Unblock Cuba!
Die Kuba-Arbeitsgemeinschaft der Partei Die Linke, Cuba Sí, hatte Soligruppen und Interessierte zum Auftakt der diesjährigen »Unblock Cuba!«-Kampagne geladen. Rund 80 Menschen waren dem gefolgt, weitere verfolgten die Ausführungen online. »Freundschaft mit Kuba« – so die Cuba-Sí-Moderatorin Miriam Näther – pflegt seit langem auch die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen. Sie berichtete von ihrer Teilnahme auf der internationalen »Konferenz für das Gleichgewicht der Welt« in Havanna im Januar und spann den Bogen von ihrer Rede dort über den antikolonialen Kampf weltweit bis hin zum Ukraine-Krieg. Verbindender Tenor: Die Frage der demokratischen Souveränität »stellt sich mit existentieller Schärfe«. Auch und gerade in bezug auf die völkerrechtswidrige US-Blockade.
Deren Folgen immer wieder darzustellen und zu thematisieren, ist unabdingbar. Sowohl für die von der jungen Welt 2019 initiierten Kampagne als auch für Kubaner selbst. Gonzáles tut dies auch in seiner Position als Präsident des Cubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), deren Europavertreterin Ibis González beim »Unblock Cuba!«-Auftakt ebenso zu Gast war wie die Botschafterin Juana Martínez González. Das reicht von der Verweigerung überlebenswichtiger Güter wie Sauerstoff und Lungenventilatoren während der Pandemie bis hin zu den ökonomischen Folgen des westlichen Wirtschaftskriegs, von dem auch Kuba nicht verschont bleibt. Stille Wut ballte sich bei den Unterstützern im Saal zusammen, als Dagdelen weitere Folgen der US-beförderten »Strangulierung der Wirtschaft« erwähnte: So ist die Säuglingssterblichkeit wieder gestiegen und es gibt »einen noch nie dagewesenen Exodus« von jungen Kubanerinnen und Kubanern, die – gut ausgebildet – gezwungen sind, die Heimat zu verlassen.
Um so bedeutender sei, dass die erneut gewachsene Wahlbeteiligung bei der jüngsten Abstimmung zeige, dass »die Mehrheit der Bevölkerung die revolutionäre Regierung unterstützt«, so der 2014 aus US-Haft freigekämpfte »Held der Republik Kuba« Gonzáles. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die neugewählte Nationalversammlung alle anstehenden Aufgaben, die sich auch aus der 2019 in Kraft getretenen – und bei einem Referendum bestimmten – Verfassung ergeben, meistern wird.
Wie das von außen unterstützt werden kann, führte Jonas Pohle vom Verlag 8. Mai aus. Denn auch 2023 gilt es, alle Aufmerksamkeit auf den Herbst in New York zu lenken und mit vielen Menschen in Europa, mit Druck auf die jeweiligen Regierungen, zu fordern: Unblock Cuba!
Danke Vilma, danke Fidel! (Anzeige zum 8. März)
Den 1. Mai in Cuba feiern! Mit der 1. Mai-Brigade (Anzeige)
»Wir müssen die Trennung überwinden«
https://www.jungewelt.de/beilage/art/443383
Grußbotschaft Von Aleida Guevara
Aleida Guevara ist die Tochter des argentinisch-kubanischen Revolutionärs Che Guevara. Sie ist Kinderärztin und Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas (PCC).
Liebe Genossinnen und Genossen, es ist mir eine Ehre, zu euch zu sprechen. Zum 28. Mal findet die Rosa-Luxemburg-Konferenz statt. Ich hätte sehr gern persönlich mit euch vor Ort über Themen diskutiert, die uns alle zur Zeit bewegen. Aber es ist mir leider nicht möglich, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, und die Genossinnen und Genossen der Kommunistischen Partei Indiens hatten ihre Einladung an mich schon vor langer Zeit ausgesprochen. Ich habe deshalb diese Videobotschaft aufgenommen, um einen Gruß an euch alle vor Ort zu schicken.
