Intercambio des Netzwerk Cuba am 28.7.2019 mit den cubanischen Gästen der Fiesta Cubana in der Parkaue in Berlin, organisiert wie seit vielen Jahren von Cuba Sí
Wie jetzt schon einige Male zuvor hat das Netzwerk Cuba die Gelegenheit genutzt, die aus Anlass der Fiesta in Berlin anwesenden Mitglieder und Angehörige befreundeter Organisationen zu einem intercambio, einem informellen Austausch mit den cubanischen Gästen in Begleitung auch von Angehörigen der cubanischen Botschaft einzuladen.
Sergio Abreu Hernández, Delgado des Instituto Cubano de Amistad con los Pueblos – Cubanisches Institut für Völkerfreundschaft – ICAP in der Provinz Pinar del Río und Santiago Pérez Benítez, Subdirector des Centro de Investigaciones de Política Internacional – Forschungszentrum für Internationale Politik – CIPI in Havanna äußerten sich zunächst begeistert über das erlebte Fest, an dem wohl mehr als 2000 Besucher bei strahlendem Wetter teilgenommen haben, und dankten für die nicht nur dort zum Ausdruck gekommene Solidarität mit Kuba. https://www.youtube.com/watch?v=m_4OQ4CPYJ8
Die deutsche Solitaritätsbewegung und ihre Organisationen genießen in Cuba ein hohes Ansehen, und das Fest mit seiner Verbindung von politischer Botschaft, effektiv vorgetragen, und Fest sei sehr gelungen. Beide hatten Gelegenheit zu vielen individuellen Gesprächen und haben dabei festgestellt, wie unterschiedlich die individuellen Zugänge zum Thema Cuba sind: nostalgisch, ostalgisch, Cuba bewundernd insbesondere seitens junger Menschen wegen seines erfolgreichen Widerstands gegen das Imperium, gerade im Kontrast zu der hier in Deutschland erlebten negativen Erfahrungen, Cuba als Symbol für einen eigenständigen sozialistischen Weg, für die Vision: ein andere Welt ist möglich. Für Cuba ist Deutschland ein wichtiges Land, politisch und wirtschaftlich, und daher ist es auch von besonderer Bedeutung, dass die Stimme der deutschen Solidarität mit Cuba und mit anderen unter Beschuss stehenden fortschrittlichen Ländern gehört wird, hier und in Cuba, das spüren muss: wir haben Freunde in der Welt. Daher betonten beide, wie wichtig die mediale Auswertung der Solidariätsaktionen ist, auch in den sozialen Netzen, aber auch z.B. durch den Fernsehsender Cubavision internacional, der unsere Zuarbeiten gerne aufnimmt.
Die Beiden äusserten sich auch zur aktuellen wirtschaftlichen Situation angesichts der verschärften auch extraterritorialen Blockade-Bedingungen (Helms-Burton-Gesetz) und weiterer Beschränkungen durch die US-Regierung, wie sie betonten, nicht in erster Linie als politischer Beamter oder Wissenschaftler, sondern als cubanische Bürger. Die tatsächlich sehr spürbaren Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Lebensbedingungen und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes führen nicht zu einer Katastrophenstimmung oder Panik im Lande, die von Trump angestrebte Verzweiflung bricht nicht aus, sondern sie haben schon viele Präsidenten der USA überlebt, haben Vertrauen in die Perspektive des Landes und sehen sich letzlich als historische Gewinner.
Die Regierung des Landes hat gerade in dieser schwierigen Lage wichtige Verbesserungen der unmittelbaren Lebenssituation – erhebliche Einkommenssteigerungen im staatlichen Bereich, Stabilisierung der Nahrungsmittelversorgung, verstärkter Wohnungsbau – umgesetzt.
Bereits eingeleitet durch den unfassenden demokratischen Prozess zur Verabschiedung einer neuen Verfassung wurde eine Stärkung der Partizipation auf allen Ebenen des Staats-und Wirtschaftssystems begonnen. Gegenwärtig werden die Wahlen für die neuen Staatsorgane – Trennung von Präsidentschaft und Regierung, Provinzgouverneure, größere Kompetenzen auf der Ebene von Provinz und Municipio – vorbereitet. Insgesamt ist ein höherer Grad an Konsens innerhalb der Gesellschaft spürbar, man versteht, dass abseits der Blockade die eigenen Probleme selbst gelöst werden müssen. Dies spiegelte sich auch beim Kongress der Schriftsteller und Künstler UNEAC wider.
Staats- und Ministerpräsident Miguel Díaz-Carnel reist kontinuierlich durch die Provinzen, Institutionen und Unternehmen und greift damit eine Prinzip von Fidel Castro auf, der ständig das unmittelbare Gespräch mit den Menschen gesucht hat.
Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Außenpolitik, die Konsolidierung der Beziehungen zu Rußland und China, aber auch zur EU, die ihre Opposition zum Gesetz Helms-Burton deutlich machen, wenngleich seitens der EU bislang eher von einer Symbolpolitik geredet werden muss, auch wenn die Zusammenarbeit mit UN- oder EU-Kommissionen sehr positiv ist. Aber die Unterstützung Kubas in aller Welt muss deutlich werden. Hier liegt eine wichtige Aufgabe der Solidaritätsbewegungen, ihre jeweiligen Regierungen im Sinne eines eigenständigen konstruktiven Verhaltens zu bewegen.
Dies alles führt dazu, dass die Stimmung im Land von einem Ausspruch von Raúl Castro gekennzeichnet ist: sí se puede! Wir schaffen das! Diáz-Carnel geht noch darüber hinaus: wir können trotzdem auch vorankommen, was die Entwicklung unserer Wirtschaft und des Sozialismus betrifft. Beide Cubaner haben sehr deutlich gemacht, dass die Menschen ihr Land neu denken, verzahnt untereinander, die Schwierigkeiten angehen, an den jeweiligen Aufgaben z.B. der Bildung produktiver Ketten arbeiten, die eigenen Ressourcen stärker aktivieren.
Dies kann uns auch Schwung geben für unsere Aufgaben in der Soli-Bewegung und in unserem eigenen Land.
Angelika Becker