„Schluß mit der US-Blockade“ Bericht der Mitgliederversammlung des NETZERK CUBA vom 19.3.2022 in Berlin
Die Teilnahme an dieser MV wurde beeinträchtigt durch einige kurzfristige Covid 19-Infektionen von Vorstandmitgliedern, wie überhaupt die Arbeit seit der JHV im Okt. 2021 von der Pandemie überschattet wurde. Trotzdem zeigte der Rechenschaftsbericht, dass einiges in Angriff genommen wurde. Ein Highlight war die Konferenz „Militarismus und Frieden in Lateinamerika und der Karibik“ im Oktober, gemeinsam mit anderen Organisationen:. An viele Orten gab es Aktivitäten im November, die sich gegen die geplanten Aktionen der Contras richteten, die dann praktisch nicht stattfanden. Die europäische UnblockCuba-Kampagne, wesentlich unterstützt von der Tageszeitung „junge Welt“, wurde ausgewertet und erneut auf den Weg gebracht für dieses Jahr. Dabei kommt es wieder darauf an, breite, vielfältige Aktionen durchzuführen, um auch weitere Personenkreise anzusprechen und für Cuba „aufzuschließen“. Dies schließt auch die Nutzung der social media ein.
In der Diskussion – in Anwesenheit der Geschäftsträgerin der cubanischen Botschaft, Ivet López Rodríguez – wurde über die Möglichkeiten einer weiteren Spendenkampagne beraten. Wichtig ist auch das Erreichen von politischen Entscheidungsträgern und Meinungsträgern im Land, sicher erschwert durch die gegenwärtige Kriegssituation. Eine Resolution insbesondere zu unseren nächsten Aufgaben wurde einstimmig verabschiedet.
Am Nachmittag wurde die Veranstaltung für ein breiteres Publikum geöffnet: die kürzlich eingereiste Wirtschaftsrätin der cubanischen Botschaft, Anamary Suárez Quiñones, hielt einen sehr interessanten Vortrag über die gegenwärtige schwierige wirtschaftliche Situation in Cuba, verursacht durch
- die verschärfte Blockade,
- die Pandemie mit den gewaltigen Kosten zur Bekämpfung (Eigenentwicklung von Impfstoffen, praktisch vollkommene Impfung der Bevölkerung),
- den extremen Devisenmangel v.a. wegen des weitgehend eingestellten Tourismus,
- die weltweit gestiegenen Preise für Importe, Rohstoffe, Brennstoff, Transporte
- durch die nicht ausreichende nationale Produktion, der eine weitaus größeren Nachfrage gegenübersteht und die der Hauptgrund für eine hohe Inflation ist.
Trotz eines gewissen Aufschwungs werden nachteilige Folgen für Cuba wegen des Kriegs in Europa erwartet.
Im Zentrum der Regierungsmaßnahmen steht die Ausweitung der nationalen Produktion, insbesondere der Landwirtschaft, um eine größere Nahrungsmittelautonomie zu erreichen. Alle wirtschaftlichen Akteure sollen dazu beitragen: die staatlichen Unternehmen, die größere Spielräume erhalten, die Genossenschaften in und außerhalb der Landwirtschaft, die „cuenta propistas“ und die neuen Kleinst-, Klein und Mittelunternehmen, die sich in erster Linie durch die Beschäftigtenzahl unterscheiden und die alle Eigentumsformen (staatlich, privat) haben können. Hemmnisse für eine rasche Entwicklung sollen abgebaut werden. Im Fokus steht die Stärkung der lokalen Entwicklung, von Produktions- und Wertketten. Die Produktivität soll gesteigert werden durch eine stärkere Verknüpfung mit Wissenschaft und Technologie. Gewünscht werden auch ausländische Investitionen und Kooperationen mit ausländischen Partnern.
Ziel ist die Steigerung und Diversifizierung der Exporte und die Ersetzung von Importen durch nationale Produktion. Die Grundversorgung der Bevölkerung wird mit gedeckelten Preisen sichergestellt ebenso wie die Beibehaltung der Errungenschaften der Revolution (Gesundheits- und Bildungswesen). Betont wurde die Kontinuität der Regierungspolitik in Übereinstimmung mit den Lineamientos (Leitlinien) der wirtschaftlichen Entwicklung und den mittel- und langfristigen Plänen zur sozialistischen Entwicklung des Landes (Conceptualización).
Sowohl im Vortrag selbst als auch in der sich anschließenden lebhaften Diskussion wurden zahlreiche konkrete und anschauliche Beispiele gegeben.
Dank an die Referentin und Olguita, die Dolmetscherin der cubanischen Botschaft– für uns Auftrag der Intensivierung unserer politischen und praktischen Solidarität.
Angelika Becker, Vorsitzende des Netzwerk Cuba
von links nach rechts: Olga Cisneros Padrón, Dolmetscherin und Anamary Suárez Quiñones, Botschaftsrätin, beide cubanische Botschaft und Angelika Becker, Vorsitzende des NETZWERK CUBA e.V.