Fête de l’Humanité im Umland von Paris 15. – 17.September 2023
Angelika Becker, Vorsitzende des Netzwerk Cuba, im Sept. 2023
Schon am Do, 14.9. war ich auf Einladung von Cuba cooperation France, eine der französischen Soli- Organisationen, angereist, der Kontakt hatte sich ergeben auf dem Gipfel der Völker in Brüssel im Juli diesen Jahres. Es sollte kein Tourismus sein, sondern die Zusammenarbeit der Soli-Bewegung über die Grenzen hinweg vertiefen. So nahmen auch ein Vertreter der kommunistischen Partei Spaniens, zugleich Movimiento Estatal de Solidaridad en España (MESE), David Rodríguez, der Präsident der Solidaritätsbewegung in Italien, Marco Papacci, und die Präsidentin des Netzwerk Cuba in Deutschland, Angelika Becker teil, außerdem kamen der belgische Abgeordnete und Präsident der Partei der Arbeit, Raoul Hedebouw, und der französische Abgeordnete der kommunistischen Partei und Vorsitzender der parlamentarischen Freundschaftsgruppe, André Chassaigne, hinzu, sowie auch der Abgeordnete Manu Pineda/Spanien (EP) nahm teil.
Zunächst zur Fête selbst – die Humanité ist die Tageszeitung der Kommunistischen Partei Frankreichs: einiges außerhalb von Paris auf einem ehemaligen Flugplatz war eine riesige Zeltstadt aufgebaut, mit mehreren riesigen Bühnen (mit ständigen Konzerten), Zelten zum politischen Austausch, Ständen der Regionen in Frankreich mit vielen Angeboten zu Essen und Trinken sowie politischer Information. Ein ganzer großer Bereich war der Solidarität mit anderen Völkern gewidmet, dort war auch ein großes Kuba-Zelt mit Restaurant, Getränketresen, kleine Bühne für Live-Musik, eine Ausstellung zum Sport (Fidel) und kubanische erfolgreiche Sportler. Davor wurden die politischen Veranstaltungen durchgeführt. Vom riesigen Parkplatz (auch einen Campingplatz gab es) brauchte man mehr als eine halbe Stunde bis zum Kuba-Zelt. Über dem ganzen Platz schwebte eine Staubwolke, die das Atmen erschwerte, allerdings war es zum Glück trocken, sonst wäre alles im Schlamm versunken. Eine ungeheure logistische Leistung für die 430.000 Besucher in diesen drei Tagen.
Die kubanische Delegation war groß, mit Elier Ramírez Cañeda an der Spitze, Mitglied des Zentralkomitees und des Staatsrats, Abgeordneter der Nationalversammlung und Subdirektor des Centro Fidel Castro , mit dem kubanischen Botschafter in Frankreich Otto Vaillant, der Botschafterin Kubas bei der UNESCO, für die PCC Belkys Lay, ein Wissenschaftler von BioCubaFarma, der stellvertretende Sportminister usw. Die olympischen Spiele im nächsten Jahr in Frankreich warfen ihre Schatten voraus: die anwesende erfolgreiche Boxmannschaft bereitet sich in Frankreich vor. Einige Musiker und Animateure sorgten dafür, dass das kubanische Zelt stets gut gefüllt war, auch zu den mehr politischen Aktivitäten.
Wichtig für Kuba war vor allem eine Veranstaltung im großen nationalen Zelt der PCF am Samstag um 11:30 Uhr, wo auf Initiative von Cuba cooperation France und von Cuba Linda der Nationale Sekretär der PCF, auch Abgeordneter, Fabien Roussel, zu einer Kampagne zur Aufhebung der Blockade der USA gegen Kuba aufrief. Im Kuba-Zelt (betrieben von Ehrenamtlichen und der kubanischen Botschaft) selbst gab es mehrere Veranstaltungen, die immer begleitet wurden von Prensa latina.
Für mich auffallend war, dass die französischen Beiträge immer sehr leidenschaftlich, schwungvoll und laut vorgetragen werden, wobei ich nicht immer von der Substanz überzeugt war. Sehr viele Redner, weil offensichtlich jeder sich und seine Organisation präsentieren muss – wir gehen insgesamt sehr viel sachlicher vor.
Wichtig in den vielen Gesprächen am Rande der Veranstaltungen war es, zu verstehen, wie die Organisation in den anderen Ländern funktioniert, wie sie arbeiten. So ist die Kuba-Soli in Italien relativ zentralisiert, fasst die Gruppen in den verschiedenen Regionen zusammen, wählt für 4 Jahre einen Vorstand und einen Vorsitzenden, hat ein kleines Büro, 15% der Spenden werden für organisatorische Aufgaben verwandt.
Ich habe einiges an Material mitgebracht, das ich noch auswerten muss. Die staatliche Soli-Bewegung in Spanien ist breit und unterschiedlich, muss immer auf nationale Besonderheiten Rücksicht nehmen (Katalonien, Baskenland u.a.). Steht offenbar der kommunistischen Partei Spaniens nahe.
Drei der französischen Organisationen: Asociation France Cuba, Cuba coopération France und Cuba Linda haben sich – wohl erstmals – zusammengetan für die internationale Unterschriftensammlung „eine Million Unterschriften für die sofortige Aufhebung der Blockade“ – Kuba lebt und leistet Widerstand. Es wurde sehr aktiv um Unterschriften auf Listen geworben, da viele Menschen das Internet dafür scheuen. Darüber hinaus gibt des noch Cuba Sí France, die wohl eng mit einer Gewerkschaft im Druckbereich zusammenarbeitet und überwiegend Devotionalien verkauft. Cuba Linda hat den Schwerpunkt Reisen nach Kuba (zu ordentlichen Preisen).Jede der Gruppen hatte seinen eigenen Stand, mit eigenen Treffen mit der kubanischen Delegation. Darüber hinaus gibt es noch mediCuba France.
Am Rande der zahlreichen Veranstaltungen haben sich die Vertreter von Cuba coopération France, Italien, Spanien und Deutschland intensiv ausgetauscht über die sinnvoll vielfältige Arbeit und Projekte in den jeweiligen Ländern, der gewachsenen Bedeutung der politischen Solidarität, die ein gemeinsames grenzüberschreitendes Handeln notwendig macht. Sie waren sich darin einig, dass die wichtigsten Events diesen Jahres, die UN-Abstimmung und das Tribunal begleitet werden müssen von Aktivitäten in den Regionen, z.B. durch Statements von bekannten Persönlichkeiten und parallele sichtbare Veranstaltungen im Vorfeld und danach. Es gilt auch, eine Perspektive für das kommende Jahr zu entwickeln, damit die Bewegung nicht in ein Loch fällt. Wichtig auch: die persönliche Begegnung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit – wir wissen relativ wenig von einander.
Randbemerkung: einen deutschen Stand gab es, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der aber nicht durch Menschen betreut wurde, nur Bücher auf französisch(kostenlos) ausgelegt hatte. Es gab sogar ein UnblockCuba-Plakat und einzelne junge Welt. Schwach, sollte besser werden.