Mit Rebellion angesteckt
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Internationales Treffen in Venezuela würdigt bolivarisches Projekt und gedenkt Hugo Chávez’
Von Volker Hermsdorf
Zehn Jahre nach seinem Tod ist der am 5. März 2013 verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez in Lateinamerika so präsent wie zu Lebzeiten. Staats- und Regierungschefs, Expräsidenten, Künstler und Intellektuelle würdigten seine Bedeutung für die lateinamerikanische Integration und die Solidarität der Völker am Sonntag in Caracas auf einem Welttreffen für die Gültigkeit des bolivarischen Gedankens des Revolutionsführers im 21. Jahrhundert. »In Chávez’ Leben steckt die emanzipatorische Agenda aller Völker unseres Amerikas«, leitete der argentinische Intellektuelle Atilio Borón für das »Netzwerk der Intellektuellen und Künstler zur Verteidigung der Menschheit« die Beiträge der Politiker ein. »Er hat uns mit der Rebellion angesteckt, und wir werden uns mit ihm weiter für den Antiimperialismus und den Sozialismus einsetzen«, sagte Borón.
Chávez’ Nachfolger Nicolás Maduro, der die Veranstaltung im Kulturzentrum »Teresa Carreño« in Caracas leitete, unterbrach das Treffen um 16.25 Uhr und schaltete zu einer Videoübertragung zum Cuartel de la Montaña, einem Mausoleum und Militärmuseum, in dem auch die sterblichen Überreste des Revolutionsführers ruhen. Ein Kanonensalut erinnerte dort an die Minute, in der Chávez zehn Jahre zuvor im Alter von 58 Jahren seinem Krebsleiden erlag. »Wenn wir ein Vermächtnis von Hugo Chávez in den vergangenen Jahren mit Erfolg angewandt haben, dann war es das Vertrauen auf die Mobilisierung und Aktivierung der Kraft des Volkes in allen Momenten«, sagte Maduro. Er erinnerte daran, dass westliche Prognosen über den Niedergang des bolivarischen Projektes nach dem Tod des Comandante nicht eingetreten waren. »Der beste Tribut, den wir Chávez zollen können, besteht darin, weiterhin revolutionär und antiimperialistisch zu sein. Verraten Sie den Kampf der Völker nicht, handeln Sie geschlossen und vertrauen Sie niemals den Feinden der Menschheit«, appellierte der ehemalige bolivianische Präsident Evo Morales an die lateinamerikanischen Staatschefs und Politiker. Das Imperium habe versucht, das Erbe von Chávez zu beseitigen, aber es habe ihn statt dessen unsterblich gemacht, sagte Morales.
Boliviens derzeitiger Regierungschef Luis Arce hob hervor, dass der Revolutionsführer »den Vormarsch des Neoliberalismus in Lateinamerika aufgehalten, Venezuela verändert und die Völker der Region ermutigt« habe, gegen den Imperialismus zu kämpfen. Der Premierminister von Dominica, Roosevelt Skerrit, erinnerte daran, dass der von Chávez vorangetriebene Integrationsprozess »Millionen von Menschen in der Region Hoffnung gegeben hat, die bis dahin keinen freien Zugang zu Bildung, Gesundheit und Wohnraum hatten«. Lateinamerika könne sich nur dann positiv entwickeln, wenn man wie Chávez Vertrauen in das Volk setze, »nicht aber in die Oligarchie oder andere Wortführer des Imperialismus, mit denen ein Dialog über Freiheit und Souveränität einem Todesurteil gleichkommt«, mahnte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega zur Wachsamkeit. Zum Abschluss des Treffens in Caracas erklärte Kubas ehemaliger Präsident und KP-Vorsitzender Raúl Castro, dass »wir Zeugen der Aggressionen und des Wirtschaftskrieges zum Sturz des bolivarischen Prozesses waren, aber mit Stolz und Vertrauen auch miterlebt haben, dass das venezolanische Volk es verstanden hat, seine Errungenschaften und das Vermächtnis von Chávez zu verteidigen«.
Erst am Freitag hatte Maduro eine zwei Tage zuvor veröffentlichte Entscheidung von US-Präsident Joseph Biden angeprangert, die einseitigen US-Sanktionen um ein weiteres Jahr zu verlängern. Bidens Begründung, Venezuela stelle nach wie vor eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA dar, bezeichnete Maduro als »ruchlos«.