#ConFilo100
https://de.granma.cu/cuba/2022-07-11/confilo100
Die digitalen Netze sind heute der ideale Ort, um alles zu sagen, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hat. Dieser sehr freie Zustand gibt den Nutzern das Gefühl der Straffreiheit, was wiederum in hohem Maße zur Verschärfung der schlimmsten Instinkte und Verhaltensweisen der Menschen beiträgt
Autor: Michel E. Torres Corona |
Es gibt ein Sprichwort, das besagt: „Papier ist geduldig“. Das ist natürlich eine analoge Aussage, denn in der modernen Welt ist das Papier weit überholt. Die digitalen Netze sind heute der ideale Ort, um alles zu sagen, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hat. Dieser sehr freie Zustand gibt den Nutzern das Gefühl der Straffreiheit, was wiederum in hohem Maße zur Verschärfung der schlimmsten Instinkte und Verhaltensweisen der Menschen beiträgt.
Dieses Gefühl der Straffreiheit gibt Legionen von Hassern und Trollen im Internet die Möglichkeit, ohne jeden Anflug von Reue zu beleidigen und zu verleumden, ohne dass eine Sanktionsgewalt ausgeübt wird, um sie zu bremsen. Dies hat offensichtlich Einfluss auf das Klima der Toxizität, Intoleranz und Gewalt, das in den digitalen Netzen oft zu herrschen scheint. Es bildet sich eine klare Grenze zwischen dem, was eine Person in den Netzen tut, und dem, was sie von Angesicht zu Angesicht tut.
Diese Grenze ist in Kuba immer klar und verschwimmt normalerweise nicht, außer an jenem ominösen Tag am 11. Juli letzten Jahres. An diesem Tag verwischten die Grenzen, und es kam zu einer Osmose, bei der das Schlimmste des Landes überschwappte: Videos von Vandalismus und Fotos von den Demonstrationen, einige davon verzerrt oder völlig falsch, begannen sich in den Netzen zu verbreiten.
Gleichzeitig gelang es dieser Hassrede, die kubanischen Straßen zu infiltrieren, und zum ersten Mal seit vielen Jahren konnte man Menschen hören, die anderen „Claria“ (ausgesprochen hässlicher Fisch) zuriefen, Menschen, die von den Dächern riefen, dass sie die Kommunisten verbrennen würden.
Einen Monat später wurde die erste Sendung des Programms Con Filo mit Karima Oliva als Moderatorin und Drehbuchautorin ausgestrahlt, und man erkannte, dass wir einen Raum brauchten, in dem Kontroversen, die normalerweise im Cyberspace entstehen, geklärt und analysiert werden konnten. Diese Kontroversen, die immer wieder aufkommen, manchmal auch unter den Revolutionären selbst, sind der bevorzugte Treibstoff für den Zusammenbruch der Einheit und die Implosion des Systems. Wir mussten unsere Angst verlieren und die Paranoia hinter uns lassen: Wir mussten uns klar und deutlich zu den Angriffen äußern, mit denen wir eingeschüchtert werden sollten, und zu den Kampagnen, die mit fake news gespickt waren.
Das Programm hat versucht (und versucht es immer noch), den Zuschauern Werkzeuge, kognitive Ressourcen und Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, damit sie alles hinterfragen, was sie in den digitalen Netzen sehen oder hören. Sie können uns sogar in Frage stellen, aber sie sollten nicht alle Fortschritte im Bereich der Computerisierung durch Unwissenheit verlieren. Es hat auch versucht, eine Plattform zu sein, damit jedes Individuum oder Kollektiv, jeder Theoretiker oder Aktivist, der die Revolution aus ihrem Innersten heraus verteidigt, viel mehr Menschen erreichen kann.
Ein Jahr und fast einhundert Programme später kämpfen wir weiterhin gegen Toxizität und Desinformation, wir widerstehen weiterhin den wütenden und manchmal geradezu kindischen Angriffen der Hasser, wir verteidigen weiterhin die Revolution und das sozialistische Projekt, das in unserer Magna Carta gebilligt wurde. Wir sind genau das: ein Programm der Gegenpropaganda, ein Instrument im Dienste des Widerstands gegen den kognitiven Krieg, den unsere Feinde gegen Kuba führen, eine Waffe, um die Nähte der Medienmanipulation aufzureißen.
Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, was halten Sie von der Sendung? Haben Sie schon Ihren Facebook-Post oder Ihren Tweet zu Ehren der 100. Sendung von Con Filo? Con Filo gemacht?