Existenzverlust
Mein Vater wäre in diesen Tagen 98 Jahre alt geworden, und es ist wirklich erstaunlich, dass er immer noch präsent ist. José Martí hat geäußert, wenn die Menschen die Tugenden anderer Menschen anerkennen können, dann haben sie diese Tugenden selbst in sich. Es ist deshalb so wichtig, zusammenzukommen und sich um eine bessere und gerechtere Welt zu bemühen. Der Kapitalismus zeichnet sich dadurch aus, dass er trennt. Wir müssen die Trennung überwinden. Wenn wir eine neue, eine andere Welt aufbauen möchten, können wir uns den Luxus, als einzelne zu agieren, nicht leisten. Sicherlich, wir haben unterschiedliche Meinungen und Ansichten. Wenn man diese aber miteinander diskutiert und sie in einen Kontext setzt, dann wären wir wirklich stark.
Ein Wirtschaftswissenschaftler aus den USA, dessen Name mir entfallen ist, sagte einmal, dass eine Gesellschaft, die die Ethik verliert, auch das Recht zur Existenz verliert. Das ist eine traurige Wahrheit. Leider ist die Menschheit auf dem Weg, ihre Existenz zu verlieren. Es gibt Kriege zwischen Völkern, die Brüder und Schwestern sein könnten – Kriege, die angezettelt werden durch mediale und sonstige Manipulationen seitens der Vereinigten Staaten. Das ist unerhört, und wir erleben es in den letzten Jahren immer wieder. Man muss sich dagegenstellen, denn wir brauchen Frieden. Eine friedliche Entwicklung ist das A und O. Aber es muss auch ein Frieden in Würde sein. Che Guevara sagte stets, man könne nicht von »Frieden« sprechen, solange noch ein einziges Kind auf der Welt an Hunger sterben muss. Wir können nicht von »Frieden« sprechen, solange Kinder an Unterernährung sterben oder an Krankheiten, die geheilt würden, wären die richtigen Medikamente vor Ort.
Wirklicher Frieden bedeutet auch soziale und wirtschaftliche Entwicklung und Solidarität zwischen den Völkern. In diesen schwierigen Jahren der Pandemie haben wir viel gelernt und verstanden, was Solidarität bedeutet. Ich hoffe, niemand wird vergessen, wie wichtig diese Solidarität ist, um voranzukommen, um eine bessere Gesellschaft aufzubauen, um eine Kraft zu entwickeln, mit der wir die Realität verändern können. Diskutiert, analysiert, sucht nach Lösungen!
Sagen, was man denkt
Mein Vater sagte immer: »Man muss sagen, was man denkt, ohne Angst.« Ganz egal, wer es sagt, jeder hat das Recht, sich zu äußern oder zu fragen, wenn man etwas nicht versteht. Aber man muss dennoch versuchen, Lösungen zu suchen. Wenn man einfach nur diskutiert um der Diskussion Willen, dann passiert gar nichts, dann kommen wir nicht voran. Aber ein Problem zu diskutieren, um eine Lösung zu finden, dadurch kommen wir voran, dadurch wachsen wir.
Also, suchen wir gemeinsam nach Lösungen, um gemeinsam voranzuschreiten. Eine andere, eine gerechtere Welt ist möglich! Wir müssen weiter kämpfen, Genossinnen und Genossen, bis zum Sieg.
Cuba klagt an! (Anzeige)
„Yo, sí puedo“: Kubanische Lehrkräfte in Honduras eingetroffen
Tegucigalpa. Am 20. Dezember sind in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa 123 Lehrkräfte aus Kuba eingetroffen. Sie bereiten vor Ort die landesweite Alphabetisierungskampagne nach der erfolgreichen kubanischen Methode „Ich kann das“ ( Yo, sí puedo) vor. Diese Aktion findet im Rahmen des bilateralen Bildungsabkommens statt.
Der Einsatz kubanischer Pädagogen in Honduras sei trotz der verschärften Blockademaßnahmen gegen Kuba seitens der USA möglich gemacht worden, hob der ehemalige Präsident und jetzige Präsidentschaftsberater Manuel Zelaya hervor. Ziel ist es, die Analphabetenrate in Honduras in den nächsten vier Jahren von aktuell zwölf auf fünf Prozent zu senken.
