Jetzt nach Kuba reisen? Reisetipps für die aktuelle Lage
Quelle: Cuba heute
Nachdem sich Kuba wieder für den Tourismus geöffnet hat, kehren die ersten Urlauber langsam zurück. Fluglinien und Reiseveranstalter haben ihr Angebot für die beginnende Wintersaison erweitert. Die wirtschaftliche Situation ist weiterhin schwierig, was manche vielleicht noch davon abhält, der Insel einen Besuch abzustatten. Grund genug für „Cuba heute“, einen Blick auf die aktuelle Lage aus Sicht der Reisenden zu werfen. Denn Urlaub in Kuba ist heute nicht nur möglich, sondern kann auch auf eigene Faust wieder gut umgesetzt werden. Es locken atemberaubende Strände, Geschichte, Kultur und natürlich Kubas größter Schatz: seine Menschen.
Mit den hier aufgelisteten Tipps und Hinweisen, soll Kuba-Reisenden ein Überblick über die aktuelle Situation gegeben und manchen Überraschungen vorgebeugt werden.
Versorgungslage: Was muss ich wissen?
Kubas Wirtschaft befindet sich aktuell in einer schweren Krise. Zwei Jahre Pandemie (mit dem Einbruch des Tourismus als wichtiger Devisenquelle), die Verschärfung von US-Sanktionen unter Donald Trump und hausgemachte Verzögerungen beim Reformprozess haben das Bruttoinlandsprodukt um 13 Prozent einbrechen lassen. Mittlerweile ist die Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs, bis die Versorgungslage wieder Vor-Corona-Niveau erreicht, dürfte jedoch noch einige Zeit ins Land gehen.
Für Reisende bedeutet dies, dass viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht oder nur über zeit- bzw. kostenintensive Umwege erhältlich sind. Hierzu zählen vor allem Hygieneprodukte und Medikamente. Es gilt daher neben einer kleinen Reiseapotheke auch die für die Reisedauer benötigten Hygieneprodukte einzupacken. Auf jeden Fall mitführen sollte man Dinge wie Zahnpasta, Sonnencreme, Insektenschutz, Paracetamol, Deodorant, Duschgel, ggf. Menstruationsutensilien sowie Mittel gegen Magenverstimmungen und Durchfall, der häufigsten Reisekrankheit auf Kuba.
„Die Versorgungslage ist schwierig, jedoch kein Vergleich zu den 1990er Jahren“ sagt Luckas Winter, der seit mehreren Jahrzehten private Touren in Kuba durchführt und das Land sehr gut kennt. Anders als damals sei heute das meiste gegen Geld doch irgendwie zu bekommen, was gerade für den Tourismus ein wichtiger Punkt ist, so Winter im Gespräch mit „Cuba heute“.
Aktuelle Beispiele: Erfrischungsgetränke wie Cola oder Dosenlimonade sind knapp, Flaschenwasser nicht überall erhältlich. Der Straßenpreis für 1,5 Liter Wasser liegt in Havanna aktuell bei etwa 300 Pesos (ca. 2,5€). Wenn man ihn findet, kauft man am besten den 5-Liter-Kanister für 2€ im Devisengeschäft. Als Alternative greift man auf frisch gepressten Fruchtsaft und abgekochtes Leitungswasser in der Pension zurück. Das Angebot an tropischen Früchten und Gemüse auf den Bauernmärkten ist üppig, für Touristen sind die Preise (≈50 Pesos bzw. 0,40€ für eine Avocado) erschwinglich. Bier war lange Zeit schlecht verfügbar, in letzter Zeit ist der Gerstensaft jedoch dank neuer Außenhandelsregulierungen über Direktimporte vermehrt aufgetaucht und kostet auf der Straße rund 250 Pesos (ca. 2€) pro Dose. „Nächsten Monat wird die niederländische Brauerei Bavaria eine neue Fabrik in der Sonderwirtschaftszone von Mariel eröffnen. Auch Flaschenwasser ist wieder besser erhältlich, nachdem eine defekte Maschine in einer Abfüllanlage ersetzt wurde“, weiß Winter zu berichten.
