Eine deutsche Perspektive zur Pressefreiheit
https://de.granma.cu/mundo/2024-05-06/eine-deutsche-perspektive-zur-pressefreiheit
Gerade am Tag der Pressefreiheit beging die deutsche Botschaft in Kuba einen groben Akt der Einmischung und eine eklatante Verletzung der internationalen Normen für diplomatische Beziehungen auf Facebook , da man dort Veränderungen an der Titelseite der Granma vorgenommen, indem man Teile geschwärzt hat, einschließlich des Namens Palästina
Autor: Dilbert Reyes Rodríguez |
Ende April sollte der ehemalige griechische Finanzminister und Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Athen, Yanis Varoufakis, auf einem Kongress über Palästina in Berlin sprechen.
In seiner geplanten Rede sollte er sich zu seiner Antwort auf die Frage eines deutschen Journalisten äußern, warum ein Kongress über Palästina stattfinde.
„Weil wir uns nicht darauf verlassen können, dass die zum Schweigen gebrachten Menschen, die außerdem massakriert werden und hungern, uns von den Massakern und der Hungersnot berichten“, antwortete er.
Das deutsche Innenministerium verbot Varoufakis die Einreise, und als der Kongress tagte, stürmte die Polizei mit etwa 2.000 Mann das Gebäude und verlangte, dass die Direktübertragung der Veranstaltung, die von niemand anderem als der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden im Nahen Osten organisiert wurde, unterbrochen wird.
Der britisch-palästinensische Arzt Ghassan Abu Sitta, der als plastischer Chirurg an mehreren Kriegsschauplätzen, unter anderem in zerbombten Krankenhäusern im Gazastreifen, tätig war, sollte ebenfalls an diesem Kongress teilnehmen, doch bei seiner Ankunft am Terminal „wurde ich an der Passkontrolle angehalten, in den Keller des Flughafens begleitet und etwa dreieinhalb Stunden lang verhört“.
Anschließend wurde er in ein Flugzeug zurück nach London gesetzt, bevor man ihm mitteilte, dass das Einreiseverbot nach Deutschland den ganzen April über gelten würde. „Nicht nur das, sondern wenn ich versuchen würde, über Zoom oder Face Time zu kommunizieren, auch wenn ich mich außerhalb Deutschlands befände, oder wenn ich ein Video meiner Präsentation an den Berliner Kongress schicken würde, wäre das ein Verstoß gegen deutsches Recht, und ich riskierte eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Gefängnis.
Vor drei Tagen erlebte Abu Sitta, der zu einer Konferenz in den französischen Senat eingeladen war, am Flughafen Charles de Gaulle die gleiche Szene. Frankreich verweigerte ihm die Einreise, da Deutschland im Rahmen des Schengen-Raums ein einjähriges Einreiseverbot beantragt hatte.
Deutschlands „demokratische“ Auffassung von Meinungsfreiheit hatte Varoufakis und Abu Sittas Sichtweise auf den israelischen Völkermord in Palästina in ihrem Land grob zensiert. Er werde alles tun, um die Franzosen davor zu „schützen“.
Auf der anderen Seite des Atlantiks wurden mehr als 2.000 Studenten und Professoren verhaftet, die gegen das palästinensische Massaker an mehr als 60 US-Universitäten protestierten. An der Columbia University, dem Auslöser der Demonstrationswelle, konnten die Zeugnisse der extremen Polizeigewalt in ihrem ganzen Ausmaß nur von den Journalismus-Studenten erzählt werden, die gerade vom Pulitzer-Preis-Komitee dafür ausgezeichnet wurden, dass sie über das berichtet haben, was ein „Musterstaat der Pressefreiheit“ den traditionellen Medien zu berichten verbietet.
Für Biden sind die Gewalttätigen nicht die Polizei, sondern die Studenten, die er als „Antisemiten“ bezeichnete, aber er kritisierte nicht – ebenso wenig wie die Mainstream-Medien -, dass die Polizei nicht eingriff, als pro-israelische Gruppen eindrangen, um die Lager mit Gewalt aufzulösen.
Der Aufschrei war international, und als Teil davon haben Studenten an kubanischen Universitäten seit letztem Donnerstag mehrere öffentliche Aktionen zur Verteidigung des massakrierten palästinensischen Volkes und zur Unterstützung von Studenten in den Vereinigten Staaten durchgeführt, die unterdrückt werden, weil sie sich der gleichen Sache angeschlossen haben.
Daniela Cabrera Monzón, eine sehr junge Journalistin der Tageszeitung Granma, berichtete auf der Titelseite der Ausgabe vom 3. Mai über die Demonstrationen ihrer Kommilitonen in ganz Kuba darüber.
Am selben Tag, dem Tag der Pressefreiheit, 8.161 Kilometer von Berlin entfernt, hat die deutsche Botschaft in Kuba über den Facebook-Account der Gesandtschaft einen groben Akt der Einmischung und einen eklatanten Verstoß gegen die internationalen Standards für diplomatische Beziehungen begangen, indem sie den Text und das Foto auf der Titelseite von Granma mit für freigegebene geheime Dokumente typischen Schwärzungen, einschließlich des Namens von Palästina, verändert hat. „Hier gibt es nicht viel zu sehen“, heißt es in der Publikation.
Wohl wissen, dass der antikubanische Chor, der vor allem in den Vereinigten Staaten und Europa beheimatet ist, die Manipulation sofort aufgreifen würde, hat man bei dieser vulgären Medienoperation darauf geachtet, weder den Namen des Journalisten noch die Gesichter der Frauen, Jugendlichen und Studenten auf dem Foto zu verdecken, um sie dem frontalen Hass dieser Fauna auszusetzen, die sich, um ihn an ihrem Land auszulassen, sogar mit denen verbündet, die deutlich gemacht haben, dass sie für Palästina nur die Lösung wollen: es von der Landkarte zu tilgen.
Die Arroganz ist stärker als die natürliche Sensibilität, diese Namen und Bilder nicht für einen solchen Akt der Respektlosigkeit zu wählen. Was wird ein junger Kubaner-Palästinenser denken, wenn er sieht, wie dieser Akt der Solidarität, an dem er beteiligt war, manipuliert wird, nur um zu sagen, dass es in Kuba keine Pressefreiheit gibt.
Die Markierungen auf der Titelseite- jenen ähnlich, die man im Dritten Reich an den Türen jüdischer Häuser anbrachte – wurden jetzt mit frischer Tinte über die Namen von Varoufakis, Abu Sitta, Daniela und Tausenden von Studenten in den Vereinigten Staaten angebracht.
„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die zum Schweigen Gebrachten uns von ihrem Leid berichten“, hatte Varoufakis gesagt und dabei Hanan Asrawi zitiert.
Soweit ich weiß, ist das Zensur, aber diese deutsche Perspektive sagt nein, das ist Presse- und Meinungsfreiheit.