Der Unterricht startet im Februar mit fünf kubanischen Spezialisten in der Hauptstadt, wo circa vier Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schreiben können. Das Programm richtet sich an Erwachsene und Senioren, die zuvor keine Möglichkeiten hatten, sich Lese- und Schreibfähigkeiten anzueignen. Die Teilnahme ist kostenlos. Nach einer detaillierten Bestandsaufnahme in diesen Monaten werden die Bevölkerungsteile definiert, bei denen die Maßnahme am dringendsten benötigt wird.
Mehr als zehn Millonen Menschen in über 30 Nationen haben bereits von diesem modernen audiovisuellen Programm profitiert. Es passt sich genau den landesgegebenen Strukturen an und wird in enger Koordination mit dem Lehrpersonal vor Ort durchgeführt. Nicht nur die offiziellen Landessprachen werden unterrichtet, sondern auch indigene Sprachen, um deren Übermittlung von Generation zu Generation zu fördern. Das Programm wird auch in der Blindenschrift Braille angeboten.
Zum ersten Mal wurde diese Methode ab 2003 mit der Alphabetisierungskampagne der Regierung von Präsident Hugo Chávez in Venezuela umgesetzt. Über eine Million Menschen nahmen teil. Das Programm funktioniert durch Unterricht per Video und wird durch Bücher oder Broschüren ergänzt. Ebenso wichtig ist ein „Lernhelfer“ (Facilitador): eine Person aus der gleichen Gemeinde, die durch Spezialisten geschult wird, um ihren Nachbarn beim Lernprozess zu helfen. Bereits im Jahr 2005 konnte die Unesco Venezuela als frei von Analphabetismus erklären.
Kuba selbst hat gemäß Unesco schon lange Zeit eine der höchsten Raten der Alphabetisierung in Lateinamerika: 99,8 Prozent.
Treffen in Panama zu Ernährungssicherheit: Kuba und Haiti tauschen sich zu Maßnahmen aus
https://www.jungewelt.de/artikel/440349.s%C3%BCd-s%C3%BCd-zusammenarbeit-alle-satt-machen.html
Von Volker Hermsdorf
Auch wenn das Angebot in Havanna reichhaltig aussieht, ist Ernährungssicherheit für Kuba ein bestimmendes Thema
Die karibischen Nachbarstaaten Kuba und Haiti wollen bei Projekten zur Ernährungssicherheit und Nahrungsmittelsouveränität enger kooperieren. Auf einem am Mittwoch in Panama-Stadt beendeten dreitägigen Forum der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben sich Experten beider Länder über Erfahrungen und Programme mit innovativen Ansätzen ausgetauscht. Die Bevölkerung der benachbarten Inselrepubliken leidet aus unterschiedlichen Gründen unter Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Laut der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina soll das Treffen in Panama dazu beitragen, die Süd-Süd-Zusammenarbeit zu fördern.
Die Delegation aus Havanna hat dabei unter anderem Studien des Fachzentrums Sierra Maestra über die Erzeugung, Nutzung und Verwendung von Pflanzen mit hohem Proteingehalt in der Tier- und Humanernährung vorgestellt. Als Beispiel verwies die FAO darauf, dass Moringa- und Maulbeerblätter mit sehr guten Ergebnissen für die Fütterung von Vieh und Kleintieren wie Kaninchen und Geflügel verwendet werden, um die Ernährungssouveränität und -sicherheit in dem karibischen Land zu verbessern. Am Montag ging es unter anderem um Praxis und Ergebnisse der Schulspeisungen in Kuba, die in der Region als vorbildlich gelten. Die FAO hatte erst Ende August darauf hingewiesen, dass auf dem Kontinent 56,5 Millionen Menschen, darunter fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren, keinen Zugang zu angemessener Nahrung haben. Seine Organisation messe deshalb Schulspeisungsprojekten eine zentrale Bedeutung bei, erklärte der FAO-Beauftragte für Ernährung, Israel Rios.
