Wie viele müssen noch sterben?
https://de.granma.cu/mundo/2023-01-16/wie-viele-mussen-noch-sterben
Demonstranten strömen in die peruanische Hauptstadt und die Regierung verhängt dem Notstand
Autor: Elson Concepción Pérez |
Es war bewundernswert – und gleichzeitig fast unmöglich zu glauben -, dass in Peru mit seiner Geschichte von in Skandale aller Art,vor allem Korruption, verwickelten Machthabern ein bescheidener Lehrer, dessen grundlegende Garantie Ehrlichkeit und Engagement für die Interessen des Volkes sind, das Präsidentenamt erreichen konnte.
Jedoch gelangte Pedro Castillo, der Mann mit dem Hut, der ihn stets begleitete, durch eine Volksabstimmung auf die höchste Stufe des politischen und staatlichen Lebens.
Peru hat eine lange Geschichte von miteinander verflochtenen Staatsstreichen, Verhaftungen von Präsidenten, Prozessen gegen diese und ein kompliziertes Justizsystem, das mit Verzögerung Urteile fällt und dabei stets dasselbe Netzwerk anwendet, das schon so oft in Frage gestellt wurde.
Seit dem 28. Juli 2021, dem Beginn seiner Amtszeit, ist der Landwirtschaftsmeister und heutige Präsident nicht in der Lage, sein Amt auszuüben.
Alle wussten es und viele warnten davor, aber eine große Portion Bescheidenheit, gepaart mit einer ausgeprägten politischen Naivität, machte nicht nur Castillos Mandat zunichte, sondern auch die Hoffnungen von Millionen von Menschen, Bauern, Indigenen, Lehrern und anderen Sektoren, die in ihn die Hoffnung gesetzt hatten, die so oft durch neoliberale Komponenten enttäuscht wurde.
Was dieses Mal geschah, ist nichts Neues, aber die mehr als 40 Toten und Hunderte von Verletzten unter der Zivilbevölkerung vervollständigen das jämmerliche Panorama einer Nation, deren erschöpftes politisches System nicht in der Lage sein wird, eine Lösung für die eigenen Missstände zu finden.
Eine Präsidentin, die aus dem eigenen Team des inzwischen inhaftierten Pedro Castillo stammt, hat ihrer Machtgier freien Lauf gelassen und sich in die Reihen derer gestellt, die niemals einen Landschullehrer und Gewerkschaftsführer zum Präsidenten der Republik machen würden.
Dina Boluarte, die nicht gewählte Mandatsträgerin des Volkes, wird wegen mutmaßlichen Völkermordes, schwerer Tötung und schwerer Körperverletzung angeklagt, weil sie der Polizei und anderen Kräften befohlen hat, diejenigen zu unterdrücken, die seit dem Staatsstreich gegen Pedro Castillo in vielen Städten des Landes, vor allem in der Region Puno, auf die Straße gingen, um die Rückkehr des Präsidenten, die Abdankung von Boluarte, die Durchführung vorgezogener Wahlen und den Rücktritt des Kongresses zu fordern.
In den letzten Tagen musste der peruanische Kongress, der aufgrund der ernsten Lage dringend einberufen worden war, seine Sitzungen unterbrechen, als eine Gruppe von Parlamentariern die Versammlungsleiter mit „Mörder!“ beschimpfte.
Der Präsident des Ministerrats Alberto Otárola, der Innenminister Víctor Rojas und der Verteidigungsminister Jorge Chávez, wurden mit Rufen wie „Mörder raus! Ihr seid blutbefleckt, ihr seid Killer!“ empfangen
Die Tage und Wochen vergehen, und im Aufschrei des peruanischen Volkes erhebt sich eine Frage: Wie viele müssen noch sterben, bevor das, was Pedro Castillo hinter Gitter gebracht hat, ein Ende nimmt?