Die Manipulation nationaler Währungen: eine Waffe zur wirtschaftlichen Destabilisierung
Die negativen Auswirkungen auf die Opferländer sind nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch sozialer und politischer Natur, so die venezolanische Wirtschaftswissenschaftlerin Pasqualina Curcio
Autor: Wennys Díaz Ballaga |
Inflation und Superinflation, die durch die Abwertung der nationalen Währung verursacht werden, sowie die Beschränkung der Entwicklung durch eine Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade sind Realitäten, die in jüngster Zeit auf Kuba und Venezuela zutreffen.
Beide Länder sind Zielscheibe des vom US-Imperialismus geführten Wirtschaftskrieges, der darauf abzielt, ihre Regierungen zu stürzen.Zu den Waffen, die er dabei einsetzt, gehört eben die Manipulation ihrer Währungen, ein Modus Operandi, über den Pasqualina Curcio Curcio, Doktorin der Wirtschaftswissenschaften, Professorin an der Wirtschaftsfakultät der Simón Bolívar Universität in Venezuela und Teilnehmerin des 14. internationalen Treffens von Wirtschaftswissenschaftlern über Globalisierung und Entwicklungsprobleme, das in Havanna stattfindet, mit Granma sprach.
–Wie äußern sich Inflation und Superinflation als Phänomene der wirtschaftlichen Destabilisierung in Venezuela?
–Seit dem Sieg der Bolivarischen Revolution wird Venezuela vom Imperialismus angegriffen, aber mit größerer Intensität nach dem Tod von Kommandant Chávez im Jahr 2013, als eine Finanzblockade zu wirken begann, die sich insbesondere gegen das staatliche Unternehmen Petróleos de Venezuela (PDVSA) richtete.
Das wirkte sich auf die Einnahmen aus dem Ölexport aus, weil es aus kommerzieller Sicht schwierig wurde, das Öl auf den Markt zu bringen und Nachschub für die Produktion zu beschaffen.
Dieses erste Manöver der wirtschaftlichen Destabilisierung wurde von einem parallelen Angriff auf unsere Währung, den Bolivar, begleitet.
Dieser Angriff besteht darin, über Kommunikationskanäle (in unserem Fall Dólar Today) Webportale zu positionieren, in denen fiktive Wechselkurse festgelegt werden, die viel höher sind als der offizielle Wechselkurs, die aber negativ als Referenz für die Bestimmung der Preise von nationalen Waren und Dienstleistungen verwendet werden.
Das Hauptproblem besteht darin, dass der fiktive Wechselkurs alle Preise in der Wirtschaft bestimmt, so dass die Löhne nicht im gleichen Verhältnis oder mit der gleichen Geschwindigkeit steigen, was zu einem erheblichen Kaufkraftverlust und einem Rückgang der Nachfrage und der Produktion führt. Darüber hinaus führt dies zu einer Verknappung der öffentlichen Haushalte und schafft eine Situation der Ungleichheit.
Diese Manipulation des Wertes der Währung ist eine mächtige Waffe, denn die Destabilisierung erstreckt sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf die soziale und politische Sphäre im Inneren. Es handelt sich um eine aggressive Strategie, die mit der Blockade einhergeht und den Einfluss der Medien, in diesem Fall der sozialen Netzwerke, nutzt.
Das Phänomen hat keine wirtschaftliche Erklärung, selbst wenn man es mit den internationalen Reserven, dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder der Exporte vergleicht, denn die Zahlen sind unverhältnismäßig. Es handelt sich nicht um ein wirtschaftliches Problem, sondern um eine politische Kriegsführung.
In Zahlen ausgedrückt, hat es in Venezuela eine Inflation erzeugt, die allein im Jahr 2018 an die 130 060 % betrug, und es ist offensichtlich, dass so etwas Auswirkungen auf die Haushalte, auf den Staatshaushalt, auf die Entwicklung und auf die Produktion hat.
–Glauben Sie, dass dieser Mechanismus der Währungsabwertung auch gegen Kuba eingesetzt wird?–Es würde uns nicht überraschen, wenn man in Kuba, wie in Venezuela, einen fiktiven Wert des so genannten parallelen Dollarmarktes einführt. Es ist klar, dass dies weder mit dem Markt, noch mit der Nachfrage, noch mit dem Angebot, noch mit den internationalen Reserven zu tun hat; es ist vollkommen politisch, genau wie Zwangssanktionen oder einseitige Maßnahmen.
– Diese Strategie wurde bereits in der Vergangenheit angewandt, insbesondere bei Ländern, die versucht haben, ihren Kurs zu ändern. Was sind Ihrer Meinung nach die Gemeinsamkeiten dieser Erscheinungsformen?
–Das ist keine neue Waffe. Zum Beispiel wurde in Chile gegen die Regierung von Salvador Allende auch die Währung manipuliert, und in Nicaragua gab es mit der sandinistischen Revolution eine Hyperinflation als Folge einer Abwertung.
Selbst die bekannten Hyperinflationen in der Welt waren nicht zufällig, sondern traten in Ländern auf, in denen es sozialistische revolutionäre Prozesse gab, denn sie sind nichts anderes als ein Mechanismus des Drucks, der Herrschaft.
– Könnten sie heute auch als Beweis für die Verzweiflung des Imperialismus angesichts des Verlusts seiner Vorherrschaft gesehen werden?
– -Ja, glücklicherweise erleben wir heute Veränderungen, die auf einen Hegemonieverlust des Imperialismus hinzudeuten scheinen, und wenn wir von Imperialismus sprechen, beziehen wir uns nicht nur auf die Vereinigten Staaten, sondern auf die Herren der Federal Reserve, in der es unter anderem britisches und französisches Kapital gibt.
Sie erkennen selbst, dass der Dollar an Bedeutung und Raum verliert, aber das macht ihre Herrschaftsmechanismen, sowohl den Angriff auf nationale Währungen als auch die Wirtschaftsblockaden und andere Zwangsmaßnahmen gegen Länder, umso gefährlicher.
Langfristig ist dies die Folge davon, dass der US-Dollar am Ende des Zweiten Weltkriegs zur Weltleitwährung werden durfte. Als sie diese Macht erhielt, wurde ihr auch die Möglichkeit gegeben, eine Finanzarchitektur nach eigenem Gutdünken aufzubauen und das internationale Zahlungssystem Swift zu schaffen, das nichts anderes ist als ein Freibrief für die Federal Reserve, um Finanztransaktionen zu genehmigen oder nicht zu genehmigen.
Mit dem Erstarken der alternativen Währungssysteme Chinas, Russlands und mit den BRICS als Mächte scheinen die Vereinigten Staaten jedoch an Macht zu verlieren.
Das ,und ich möchte es wiederholen, macht sie gefährlicher, so gefährlich, dass die Kriege zwischen Russland und der NATO, die Aggression Israels gegen Palästina, bei denen immer die USA ihre Hände im Spiel haben, nichts anderes sind als Manifestationen dieser Gefahr. Sie sind der Beweis für die Verzweiflung der Vereinigten Staate, ihre Hegemonie aufrechtzuerhalten.