Ein Brief aus der Schweiz: MEIN BRIEF AN FREUNDINNEN, FREUNDE UND GUTE BEKANNTE
Liebe Freundinnen, Freunde und gute Bekannte
Ihr wisst um meine CUBA-Affinität, und Ihr könnt Euch ausmalen, wie mich die gegenwärtige Situation beschäftigt. Ihr wisst es sicher aus eigener schicksalsbedingter Betroffenheit – es gibt ja der Probleme genug in dieser Welt – wie nahe man sich manchmal der Verzweiflung und Ohnmacht fühlen kann.
Wenn ich hier und jetzt zur «virtuellen Feder» greife und Euch schreibe, dann weil mich Wut, Entrüstung und Gerechtigkeitssinn dazu treiben.
Die Situation in CUBA ist zweifelsohne äusserst schwierig – ich stehe täglich im Austausch mit unseren Freundschaften auf der Insel – aber die Art und Weise, wie das hier medial dargestellt wird, ist ein absoluter Skandal, strotzend vor Bösartigkeit, Hetze und Fake-News.
Dass sich kommerzielle Medien eher an Verleger-Interessen und Gewinnmaximierung denn an der Wahrheit orientieren, liegt auf der Hand. Dass aber mit ihnen auch das öffentlich-rechtliche SRF im medialen Gleichschritt mit der rechtsextremen Anti-Kuba-Mafia in Miami und den Feindbild-Produzenten im Pentagon geht, ist unentschuldbar.
Verschwörungstheorie? Der unwiderlegbare Beweis für meine Anklage ist die Tatsache, dass sämtliche hiesigen Medien die US-Blockade entweder unerwähnt lassen oder als Embargo verharmlosen,
ABER NIE DAS VON DEN USA SELBER DEFINIERTE ZIEL IHRER BLOCKADE ERWÄHNEN:
«…durch wirtschaftliche Unzufriedenheit und Not das Wirtschaftsleben schwächen, indem Kuba Geld und Lieferungen verwehrt werden, mit dem Ziel, die Nominal- und Reallöhne zu reduzieren, Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung zu bewirken»
(US-Unterstaatssekretär Lester D. Mallory am 6. April 1960)
Et voilà…
Der im kubanischen Volk äusserst beliebte Präsident Miguel Díaz-Canel – und das weiss ich nun garantiert besser als aus Miami oder New York berichtende Journis – zeigte viel Verständnis für Proteste angesichts der durch die Pandemie zusätzlich verstärkten Notlage und suchte sofort das Gespräch mit den Protestierenden.
Es wurden nicht Demonstrierende sondern Delinquenten verhaftet, die Plünderungen und sogar Angriffe auf Krankenstationen verübten, ganz nach System-Change-Lehrbuch der USA (die haben dafür über 20 Millionen Dollars in ihrem Budget).
A propos Covid-19: CUBA hatte die Pandemie lange Zeit gut im Griff; aktuell steigen die Zahlen stark, aber noch immer ist ein Bruchteil an Todesfällen zu verzeichnen verglichen mit der reichen Schweiz, den USA und dem ganzen Kontinent.
In der hiesigen Presse lese ich aber nur und penetrant wiederholt: «Tausende protestierten in Kuba gegen Unterdrückung und für Freiheit». (Wie ist das noch mit der ständigen Wiederholung der Lüge bis sie Wahrheit wird?).
Und das notabene auch vierzehn Tage nach dem 11. Juli, obwohl ganz klar ist, dass die überwiegende Mehrheit gegen die Blockade und zur Unterstützung ihrer Regierung auf die Strasse ging.
In den hiesigen Medien findet ein Faktencheck – wenn es um CUBA geht – nicht statt. Falschmeldungen werden nicht korrigiert.
In diesem Zusammenhang möchte ich Euch auch auf den Sprachgebrauch aufmerksam machen: Für SRF sind die USA der «Leuchtturm der Demokratie» (O-Ton), und entsprechend übernimmt es exakt deren Feindbilder: Es sind die Länder, die auf ihrer durch das UNO-Völkerrecht zugesicherten Souveränität beharren, und die folglich der «fünften Freiheit» (man lese Noam Chomsky) und dem «Recht auf freie Ausbeutung» durch das Imperium und dessen Zudiener im Wege stehen…Entsprechend werden sie systematisch als «Regime» verunglimpft, denen es an «Freiheit und Demokratie» mangle.
Wieso verschweigt das öffentlich-rechtliche SRF auch sämtliche Informationen aus den USA selber, die ein objektiveres Bild ergeben würden?
Dort gibt es in der Bevölkerung eine beeindruckende Solidarität mit CUBA:
- Die «Pastors for Peace» organisieren jedes Jahr Karawanen durch die USA und Mexico nach CUBA
- Die «Black Lives Matter»-Bewegung sprach ihre Solidarität mit CUBA aus und rief – wie auch das «US-Peace-Movement» und «CODEPINK» – zur Aufhebung der US-Blockaden auf
- In der «New York Times» erschien am 23. Juli eine ganzseitige Anzeige von über 400 Persönlichkeiten aus aller Welt «LET CUBA LIVE» (siehe Anhang)
Für mich besteht der leise Verdacht, dass auch der «interne NATO-General» beim SRF eine objektivere Berichterstattung verhindert…
Man bezichtige mich jetzt nicht des Anti-Amerikanismus: Ich habe beste Freundinnen und Freunde in den USA und stehe ganz auf Seiten der Völker von «Nuestra America».
Carlos Santana, der begnadete Gitarrist meinte nach der Wahl von Trump: «Er bringt den Dreck aus Amerikas Bauch. Und Amerika kann sich endlich in die eigenen Gedärme schauen. Was wir einmal als Vereinigte Staaten bezeichnet haben, ist längst nicht mehr vereinigt. Wir bestehen vor allem aus fragmentierter Angst.»
Und jetzt angesichts ihres chaotischen Umgangs mit der Pandemie müsste doch diese «westliche Wertegemeinschaft» dringend über die Bücher gehen was Solidarität und Menschenrechte betrifft, anstatt den Splitter im kubanischen Auge zu suchen und das Brett vor dem eigenen Kopf nicht zu sehen…
Im Anhang findet Ihr Beweise für den erbärmlichen und hassgetriebenen Stil der Anti-Kuba-Hetzkampagne, der leider auch die Schweizer Medien voll aufsassen und hier prompt zur Stelle waren als ein paar Dutzend von ein paar Tausend in der Schweiz lebenden Kubanern «Diktatur» schrien, während unsere Solidaritätsarbeit seit Jahr und Tag totgeschwiegen wird.
Im Gedanken an alle mir bekannten lieben Menschen in CUBA war es mir ein Muss, zumindest meinem Bekanntenkreis meine Sicht der Dinge mitzuteilen. Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit.
Mit Cuba-solidarischen Grüssen
Sämi Wanitsch
MEDIENKAMPAGNE GEGEN CUBA d fr