Widerstandskunst und Cuba Libre
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junge Welt auf der Buchmesse Leipzig
Großer Andrang herrschte am Freitag nachmittag am Stand von junge Welt auf der Buchmesse in Leipzig. Autor Carlos Gomes stellte im Gespräch mit jW-Außenpolitikchefin Ina Sembdner sein neues Buchprojekt »Chile 1973 – Wandbilder und Denkmäler aus DDR und BRD« vor, das demnächst im Verlag 8. Mai erscheinen wird. In Chile hatten Murals – Wandgemälde – für die Unidad Popular die Funktion, der teilweise analphabetischen Bevölkerung ihr Programm zu vergegenständlichen. »Sie sollten die Geschichte des Landes und den Kampf der Arbeiterklasse erklären«, so Gomes. Nach dem Putsch 1973 flohen viele Künstler nach Europa, wo sie ihre Kunst nun dem Widerstand gegen die Pinochetdiktatur widmeten.
Gomes hat in jahrelangen Forschungen die Geschichte solcher Bilder und anderer Denkmäler, die an den Putsch erinnern und zur Solidarität mit den verfolgten chilenischen Linken aufriefen, in BRD und DDR erforscht. »In der DDR wurden solche Denkmale vom Staat in Auftrag gegeben, in der BRD waren es dagegen eher staatskritische Linke, die sie initiierten und damit auch die Kollaboration der Bundesregierung mit dem Pinochetregime anprangerten«, so der Autor. In dem reich bebilderten Buch werden 28 Denkmale und Wandbilder mit einem Text zu ihrer Entstehung und der Bedeutung jedes Monuments präsentiert. Viele wurden inzwischen abgebaut oder zerstört, wie in einem Kapitel aufgezeigt wird. Doch etwa in Bielefeld und Bremen gibt es bis heute Chile-Murales. »Meine Lieblingsdarstellung findet sich in Konstanz«, so der Autor. »Dort wird eine Friedenstaube gezeigt, die nicht passiv, sondern kämpferisch ist.«
Im Anschluss an das Werkstattgespräch luden junge Welt und der Verlag 8. Mai zum bereits traditionellen Empfang mit Cuba Libre an den Stand. (jW)