Museen, Restaurants, Cafés, Bars und andere Einrichtungen haben mittlerweile wieder geöffnet. Man muss sich jedoch darauf einstellen, dass nicht alles verfügbar ist, was auf dem Menü steht. „Oft sind die Gaststätten jedoch besser versorgt, als man zunächst erwarten würde“, sagt Winter, der sich gerade in der östlichen Stadt Baracoa aufhält. Er empfiehlt aufgrund großer Preisunterschiede stets das Angebot zu vergleichen und sich immer die Speisekarte zeigen zu lassen. Während ein Abendessen in einem preiswerten Restaurant zwischen 500 und 700 Pesos (4 bis 6€) kostet, werden manchmal bis zu 2000 Pesos (17€) aufgerufen, was selten in Einklang mit der gebotenen Qualität stünde, so Winter.
Touristen sind vom Mangel deutlich weniger betroffen: Während Hotels bevorzugt beliefert werden, schaffen es die Privatpensionen („Casas particulares“) stets, üppige Portionen auf die Teller zu zaubern. „Auch bei Themen wie Getränkekauf und Transport wird einem immer geholfen. Die Casas tun wirklich alles, damit es ihre Gäste so angenehm wie möglich haben“, erklärt Winter.
Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung. Aufgrund häufiger Kraftwerkshavarien kommt es derzeit vor allem im Landesinneren vielerorts zu mehrstündigen Stromabschaltungen. Das kann insbesondere Nachts nervig sein, wenn weder Ventilator noch Klimaanlage laufen. Auch hier gibt es gute Neuigkeiten: Zum einen sind die Hauptstadt Havanna sowie Touristenorte deutlich weniger stark betroffen. Hotels verfügen meist über Notstromaggregate. Zum anderen wird jetzt im Herbst mit fallenden Temperaturen der Nachtschlaf auch bei Stromausfall besser. Die Abschaltungen werden vorab angekündigt und sind in der Regel so verteilt, dass Haushalten und Gastronomie um die Hauptmahlzeiten herum ein Zeitfenster zum kochen bleibt. In den kommenden Monaten soll sich die Situation spürbar entspannen, da Kuba Leistung über schwimmende Kraftwerke hinzukauft und bestehende Anlagen aus der Wartung kommen. Es kann jedoch nicht schaden, mit einer Powerbank fürs Smartphone auch an dieser Stelle vorzusorgen. Wer verantwortungsvoll reist, hilft mit beim Energiesparen und versucht z.B. die Klimaanlage nicht nach kubanischer Sitte auf 16 Grad laufen zu lassen 😉
Wie ist das mit dem Geld?
Wer nach Kuba reist, sollte unbedingt ausreichend Bargeld mitnehmen. Mit ausreichend ist im Fall von Individualtouristen mindestens 70 Prozent der geplanten Ausgaben gemeint. Geldautomaten sind außerhalb Havannas noch immer dünn gesät und aufgrund der häufigen Stromausfälle nicht immer funktionsfähig. Zum Umtausch sollte man die offiziellen Wechselstuben (CADECA) und Banken nutzen. Da der Kurs überall gleich ist, kann man bereits am Flughafen zum ersten Mal tauschen. Auch wenn der Schwarzmarkt etwas bessere Kurse bietet, gilt seit der Einführung des neuen Wechselkurses vom 4. August (1€ = 117 Pesos) eine klare Empfehlung, den legalen (und stressfreien) Weg zu nutzen. Entgegen noch immer zirkulierender Gerüchte braucht man nach Kuba keine US-Dollar mitzunehmen, Euro und Franken werden lieber genommen und zu vorteilhafteren Kursen getauscht. Bargeld kann bis zu einer Summe von 5000 USD/EUR ohne Anmeldung mitgeführt werden. Größere Beträge müssen beim Zoll deklariert werden.
