Girón und der Weg zum Ruhm
https://de.granma.cu/cuba/2023-04-19/giron-und-der-weg-zum-ruhm
Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben
Autor: César Gómez Chacón |
Die derzeitige Straße, die die Nationalstraße mit Playa Girón verbindet, sollte langsam befahren werden. Dies ist eine Empfehlung für alle, die sich diesen Weg mit der unbeschreiblicher Schönheit der Natur nicht entgehen lassen wollen, der direkt durch die Geschichte zu seinem Ziel führt.
Heute besteht keine Notwendigkeit den kleinen Strand am östlichen Ende der Schweinebucht im Süden Kubas besonders schnell zu erreichen. Es gilt vielmehr die Zeit zurückzudrehen und in die Legende dieses einzigartigen Ortes im Süden Kubas einzutauchen.
Plötzlich geht die Straße in einen schmalen Damm über, und zu beiden Seiten erstreckt sich wie ein unzugängliches Geheimnis die Ciénaga de Zapata mit ihrem Sumpf, den Moskitos und den Krokodilen, die sich dort ducken. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber plötzlich hört man in ein Geräusch wie Donnergrollen in der Ferne und seltsame Blitze am Himmel werden plötzlich diese friedliche Morgendämmerung durchbrechen… am 17. April 1961.
Der Geruch des Krieges durchdringt alles. Erde, Schießpulver und Blut vermischen sich mit der Benommenheit dieses heimtückisch angegriffenen Frühlings. Das Dröhnen von Kanonen, Granaten, Panzern und die Explosionen des feindlichen Feuers mischen sich mit dem Maschinengewehrfeuer der Milizionäre, dem Stöhnen der Verwundeten und dem Schweigen der Toten. Die Flugzeuge überfliegen die einzige schnelle Zufahrtsstraße nach Playa Larga und Playa Girón, mit Insignien der Luftwaffe Kubas auf den Tragflächen: Das sind unsere! Die Milizionäre erheben ihre Arme im Siegesrausch, aber die Geier des Hasses drehen unerwartet ab und schießen. Sie werfen Napalm-Bomben ab und Granaten.
Busse, Lastwagen und Leichen brennen. Die Überlebenden werfen sich auf den Boden und feuern, aber die Flugzeuge der Angreifer sind bereits auf dem Meer. Sie fliegen in Panik über die Schweinebucht, wo die Landung gerade erst heute früh begonnen hat.
Die Leitung und Politkommissare lassen der Mutlosigkeit keinen Raum. Weiter Jungs, Fidel ist unterwegs, Patria o Muerte und vorwärts!
Die jungen und alten Milizionäre am Straßenrand sind immer noch fassungslos und sprechen kaum. Wenig später, nachdem die Verwundeten abtransportiert waren, machten sie sich wie Schlafwandler auf den Weg, um Meter für Meter den harten Weg zum Ruhm zurückzulegen, ja, den des Vaterlands oder des Todes. Patria o Muerte.
Noch bleiben viele Stunden des Kampfes bis sie weniger als 70 Stunden vorbei sind, die ausreichen werden, um die Pläne der CIA und des Pentagon zu vereiteln. Ein absurder Versuch, mit Waffengewalt – und mit Hilfe von Verrätern – den Wunsch der Mehrheit der Kubaner zu zerstören, endlich ein freies und souveränes Land zu haben.
Die 13-jährige Nemesia wird Zeugin, wie das Flugzeug auch ihre Familie beschießt und die Kugeln ihre Mutter und töten und ihre so heißgeliebten weißen Schuhe zerstören, die Indio Naborí in einem Gedicht unsterblich gemacht hat.
Der Pilot Carreras wird die Landungsschiffe unentwegt mit Feuerstößen angreifen und verhindern, dass eine B-26 weiter Tod und Verwirrung bringen kann.
Und Fidel wird mit dem Telefon in der Hand von der Zuckerfabrik Australia aus seinen kämpfenden Rebellenkommandeure und Hauptmännern im Minutentakt Anweisungen geben: Che in Pinar del Río, Raúl im Osten und „Gallego“ Fernández beim Vormarsch nach Süden:
Curbelo, wir werden Flugzeuge abschießen, aber heute sinken die Schiffe … Schießt die B-26 ab, die uns ärgert , schützt die Straße nach Playa Larga… Raúl, ich kann es dir jetzt nichts Genaueres sagen, aber pass dort gut auf, viele Panzer und viel Flak… Universo, Che hat sechs Kanonenbatterien ohne Personal… Osmany, vier Bataillone, zwei leichte und zwei schwere, ja, denn wir werden alles nehmen… Aragonés: um sechs Uhr morgens ist alles sauber hier, wir werden sie in der Nacht mit allem einnehmen… Almeida? Soll ich einige Truppen durch Jovellanos vorrücken lassen, damit sie an der Küste kämpfen können? Del Valle: Befehlen Sie Pedrito Miret, mindestens 12 Kanonen von den Studenten zu mobilisieren… Fernández, bist du schon in Pálpite? Sicher? -Sicher, Comandante. Wir haben schon gewonnen“, antwortete Fidel.
Am 19. April traf der Führer der Revolution in einem T-34-Panzer im Sand von Playa Giron ein. In der großen Bucht sah man noch den Rauch der Schiffe und Barkassen der Söldner.
Die „tapferen Eindringlinge“ der Brigade 2506, denen der Diktator Somoza bei ihrer Abreise aus Nicaragua befohlen hatte, ihm ein paar Haare aus Fidels Bart zu bringen, schwammen verzweifelt durch die Mangroven und auf das Festland, um sich mit erhobenen Händen und voller Angst den Milizionären zu ergeben.
Aber die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Die Morgendämmerung bricht über die Straße herein, die heute – perfekt asphaltiert – zum Museum und zum Touristenzentrum von Playa Girón führt. Es ist eine Straße von außerordentlicher Schönheit; auf jeder Seite, auf der Strecke zwischen der Zuckerfabrik Australia und Playa Larga, stehen kleine Obelisken. Es ist die Hommage des Heimatlandes an die tapferen Kämpfer, die 1961 den Weg zum Ruhm mit ihrem Leben besiegelten.