Vertrauensvolle Partner
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Venezuela und Russland vereinbaren engere Zusammenarbeit. Maduro fordert Ende »hegemonialer Imperien«
Von Volker Hermsdorf
Russland und Venezuela rücken weiter zusammen. Bei einem Besuch des Vizepremierministers der Russischen Föderation, Juri Borissow, haben beide Länder am Mittwoch in Caracas vereinbart, ihre strategische Partnerschaft in den Bereichen Wirtschaft, Energie, Gesundheit, Kultur, Bildung und Verteidigung auszubauen. Dabei sei unter anderem der Weg »für ein starkes Militärbündnis zwischen den beiden Nationen zur Verteidigung des Friedens, der Souveränität und der territorialen Integrität« geebnet worden, zitierte die Tageszeitung Correo del Orinoco den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro nach einem Treffen beider Politiker.
»Wir haben den Stand der bilateralen Zusammenarbeit detailliert analysiert, und ich kann sagen, dass die Beziehungen zwischen Russland und Venezuela immer mehr an strategischer Bedeutung, Tiefe und historischer Stärke gewinnen«, sagte Maduro bei der Unterzeichnung mehrerer strategischer Abkommen nach einer Sitzung der »Hochrangigen zwischenstaatlichen Kommission« (Comisión Intergubernamental de Alto Nivel, CIAN), an der neben Borissow auch Erdölminister Tareck El Aissami teilgenommen hatte.
Zuvor hatte der Staatschef den Gast aus Moskau im Miraflores-Palast, seinem Amtssitz, empfangen. Bei den Gesprächen sei es zunächst um »die Landkarte der weltweiten Geopolitik« gegangen, erklärte Maduro. Er habe Moskau »die volle Unterstützung Venezuelas«, zugesichert, »um den Bedrohungen durch die NATO und die Länder der westlichen Welt zu begegnen und Russland als Land des Friedens zu erhalten«. Maduro bekräftigte seine Forderung nach einer »anderen, multipolaren und multizentrischen Welt«, in der es keinen Platz mehr für »hegemoniale Imperien« gebe.
Zu den konkreten Vereinbarungen vom Mittwoch erklärte der Präsident, sein Land werde die militärische Zusammenarbeit und die gemeinsame Ausbildung mit Russland in diesem Bereich verstärken. »Wir haben eine starke militärische Kooperation ratifiziert«, sagte er. Ohne Einzelheiten zu nennen, erklärte Maduro, dass Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López und der gesamte Generalstab »genaue Anweisungen« erhalten hätten, »die Zusammenarbeit mit einer Weltmacht wie Russland zu verstärken«.
Borissow, der als stellvertretender Premier auch für die nationale Verteidigung, militärische Ausrüstung und Entwicklung, für internationale militärische Kooperationen und die Zivilverteidigung zuständig ist, hob ebenfalls die Bedeutung der neuen Vereinbarungen hervor. »Unsere Aufgabe ist es nun, dies in der gesamten Bandbreite der Zusammenarbeit in die Praxis umzusetzen. Venezuela ist ein wichtiger strategischer Partner Russlands in Lateinamerika und der Welt. Wir schätzen unsere Zusammenarbeit als Verbündete in der internationalen Arena und den vertrauensvollen Dialog auf politischer Ebene«, sagte der Vertreter Moskaus.
Auf andere Ergebnisse des CIAN-Treffens in Caracas eingehend, wies Borissow darauf hin, dass der Handel zwischen beiden Ländern im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr bereits um 50 Prozent gestiegen sei. Sein Land werde Venezuela weiterhin bei der Wiederbelebung seiner Wirtschaft und der Überwindung von Schäden, die unter anderem Folge von Sanktionen der USA und der EU seien, unterstützen, versicherte er.
Laut Erdölminister El Aissami haben sich beide Seiten auf mehr als 20 Bereiche verständigt, in denen die Zusammenarbeit ausgebaut werden soll. Dabei spiele die Kooperation im Energiebereich eine zentrale Rolle. Außerdem sei ein wichtiges Abkommen unterzeichnet worden, um den Tourismus zwischen beiden Ländern zu fördern. In den vergangenen zwei Monaten seien bereits mehr als 15.000 russische Touristen nach Venezuela gekommen, auch die Zahl venezolanischer Touristen, die Russland besuchten, nehme zu. Die russische Agentur Sputnik berichtete am Donnerstag, Präsident Maduro habe angekündigt, dass die Zahl der Flugverbindungen erhöht würden. »Schon bald« könnten laut Maduro dreimal die Woche Direktflüge zwischen Caracas und Moskau angeboten werden.