Weitere Themen waren ein im Februar in Kuba vorgestellter Plan zur Nahrungsmittelsouveränität und ein daraufhin im Juli verabschiedetes Gesetz zur Ernährungssouveränität und -sicherheit. Mit den darin vorgesehenen Maßnahmen will die Regierung die landwirtschaftliche Produktion steigern, die Abhängigkeit von Importen verringern und die Ernährungserziehung der Bevölkerung verbessern. Zwar gebe es »in Kuba keinen Hunger, aber das Risiko der Ernährungsunsicherheit besteht«, hatte damals der Berater für die Umsetzung des Programms, der brasilianische Theologe und Intellektuelle Frei Betto, erklärt. Laut Betto sind neben hausgemachten Problemen vor allem die seit über 60 Jahren gegen die Insel verhängte US-Blockade und die Auswirkungen des Klimawandels für die Nahrungsmittelkrise in Kuba verantwortlich. Im März lobte der FAO-Vertreter in Havanna, Marcelo Rezende, die trotz US-Blockade gemachten Anstrengungen für eine »gesunde Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft« als positive Beispiele für die Region.
Haiti ist zwar keiner US-Blockade ausgesetzt, laut einer Einschätzung der FAO auf globaler Ebene aber »das drittgefährdetste Land in bezug auf den Klimawandel«. Die Nahrungsmittelversorgung sei stark von extremen Wetterphänomenen betroffen »zusätzlich zum Mangel an Infrastrukturen und grundlegenden Dienstleistungen sowie einer fast nicht vorhandenen Integration von Innovation und Wissenschaft«, heißt es in dem Bericht. Die Delegierten aus Haiti, wo rund 85 Prozent der formellen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft bestehen und etwa ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes in diesem Bereich erzeugt wird, wiesen darauf hin, dass sich ihr Land in einer dramatischen Notlage befinde. Die FAO hatte bereits im Oktober berichtet, dass mit 4,7 der 11,4 Millionen Einwohner rund 40 Prozent der Bevölkerung unter »akutem Hunger« leiden. In der Gemeinde Cité Soleil, dem ärmsten und am dichtesten besiedelten Arbeiterviertel von Port-au-Prince, seien bereits 65 Prozent der dort lebenden Menschen von »großer Ernährungsunsicherheit« betroffen. Damit habe der Hunger in Haiti erstmals »katastrophale Ausmaße« erreicht, schlug die FAO Alarm.
Obwohl Ausmaß und Ursachen für die Probleme bei der Nahrungsmittelversorgung in den beiden Ländern mit einer annähernd gleichgroßen Bevölkerungszahl völlig unterschiedlich sind, sollen Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit fortgesetzt werden.
»Wir wollen Kuba helfen, ökologisch Strom zu erzeugen«
Seit dem vergangenen Jahr treibt Ihr Netzwerk das Projekt »Ein Solarkraftwerk für Cuba« voran. Weitere Sonnenkollektoren sind bereits auf dem Weg nach Kuba. Wie steht es um die Energieversorgung dort, nachdem der Hurrikan »Ian« vor einigen Wochen über die Insel fegte?
Die Lage auf Kuba ist nach wie vor sehr prekär. Zunächst hatte ein durch Blitzschlag ausgelöster Brand im Industriehafen von Matanzas, östlich von Havanna, im August vier Tanks mit Treibstoff zur Stromerzeugung zerstört. Das schränkte die sowieso schwer geschädigte Stromversorgung weiter ein. Ersatzteilmangel bei großen Heizölkraftwerken hatte bereits zuvor zu Ausfällen geführt, weswegen sie kaum Strom produzieren konnten. Ende September entstanden durch Hurrikan »Ian« im Westen des Landes schwere Verwüstungen, woraufhin der Strom ausfiel. Auch über das Dach des Biotechnologieunternehmens CIM in Havanna, wo sich unsere gespendete Solaranlage mit einer Leistung von 100 Kilowattpeak befindet, fegte der Hurrikan hinweg. Die hielt jedoch stand. »Ian« hinterließ freilich in dieser Gegend nicht so verheerende Schäden wie etwa in der Region Pinar del Rio. Dort gibt es mehr als 80.000 beschädigte Häuser mit mehr als 8.000 komplett vernichteten Wohnungen.
