Corona-Update für Kuba (12): Havanna empfängt erste Besucher, Fallzahlen weiterhin niedrig
Nach Varadero empfängt auch die kubanische Hauptstadt Havanna erstmals seit März wieder ausländische Gäste. Damit ist die von Präsident Miguel Díaz-Canel angekündigte Öffnung des Tourismus weitgehend abgeschlossen. Lediglich drei Provinzen sind aufgrund der Infektionslage noch für Reisende tabu. Bis auf vereinzelte, kleinere Ausbrüche konnte das Virus in den letzten Wochen auf Kuba sehr gut in Schach gehalten werden. Während das Land an weiteren Impfstoffkandidaten forscht, mahnte Havannas Parteisekretär, das bisher Erreichte mit der Öffnung jetzt nicht aufs Spiel zu setzen.
- Bis zum 16. November wurden auf Kuba insgesamt 7667 Personen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet (+28 zum Vortag, darunter 13 in Pinar del Río und 12 in Ciego de Ávila), 131 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben. 2286 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 7113 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt damit bei 421 (siehe Grafik oben). Insgesamt am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Havanna mit rund 46 Prozent aller bisher diagnostizierten Erkrankungen (3505 Fälle), gefolgt von Pinar del Río (921 Fälle) und Ciego de Ávila (919 Fälle). Innerhalb Havannas wurden im Stadtteil Centro Habana mit 329 Fällen die meisten Infizierten gemeldet, gefolgt von La Lisa (307 Fälle) und Diez de Octubre (304 Fälle).
- Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests beträgt rund 8000 pro Tag. Die Fallzahl pro 100.000 Einwohner ist nach einem leichten Anstieg im Oktober seit Anfang November wieder rückläufig und lag in den vergangenen 15 Tagen bei 4,99.
- In den letzten Wochen wurden aus Havanna wenn überhaupt nur noch einstellige tägliche Neuinfektionen gemeldet, während sich die meisten Fälle derzeit auf Pinar del Río, Ciego de Ávila und Sancti Spíritus konzentrieren. Laut Gesundheitsministerium konnten die Ausbrüche in Pinar del Río und Ciego de Ávila unter Kontrolle gebracht werden, letztere Provinz läutete bereits Lockerungen ein. Aktuell befinden sich nur noch Sancti Spíritus und Pinar del Río im Lockdown, Ciego de Ávila in Phase III der Lockerungen, alle übrigen Provinzen in der „Neuen Normalität“. Landesweit werden derzeit zwei Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt.
Medizinische Entwicklungen
- Vier Impfstoffkandidaten bis zum Jahresende: Kubas Finlay-Institut hat die Entwicklung von drei weiteren Impfstoffkandidaten angekündigt, deren Erprobung und Registrierung bis zum Jahresende anlaufen soll. Eine Studie für den zweiten kubanischen Impfstoffkandidaten „FINLAY-FR-1A“ auf Antigenbasis ist Mitte Oktober gestartet. Mit Ergebnissen wird nicht vor Ende des ersten Quartals 2021 gerechnet.
- Gemeinsames Labor für Biotechnologie: Vor wenigen Wochen wurde in Havanna das erste Biolabor eingeweiht, welches sowohl von der Universität Havanna als auch dem Biotechnoloigiekonzern „BioCubaFarma“ gemeinsam genutzt wird. Damit sollen Forschung und Produktion besser verzahnt werden.
- Mehr Homöopathie in den Apotheken: Das auf Kuba entwickelte homöopathische Präparat „PrevengHo-Vir“ ist mit 2,3 Millionen Dosen das mit Abstand am häufigste ausgegebene Mittel gegen Corona. Laut kubanischen Medienberichten seien damit angeblich geringere Infektionszahlen und kürzere Krankenhausaufenthalte von Covid-Patienten erreicht worden. Details zu den Daten oder der Studienaufbau wurden nicht bekannt. In Zukunft soll das Präparat, welches unter anderem extrem verdünnte Entenherzen enthält, in den Apotheken frei verkäuflich sein. Vertreter des Gesundheitsministeriums mahnten, dass das Mittel „weder die Beachtung der Hygieneregeln noch andere Medikamente“ ersetzen könne.
Öffnung des Tourismus schreitet voran
- Havanna empfängt wieder Besucher: Mit einer Maschine aus Miami wurde Havannas internationaler Flughafen „José Martí“ am 15. November erstmals seit März wieder für den regulären Passagierverkehr eröffnet, inzwischen werden damit an allen kubanischen Airports wieder ausländische Besucher empfangen.
