zu arbeiten, wo es notwendig ist, und einen kollegialen Umgang, unabhängig von der Arbeitshierarchie.
Oftmals verwischte die traditionelle pädagogische Abgrenzung zwischen Lehrern und Schülern und erleichterte den Schülern die Anpassung an das neue Leben und die neue Kultur. Vor allem aber begünstigte sie den Erfolg im Studium. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Absolventen nicht nur bemühen, als Gruppe auf die Insel der Jugend zurückzukehren, sondern auch den Kontakt zu ihren kubanischen „Eltern“ aufrechtzuerhalten und sie in ihre Heimatländer einzuladen.
Eine persönliche Frage: Welche Beziehung haben Sie als junge Kubanerin zum afrikanischen Kontinent?
Es ist eine von Wertschätzung geprägte Beziehung. Die afrikanische Präsenz, vor allem die der versklavten Menschen, ist einer der Einflüsse, die das kubanische Volk zu einer einzigen genetischen Familie gemacht haben. Weniger bekannt ist der afrikanische Beitrag im Kampf gegen den spanischen Kolonialismus und später gegen den amerikanischen Neokolonialismus. Ich vermute, dass ich mich aufgrund dieser beiden Komponenten – Tradition und Widerstand – mehr mit dieser Region verbunden fühle als mit anderen.
Das Interview erschien zuerst in der Zeitschrift der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Cuba Libre 1/2023