Die Lage wird zusätzlich durch die US-Blockade gegen Kuba verschärft. Hat sich irgend etwas verbessert, seitdem Joseph Biden Präsident ist?
Nein. Unter Donald Trump eingeführte Maßnahmen des Embargos bestehen weiter. Während der Hurrikankrise gab es kaum Lockerungen, um etwa Ersatzteile aus den USA wieder liefern zu können. Firmen, die nach Kuba exportieren, sind schwer zu finden. Sie müssen befürchten, selbst sanktioniert zu werden.
In welchem Umfang kann das Solarkraftwerk Kuba nutzen?
Wir hätten selbst nie gedacht, dass wir eine Solaranlage in der Größenordnung auf die Insel bringen können. Bereits fünf Monate nach der ersten Lieferung wurden 71.387 Kilowattstunden produziert, pro Monat also knapp 15.000. Zum Jahresende sollen Anlagen mit weiteren 230 Kilowattpeak ans Netz gehen. Ein weiterer Container ist unterwegs. Ab Januar 2023 ist eine Jahresproduktion von ca. 500.000 Kilowattstunden geplant.
Wie funktioniert die gespendete Anlage?
Die Solaranlage befindet sich auf dem Dach des Unternehmens CIM, wo etwa 1.000 Beschäftigte arbeiten. Der Strom wird unmittelbar im Betrieb verbraucht, Batteriespeicherung ist unnötig. Die dort erzeugte Energie entlastet das Netz von Havanna. Die Größenordnung, auf die wir sehr stolz sind, ist dennoch relativ. Wie dramatisch der Strommangel ist, zeigt sich etwa darin, dass ein sogenanntes Kraftwerksschiff aus der Türkei vor Havanna liegt, um die Insel mit Energie zu versorgen. Unsere Solaranlage spart dem kubanischen Staat ungefähr die Anschaffung von 150.000 bis 160.000 Liter Diesel beziehungsweise Heizöl.
Sie sind auf Spenden angewiesen. Wieviel Geld wird benötigt?
Vor kurzem haben wir nochmals einen Spendenaufruf gestartet und sind erfreut, dass wir insgesamt 158.000 Euro sammeln konnten. Wir wollen Kuba weiterhin helfen, mit Solaranlagen ökologisch Strom zu erzeugen. Wenn nun 160.000 Liter Heizöl nicht mehr verbrannt werden, ist das ein großer Erfolg. So können CO2-Emissionen auf der Insel reduziert werden.
Ist die Spendenbereitschaft in der BRD angesichts der explodierenden Energiekosten und wirtschaftlicher Einschnitte in Folge der Coronapandemie gesunken?
Die Menschen, die solidarisch denken und ein entsprechendes Verhalten an den Tag legen, haben beachtliche Summen gespendet. Es geht um Wiedergutmachung auch mit Blick auf den Klimawandel. Unser reiches Industrieland hat immense Schäden angerichtet: Die Hurrikanintensität in Kuba hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahrhundert verdreifacht, der Meeresspiegel steigt. Die Wetterkapriolen bringen Dürren und Überschwemmungen. Dabei hat Kuba kaum zur Klimakatastrophe beigetragen, sondern im Gegenteil seine Zuckerrohrmonokulturen aufgeforstet. Der Waldbestand ist dreimal so groß wie vor der Revolution.
»Wer Frieden will, muss gegen die NATO kämpfen«
Am vergangenen Wochenende waren Sie als Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei in Kuba. Wie kam es dazu?
Ich war dort beim Internationalen Treffen kommunistischer und Arbeiterparteien. Die Konferenz findet jährlich statt, war aber wegen der Pandemie zuletzt zweimal ausgefallen. Für dieses Jahr hatte sich die Kommunistische Partei Kubas bereit erklärt, einzuladen. Als DKP sind wir Mitglied im sogenannten Solidnet. Das ist die weltweite Struktur der kommunistischen und Arbeiterparteien, die diese Treffen organisiert.
Wie viele Menschen sind in Kuba zusammengekommen?
Dort waren 142 Delegierte aus 77 Parteien aus wiederum 60 Ländern. Das ist schon eine ganze Menge – zumal nicht mehr wie früher die gastgebende Partei die Kosten der Unterbringung übernommen hat.
