Treffen der Ölgiganten
Bei seinem Besuch in dem Golfstaat bekräftigte Maduro das Ziel beider Länder, ihre »politischen, diplomatischen und energiepolitischen Beziehungen« auszubauen. Bei einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen und Premierminister Mohammed bin Salman am Montag sei es vor allem um die Vertiefung der strategischen Partnerschaft gegangen, berichtete Telesur. Venezuela verfügte im Jahr 2020 mit knapp 304 Milliarden Barrel über die weltweit größten Erdölreserven, während Saudi-Arabien mit etwa 298 Milliarden Barrel an zweiter Stelle lag.
Beide Länder bemühen sich um eine Mitgliedschaft in dem aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehenden BRICS-Bündnis, das weltweit zunehmend als Gegengewicht zu den westlichen Wirtschaftsmächten agiert. »Wir haben gemeinsame Projekte in den Bereichen Öl, Gas, Petrochemie, Infrastruktur, Landwirtschaft und Tourismus besprochen und diese wichtige Kooperationsagenda auf weitere Potentiale überprüft«, erklärte der venezolanische Außenminister Yván Gil nach einem Treffen mit seinem saudischen Amtskollegen Faisal bin Farhan Al Saud. Die beiden Chefdiplomaten hätten zudem einen Fahrplan für die weitere Zusammenarbeit und die Einberufung einer zweiten gemeinsamen Kommission vereinbart, die noch in diesem Jahr in Riad tagen soll, kündigte Gil an. Bislang waren die Beziehungen zwischen beiden Ländern vor allem durch ihre Mitgliedschaft in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) geprägt, der sie seit 1960 angehören.
Die Kooperation mit Saudi-Arabien, das Maduro bereits 2015 und 2016 besucht hatte, vertieft sich in einer Zeit, in der die USA zunehmend an Einfluss in der Golfregion verlieren. Mit einer weiteren Annäherung an Venezuela, der Zusammenarbeit mit Russland und der Wiederaufnahme von Beziehungen zum Iran untergräbt Saudi-Arabien Washingtons Bemühungen, die von den USA mit Sanktionen belegten Länder zu isolieren. Wohl auch deswegen war US-Außenminister Antony Blinken am Mittwoch mit bin Salman zusammengetroffen. Am selben Tag demonstrierte dieser das neue Selbstbewusstsein seines Landes durch ein Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten. Wladimir Putin und bin Salman erörterten dabei auch Maßnahmen zur Vertiefung der bilateralen Handelsbeziehungen sowie zur Aufnahme »gemeinsamer Projekte in den Bereichen Investitionen, Verkehrslogistik und Energie«, berichtete die Agentur Sputnik über das Telefonat.
Sputnik verwies zudem auf ein Angebot Saudi-Arabiens, »bei den Spannungen in Osteuropa zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln«. Die Arabische Liga, in der 22 Länder des Mittleren Ostens und Nordafrikas vertreten sind, habe sich für den Grundsatz der Neutralität in der Ukraine-Krise ausgesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hatte sich deshalb im Mai auf einem Gipfeltreffen der Liga in Saudi-Arabien bitter über »mangelnde Unterstützung« im Krieg gegen Russland beklagt.