Jair Bolsonaro und die Neuauflage des gescheiterten Putsches
https://de.granma.cu/mundo/2023-01-10/jair-bolsonaro-und-die-neuauflage-des-gescheiterten-putsches
Das US-Imperium, seine Verbündeten, Komplizen und Domestiken müssen eine Führungspersönlichkeit wie Lula um jeden Preis loswerden
Autor: Raúl Antonio Capote |
Ob durch Zufall, durch geschickte Wahl oder durch eine gut geplante Konstruktion der Oligarchie und der US-Spezialdienste, Jair Bolsonaro, der „Messias“ der Reichen und Mächtigen, ehemaliger Präsident Brasiliens und bedingungsloser Diener der US-Interessen, könnte dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nicht ähnlicher sein.
Viele Dinge vereinen sie. Trump und Bolsonaro sind Befürworter der Folter, fördern brutale Praktiken und verteidigen den wahllosen Verkauf von Schusswaffen.
Beide sind zutiefst fremdenfeindlich, frauenfeindlich, intolerant, homophob, keiner von beiden will etwas vom Klimawandel hören, beide sind starke Nutzer sozialer Netzwerke und Erfinder von Fake News, und beide waren Protagonisten von Wahlkampagnen mit extremistischen Reden.
Jair Bolsonaros Liste der Eingaben an seinen vermeintlichen Vater ist lang. Im Juni 2019 verkündete er mit großem Enthusiasmus, dass Brasilien von den Vereinigten Staaten als Außerordentlicher-NATO-Verbündeter akzeptiert worden sei, ein Sonderstatus, der die Lieferung von überschüssigen Verteidigungsgütern und die Organisation gemeinsamer Manöver ermöglicht.
Der Höhepunkt der Unterordnung des südamerikanischen Riesenlandes unter die USA war die Unterzeichnung des Abkommens über technologische Schutzmaßnahmen, das mit der Beteiligung der Vereinigten Staaten an Weltraumstarts von der Basis Alcantara aus verbunden ist und den Umgang mit „sensibler“ US-Technologie garantiert.
Washington hatte in Brasilien ein echtes trojanisches Pferd: Die unbestreitbaren Fortschritte der PT-Regierungen in vielen Bereichen, insbesondere im wirtschaftlichen und sozialen Bereich, wurden von dem südamerikanischen Nachahmer „vorbildlich“ demontiert.
Getreu seiner Karriere als Donald-Trump-Taschenformatausgabe unternahm er nichts, um sein Volk vor der COVID-19-Pandemie zu schützen, und übertraf damit sogar die fanatische Dummheit seines Idols, was Hunderttausende von Brasilianern das Leben kostete.
Die dunklen und fanatischen Kräfte, die Bolsonaro folgen, drangen in das Gebäude des Nationalkongresses, den Planalto-Palast und den Bundesgerichtshof ein. Es ist natürlich kein Zufall, dass dies in den ersten Januartagen geschah.
Der Putschversuch ist ein vorsätzlicher Akt, der für eine große Portion Verzweiflung der brasilianischen und kontinentalen Ultrarechten angesichts der Gefährdung ihrer Interessen durch die Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva spricht. Das Komplott, das zu dem Vandalismus und den antidemokratischen Aktionen des 8. Januar führte, begann allerdings schon viel früher.
Erinnern wir uns an die ersten Schritte: Am Donnerstag, den 5. April 2018 erließ der Richter Sergio Moro Haftbefehl gegen den damaligen Ex-Präsidenten Lula da Silva.
Lula wurde auf der Grundlage von Gerüchten, ohne Beweise und nach einem anomalen, von Voreingenommenheit geprägten Gerichtsverfahren verurteilt. Die gerichtliche Entscheidung und der Haftbefehl gegen Lula stellten eine klare politische Ächtung eines populären Kandidaten dar.
Damit nicht genug, drohte der Armeechef den Richtern mit einem klassischen Staatsstreich, sollte Lula freigesprochen werden.
Die Inhaftierung Lulas war aber bereits der zweite Schritt des Staatsstreichs, der mit dem Amtsenthebungsverfahren gegen die damalige Präsidentin Dilma Rousseff im Jahr 2016 begonnen hatte.
Das US-Imperium, seine Verbündeten, Komplizen und Domestiken müssen eine Führungspersönlichkeit wie Lula um jeden Preis loswerden, um Brasilien von der BRICS-Gruppe zu distanzieren, um die lateinamerikanische Integration zu verhindern, um Banken und Dienstleistungen zu privatisieren, um die Wiedereinführung öffentlicher Maßnahmen zu blockieren, die Millionen von Brasilianern während der PT-Regierungen zugute kamen, und um die Kontrolle über den immensen Reichtum des Landes zu vertiefen.
Aktionen wie die vom vergangenen Sonntag zeigen, wie gefährlich die Aussichten in der Region sind und wie notwendig die kontinentale Einheit angesichts des Giganten der Siebenmeilenstiefel ist.
Die Wahrheit ist, dass die lateinamerikanische Rechte nichts Neues zu bieten hat. Ihre Agenda ist dieselbe wie zuvor und schlicht gestrickt. Ihre Politik ist klar, ihre Unterordnung unter das Imperium freilich noch größer als ehedem: Sie ist abhängiger als vor 40 oder 50 Jahren, aber sie ist immer noch genauso intolerant, kriminell und erbärmlich.