- Hygieneprotokoll für Reisende: Die Öffnung sämtlicher Flughäfen und Häfen geht mit strengen Hygieneregeln einher. An mehreren Kontrollpunkten wird die Temperatur gemessen, außerdem ist der Aufenthalt in den Terminals nur für Passagiere gestattet. Reisende werden direkt nach der Ankunft einem PCR-Test unterzogen und müssen eine schriftliche Erklärung über eventuelle Corona-Kontakte abgeben. Nach fünf Tagen wird ein weiterer Test durchgeführt. Bis beide Ergebnisse vorliegen, müssen sich Besucher in ihrer Unterkunft (Casa oder Hotel) aufhalten und sollen in Kontakt mit den Gesundheitsbehörden bleiben. Erst danach wird die Erlaubnis erteilt, sich frei im Land zu bewegen. Auch der Empfang von Besuch und andere soziale Aktivitäten sind bis zu diesem Zeitpunkt verboten. Das Tragen des Mund-Nasenschutzes ist obligatorisch. Havannas Parteichef Luis Antonio Torres Iríbar mahnte dazu, größtmögliche Vorsicht bei der Öffnung der Hauptstadt walten zu lassen.
- Neue „Corona-Gebühr“: Ab dem 1. Dezember wird an allen Häfen und Flughäfen eine Zusatzgebühr in Höhe von 30 CUC (ca. 25 Euro) erhoben, mit der die Kosten für Corona-Tests und andere Hygienemaßnahmen gedeckt werden sollen. Nur Personen, die sich weniger als 24 Stunden im Land aufhalten, sind von der Regelung ausgenommen. Ob die Gebühr von allen Fluggesellschaften automatisch über den Ticketpreis beglichen wird, ist derzeit noch unklar. Sollte für die Rückkehr in bestimmte Herkunftsländer ein negativer PCR-Test vorzuweisen sein, kann dieser für 40 CUC in Kuba durchgeführt werden.
- Gepäckbeschränkungen aufgehoben: Die bisherige Obergrenze von zwei Gepäckstücken á 32 Kilogramm wurde aufgehoben, es gelten wieder die Vor-Corona-Regeln für Reisegepäck.
- Rückkehr ohne gültigen Pass: Wie Kubas Außenministerium bekannt gegeben hat, können im Ausland gestrandete Kubaner ohne ständigen Wohnsitz in einem anderen Land jetzt auch mit abgelaufenem Reisepass wieder zurückkehren. Eine Verlängerung des Dokuments ist für die Einreise nicht erforderlich.
- Kommende Flugverbindungen nach Havanna: Am ersten Tag der Wiedereröffnung sind bereits mehr als 20 Maschinen in Havanna gelandet, über die Hälfte davon starteten in den Vereinigten Staaten. Allein aus Miami landeten am Sonntag Flüge der Linien „Swift Air“, „American Airlines“ und „Jet Blue“. Havanna ist derzeit der einzige kubanische Flughafen, den US-Fluggesellschaften im Kontext der aktuellen Sanktionen noch ansteuern dürfen. Die spanische „Iberia“ kündigte indes an, ab Dezember wieder mindestens einmal pro Woche nach Havanna fliegen zu wollen. Die venezolanische „Conviasa“ will ab dem 30. November täglich die Route Cancún (Mexiko) – Havanna bedienen. Die haitianische „Sunrise Airways“ wird ab dem 1. Dezember dreimal pro Woche von Puerto Príncipe aus nach Havanna fliegen.
- Wintersaison in Varadero: Bereits seit Oktober läuft der Tourismusbetrieb im Badeort Varadero wieder an, wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab als im Vorjahr. Am 25. Oktober landete die erste Maschine mit 241 Touristen an Bord. Der Sender „RTL“ berichtete jüngst über das kubanische Sicherheitskonzept in den dortigen Hotels, welches einer Delegation von deutschen Reiseunternehmern vorgestellt wurde.
Weitere Entwicklungen
- Lockerungen in Ciego de Ávila: Ende letzter Woche wurde der Lockdown in der zentralkubanischen Provinz Ciego de Ávila aufgehoben. Es gilt die Dritte Phase im Lockerungsfahrplan, in der gleichnamigen Hauptstadt gilt Phase II. Schulen, ÖPNV und Gastronomie können damit den Betrieb wieder aufnehmen. Züge und Fernbusse werden die Provinz ab dem 18. November wieder ansteuern. Bis auf die vorgelagerten Cayos (Inseln) ist die Region für Touristen weiterhin nicht zugänglich, so lange sie sich nicht in der „Neuen Normalität“ befindet, wie die letzte Lockerungsphase genannt wird.
- Schulbetrieb wieder angelaufen: Am 2. November hat in 12 der 16 Provinzen auf Kuba das neue Schuljahr begonnen. In Sancti Spíritus und Pinar del Río sowie in einigen Städten wird sich der Start des neuen Schuljahrs aufgrund der geltenden Beschränkungen noch verzögern. Havanna und Ciego de Ávila haben hingegen wegen der Lockdown-bedingten Verzögerungen an diesem Datum zunächst das vergangene Schuljahr wieder aufgenommen und werden erst Anfang nächsten Jahres das neue Semester beginnen. Wie kubanische Medien berichten, seien bisher keine Corona-Fälle in Schulen vorgekommen.
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