Anmerkungen zur Inflation in Kuba
https://de.granma.cu/cuba/2023-10-27/anmerkungen-zur-inflation-in-kuba
Inflation bekämpfen heißt, mehr aus eigener Kraft zu produzieren, ohne dabei auf soziale Errungenschaften zu verzichten
Autor: Antonio Rodríguez Salvador |
In einigen ausländischen Medien wird oft behauptet, dass der Mindestlohn in Kuba bei zehn Dollar liegt. Sie nehmen die untere Spanne der Lohnskala, die in CUP angegeben ist, und teilen sie durch den Wert, der auf dem Schwarzmarkt für Devisen gezahlt wird. Dabei handelt es sich nicht um eine grobe Vereinfachung, sondern oft um eine politisch motivierte Manipulation.
Ich will damit nicht die Schwere unserer Krise herunterspielen, ich sage nur, dass dies nicht die richtige Zahl ist. In Wirklichkeit ist es nicht leicht, sie zu ermitteln, aber in jedem Land, in dem der Lohn weniger als 50 Cent pro Tag beträgt, ist der Hunger extrem.
Und wenn ich von Hunger spreche, dann meine ich nicht das Auslassen einer Zwischenmahlzeit oder eines Frühstücks, sondern jenen lang anhaltenden und weit verbreiteten menschlichen Zustand, über lange Zeiträume keine Nahrung zu sich zu nehmen, in dessen Folge täglich Tausende von Menschen auf der ganzen Welt sterben und Hunderte von Millionen an schwerer Unterernährung leiden. Unser Land ist weit von diesem Panorama entfernt.
Sicherlich ergänzen viele Menschen in Kuba ihren Konsumbedarf mit Waren, die sie in den MLC Läden kaufen, aber es ist irreführend, unser persönliches Einkommen auf eine ausländische Währung zu beziehen. Gemessen an der Größe der Gesamtwirtschaft ist die Bedeutung dieses Segments viel geringer als die des CUP-Marktes. Lassen Sie mich ein einfaches Beispiel anführen.
Im Jahr 2000 sprach man noch nicht von Inflation. Der Wechselkurs lag bei 25 Pesos pro Dollar, und der Mindestlohn betrug 210 CUP, während der Mindestlohn heute 2100 beträgt und der informelle Wechselkurs bei 250 zu eins liegt. Mit anderen Worten, wenn wir den Mindestlohn in beiden Zeiträumen durch die entsprechenden Wechselkurse dividieren, werden wir feststellen, dass das Ergebnis identisch ist: 8,40.
Was bedeutet das? Unter anderem das, worauf wir bereits hingewiesen haben: Das wichtigste Marktsegment für den Durchschnittskubaner ist dort, wo Waren und Dienstleistungen in Landeswährung gekauft werden. Und genau in diesem Segment herrscht das größte Defizit an lebensnotwendigen Gütern, die Hauptursache der Inflation. Daraus ergibt sich auch, dass eine Freigabe des Wechselkurses die Krise nicht lösen, sondern eher verschärfen würde, was zu einer so genannten Stagflation (Inflation + Rezession) führen würde.
Die Auswirkungen eines frei schwankenden Wechselkurses wären nicht nur für den Durchschnittsbürger verheerend, sondern würden paradoxerweise den Versorgungsmangel noch verschärfen. Stellen Sie sich vor, der Strom würde plötzlich zehnmal so viel kosten, während Ihr Gehalt gleich bliebe. Auch der Treibstoff müsste um das Zehnfache teurer werden, und beide Faktoren würden eine Preisspirale bei allen anderen Waren und Dienstleistungen auslösen.
Für Unternehmen würde sich die Kaufkraft ihrer Guthaben auf den Girokonten in Landeswährung innerhalb einer Minute um bis zu 90 % verringern. Wenn sie einen Tag zuvor MLCs zu einem Kurs von 25 zu 1 gekauft haben, würden sie plötzlich zu einem Kurs von 250 zu 1 kaufen, so dass sie nicht mehr genug Kapital hätten, um Rohstoffe, Materialien, Treibstoff und Energie zu kaufen – Ressourcen, die viel teurer wären.
Die Folge: weit verbreitete Insolvenzen, steigende Arbeitslosigkeit und eine geringere Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen. Totales Chaos. Kein Wunder also, dass einige ausländische Medien, die Kuba sprichwörtlich nicht wohlgesonnen sind, eine solche Maßnahme empfehlen.
Die Inflation zu bekämpfen bedeutet, mit eigenen Kräften mehr zu produzieren, ohne auf soziale Errungenschaften zu verzichten. Es ist dringend notwendig, die Nachwirkungen der Pandemie zu überwinden, die den Tourismus und die Exporte in Mitleidenschaft gezogen hat, und das inmitten einer sehr feindseligen Situation, die durch die Verschärfung der Blockade und die von außen verursachte Inflation entstanden ist.
Heute werden importierte Waren immer teurer, insbesondere Lebensmittel. So sind beispielsweise die Preise für Weizen im Vergleich zu 2019 um 46 % und für Speiseöl um 82 % gestiegen. Natürlich müssen auch interne Defizite überwunden werden, um Ressourcen zu sparen und die Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Dies sind in der Tat schwierige Ziele, aber dieses Land hatte es noch nie leicht. Und hier sind wir nun und machen weiter.