Eine Praxis der kulturellen Kolonisierung, die uns fremd ist
https://de.granma.cu/cuba/2022-10-31/eine-praxis-der-kulturellen-kolonisierung-die-uns-fremd-ist
Zu viel fremde show auf dem USB-Stick oder dem Handy, die verringerte Wahrnehmung von dem, was das Kubanische ausmacht und das unnatürliche Verständnis, jede fremde Tradition oder jedes fremde Emblem als der unseren überlegen zu betrachten, führen unweigerlich zu mehreren dieser Missstände, die im urbanen Szenario des aktuellen Jahrhunderts auf der Insel zu beobachten sind
Autor: Julio Martínez Molina |
Zu viel fremde show auf dem USB-Stick oder dem Handy, eine verringerte Wahrnehmung für das, was das Kubanische ausmacht und das unnatürliche Verständnis, jede fremde Tradition oder jedes fremde Emblem als der eigenen überlegen zu betrachten, führen unweigerlich zu einigen der Missstände, die im urbanen Szenario des aktuellen Jahrhunderts auf der Insel zu beobachten sind.
Es gibt nur ein Gegenmittel, und das ist eine Kombination aus Kultur, ästhetischer Bildung, staatsbürgerlicher Erziehung und historischem Wissen.
Kein kultivierter, bürgerlicher und gebildeter Mensch, der die Vergangenheit des imperialistischen Missbrauchs gegen Kuba kennt, wird eine amerikanische Flagge auf der Brust tragen; ebenso wenig wird jemand, der sich in seiner nationalen Identität bestätigt fühlt oder stolz auf seine kubanische Herkunft ist, mit solcher Begeisterung Traditionen wie Halloween, feiern, jenes Fest in der Nacht zum 31. Oktober, das keinen Bezug zu uns hat.
Seit Beginn der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts wurde Halloween in der Hauptstadt und in Varadero in mehreren Häusern und an verschiedenen öffentlichen Plätzen gefeiert – später wurde das Fest diskret auf mehrere Städte ausgedehnt – und sogar in staatlichen Einrichtungen, deren sozialer Zweck genau das Gegenteil davon war.
Parallel dazu wurden natürlich auch Kostüme von Vampiren, Zombies oder US-Präsidenten ausgeliehen, damals für fünf bis 30 CUC. Heute liegen die Preise zwischen 1.000 und 3.000 kubanischen Pesos, je nach Kostüm oder Mieter.
„Tolle Maske für Halloween Original. Hergestellt aus Latex, aus dem Ausland importiert. Du wirst auf keiner Kostümparty ein solches Kostüm finden, und wenn du es mit entsprechender Kleidung vervollständigst, wirst du sicher der Gewinner der Party sein, auf der du erscheinst. Interessenten an privat“, hieß es in einer Anzeige auf einer der im Land konsultierten privaten Kleinanzeigenplattformen.
Während die antikubanischen Medien diese kulturelle Kolonisierung begrüßen, die bei einem begrenzten Teil unserer Jugendlichen und jungen Menschen zu beobachten ist, wurde diese Praxis zwischen 2013 und 2022 von verschiedenen kubanischen Presseorganen kritisiert und demontiert.
Der Autor dieser Zeilen schätzt, dass von der Gesamtzahl der Einwohner des Landes heute 99 % auf eine solche Tradition keltischen Ursprungs, die aus historischen Gründen in der angelsächsischen Kultur verwurzelt ist, durchaus verzichten können (und es auch tun).
Es ist einigermaßen verständlich, dass ein Kubaner, der in die Vereinigten Staaten geht, um dort zu leben, in seinem instinktiven Streben nach sozialer Integration, die Nacht der Hexen feiert; aber hier erreicht dies nicht einmal die Kategorie des Lächerlichen.
Hier ist es nur insofern traurig, als wir in einem anderen kulturellen, historischen und sozialen Kontext interagieren, mit lokalen Traditionen und Bräuchen, die in Vorstellungen, kognitiven und emotionalen Hinterlassensschaften wurzeln, die sich in ihrer Zusammensetzung deutlich von denen der US-Amerikaner unterscheiden.
Dass nichts unveränderlich ist, dass der Planet ein Schwamm ist, der für Einflüsse und Veränderungen offen ist, dem stimme ich zu, obwohl es Dinge gibt, in denen der Satz nicht funktioniert.
Anders ausgedrückt: Würde es für eine Familie in den Vereinigten Staaten Sinn machen, eine kubanische Guateque zu feiern? Nein, das würde es nicht: genauso wenig wie es für uns hier Sinn machen würde, uns mit einem unbekannten, kalten Halloween zu solidarisieren, dem angeblichen Tag, an dem – laut den Kelten – die Seelen der Toten in diese Welt zurückkehren und man sich mit Masken und schaurigen Kleidern verkleiden muss, um nicht von Dämonen angegriffen zu werden. Das hat überhaupt nichts mit unserer Realität zu tun.