Wie kontrovers wurde bei der Konferenz diskutiert, etwa über den Ukraine-Krieg?
Es gibt unterschiedliche Einschätzungen zu verschiedenen Themen, aber die Gemeinsamkeiten überwiegen. So ist es auch beim Ukraine-Krieg. Wir waren uns vollkommen einig, dass die größte Gefahr für den Frieden und die Menschheit von den Imperialisten in den USA, in der EU, in der NATO ausgeht. Über die Unterschiede in der Bewertung etwa der Russischen Föderation wurde bilateral diskutiert, munter und intensiv. Im Plenum sind solche Debatten wenig sinnvoll.
Mich freut, dass es sowohl eine gemeinsame Abschlusserklärung als auch einen gemeinsamen Aktionsplan gibt. Das liegt auch an dem großen Engagement der kubanischen Gastgeber. Die Kommunistische Partei hat diesem Treffen eine ungeheure Bedeutung beigemessen. Ihr Generalsekretär, der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel, hat zweimal an dem Treffen teilgenommen und auch eine Rede gehalten.
Noch mal zum Ukraine-Krieg: Waren bei der Konferenz auch Vertreter aus Russland bzw. aus der Ukraine?
Ja. Die Kommunistische Partei der Russischen Föderation und die Russische Kommunistische Arbeiterpartei waren dort, ebenso wie der Vorsitzende der mittlerweile verbotenen Kommunistischen Partei der Ukraine. Auch die Sicht dieser Genossen auf die Lage war sehr ähnlich.
Angesichts der Unterstützung der KPRF für den russischen Krieg in der Ukraine fragen sich einige, ob ihre Nähe zur Staatsführung zu groß ist. Spielten solche Debatten auch bei Ihnen eine Rolle?
Die Kommunistische Partei der Russischen Föderation unterstützt die Politik der Regierung bezüglich der Ukraine und auch den Krieg. Aber deswegen hat sie keineswegs ihre Oppositionsrolle aufgegeben. Sie bringt sich deutlich in die sozialen Auseinandersetzungen in Russland ein. Zudem fällt auf, dass sich die Position der KPRF und die der Russischen Kommunistischen Arbeiterpartei in der Frage annähern, obgleich sie sonst auch Differenzen haben.
Sie haben auf die Abschlusserklärung verwiesen. Welche Themen sind aus Sicht der kommunistischen Parteien die drängendsten dieser Zeit?
Auch da ging es um den Ukraine-Krieg als eine der bedrohlichsten Entwicklungen derzeit. Es droht ein dritter Weltkrieg, ein Atomkrieg. Aber auch die anderen Kriege dürfen nicht vergessen werden: der im Jemen, die auf dem afrikanischen Kontinent. Bei all diesen stehen entweder die USA, die EU, die NATO oder eine Kombination von ihnen dahinter. Wir sind uns einig: Wer Frieden und sozialen Fortschritt will, muss gegen die NATO und den Imperialismus kämpfen. Das ist der Geist der Abschlusserklärung.
Vor rund fünf Wochen wurde Kuba von einem Hurrikan heimgesucht. Zahlreiche Gebäude, landwirtschaftliche Nutzflächen, Strom- und Wasserleitungen wurden im Westen der Insel beschädigt. Welchen Eindruck haben Sie von der aktuellen Lage im Land bekommen?
Ich hatte nur einen begrenzten Einblick, auch weil ich hauptsächlich an der Konferenz in Havanna teilgenommen habe. Klar ist aber, dass Kuba deutlich weniger hart von Naturkatastrophen dieser Art getroffen wäre, wenn es nicht diese unmenschliche, verfluchte 60jährige Blockade gäbe. Deren Auswirkungen sieht man überall, etwa wenn Tankstellen entweder geschlossen sind oder ewig lange Schlangen von Autos davor warten. Man spürt den Würgegriff des Imperialismus. Aber gleichzeitig gibt es da auch das gemeinsame Kämpfen dafür, dass man sich nicht vom sozialistischen Weg abbringen lässt.