Zur Polemik um den umstrittenen Song „Patria y Vida“
Anbei ein aktueller auf Facebook veröffentlichter Kommentar eines seit langem in den USA lebenden Kubaners, den Klaus E. Lehmann freundlicherweise übersetzt hat.
Lázaro Fariñas auf Facebook
Diese Woche habe ich etwas getan, was für mich seit Jahren ziemlich ungewöhnlich ist, ich habe mir eine Radiosendung auf Spanisch angehört und im Internet das berühmte Lied vernommen [„Patria y Vida“], von dem der Kommentator so euphorisch gesprochen hat. Der Song wird von einem Typen, der mit der Gruppe Los Orishas gesungen hat und den beiden von Gente de Zona interpretiert. Unnötig zu erwähnen, dass ich beide vor nicht allzu langer Zeit bei Konzerten in Kuba gesehen hatte.
Der Kommentator behauptete, dass dieses Lied die kubanische Regierung und das herrschende System in Kuba in seinen Grundfesten erschüttert habe. Ich konnte nicht glauben, dass dieser Kommentator, mit dem ich vor 30 Jahren fast ein Jahr lang an einer Fernsehsendung in Miami teilgenommen habe, das sagte, was ich da hörte, aber nun ja, ich musste es glauben, denn in den fast 60 Jahren, die ich in dieser Stadt lebe, habe ich mehr als tausend Mal gehört, dass jenes System aus dem einen oder anderen Grund „wackele“.
In dem Lied heißt es, dass die Partie Domino in Kuba beendet sei. Eigentlich weiß ich nicht einmal, von was für einer Partie Domino zum Teufel sie überhaupt reden. Wollen sie sagen, dass das System in Kuba zusammenbricht und dass ein kapitalistisches System eingeführt werden sollte? Dass wir eher wie Honduras werden sollten, zum Beispiel, und die Kindersterblichkeitsrate von 4,9 % auf die 16,7 % von Honduras ansteigen lassen? Wie wäre es, die mehr als 100.000 Ärzte, die es jetzt gibt, auf die 7.500 zu reduzieren, die Honduras hat? Die Durchschnittssterblichkeit von fast 79 Jahren auf die 75 dieses Landes zu senken? Von 0 Analphabeten auf die 15,6 pro Tausend von Honduras zu gehen? Von Hunderten von Goldmedaillen, die in internationalen Wettbewerben gewonnen werden, auf praktisch keine zu gehen, usw. und so fort?
Nichts da, diese Menschen wollen in die Zukunft gehen, um in Wirklichkeit in die Vergangenheit zurückzukehren. In Kuba gab es schon mal das, was jetzt in Honduras existiert, Marktwirtschaft, Mehrparteiensystem, repräsentative Demokratie, Wahlen alle 4 Jahre, Pressefreiheit u.a., und die Ergebnisse bestanden mehr oder weniger in dem, was Honduras und fast alle lateinamerikanischen Länder jetzt haben.
Kuba war nicht El Vedado, Miramar oder der Country Club. Hatte jenes Kuba etwas nicht den Fuß der USA auf dem Kopf, wie auch Honduras heute nicht [Achtung: Ironie]? Warum fordern sie nicht von den USA, diesen Fuß vom Kopf Kubas zu nehmen, bevor sie von Kuba fordern, sein System zu ändern? Aber keine Sorge, wir wissen, warum sie dies nicht tun…
PS: Ich muss mich bei den Hunderten und Aberhunderten von Menschen bedanken, die den Beitrag, den ich gestern veröffentlicht habe, gelesen, geteilt oder kommentiert haben. Ich bin froh, dass es ihnen gefallen hat…