Darüber hinaus sollte man nicht ohne internationale Kreditkarte (Visa/Mastercard) einreisen, die man für die Bezahlung von Hotels, Fernbussen, Einkäufen in Devisengeschäften und lokalen Reiseveranstaltern benötigt. EC-Karten funktionieren auf Kuba nicht. Wer keine Kreditkarte besitzt, kann sich z.B. bei Hanseatic oder Barclays eine solche kostenlos besorgen.
Viele Standardpreise für Touristen haben sich trotz Währungsreform und Inflation kaum verändert: eine Casa-Übernachtung schlägt mit 15-25 Euro zu Buche, Frühstück gibt es für fünf, Abendessen für rund zehn Euro. Laut Gesetz dürfen Bargeldtransaktionen nur in Pesos stattfinden, Privatpensionen und manche Taxifahrer bevorzugen jedoch Euro und andere Devisenwährungen. Dies gilt insbesondere in klassichen Touristengegenden wie Trinidad und Varadero. Man kann jedoch auch dort in vielen Fällen alternativ mit der Landeswährung bezahlen. Dies ist in der Regel auch günstiger. Dennoch sollte man nicht sein gesamtes Bargeld auf einmal tauschen und immer eine Devisenreserve mit sich führen. Stets nachrechnen, vergleichen und konkret entscheiden.
Transport für Touristen
Die Transportsituation ist weiterhin angespannt. In jüngster Zeit hat sich jedoch die Verfügbarkeit von Treibstoffen aufgrund neuer Lieferungen aus Russland und Venezuela stark verbessert. Mietwägen werden an Tankstellen bevorzugt bedient. Trotzdem sollte man immer darauf achten, den Tank mindestens halbvoll zu halten, denn nicht überall gibt es das benötigte „Especial“-Benzin mit 98 Oktan. „Von Havanna bis Holguín gibt es mit dem Mietwagen derzeit keine Probleme. Im Osten des Landes ist es etwas schwieriger, aber auch hier findet man immer irgendeine Tankstelle, die gerade Benzin hat“, sagt Winter. Mit 30 Pesos (0,25€) pro Liter ist Benzin auf Kuba sehr preiswert. Weitere aktuelle Tipps zum Thema Mietwagen in Kuba gibt es in diesem Interview bei Touristik-Aktuell.
Staatliche und private Kollektivtaxis verkehren wie gewohnt, man sollte sich jedoch mit mindestens einem Tag Vorlauf um eine Mitfahrgelegenheit kümmern. Überlandtaxis lassen sich mittlerweile bequem über Online-Vermittlungsportale wie „Cuba Taxi“ (Facebook / Telegram) buchen. Dort sind auch Anfragen auf Englisch möglich. Die Strecke Havanna-Santiago kostet rund 35.000 Pesos (300€), Havanna-Varadero 7000 Pesos (60€). Günstiger geht es mit der klimatisierten Fernbuslinie „Víazul“, die mehrmals täglich alle größeren Städte ansteuert. Die Fahrt nach Santiago kostet 56€, Trinidad 21€ und nach Santa Clara sind es 18€. Reiseauskunft und Buchung unter: https://viazul.wetransp.com/.
In Havanna hilft die App „La Nave“ (iOS/Android). Das „kubanische Uber“ vermittelt innerhalb der Hauptstadt rund um die Uhr transparent bepreiste Fahrten (ab 300 Pesos, ca. 2,50€) mit GPS-gestützter Abholung und ist auch für Personen ohne Spanischkenntnisse zu empfehlen. Voraussetzung ist mobiles Internet über eine kubanische SIM-Karte, die man an jeder Verkaufsstelle („Telepunto“) der staatlichen Telefongesellschaft ETECSA gegen Vorlage des Reisepasses erhält. Damit ist man auch beim Thema Internet unabhängig unterwegs. Während Hotels meistens über WiFi verfügen, trifft dies auf die meisten Privatpensionen (noch) nicht zu. Das schnelle LTE-Netz ist mittlerweile landesweit gut ausgebaut, Datenpakete deutlich günstiger als in Deutschland (0,85€ pro GB).
Zwischen Havanna und Santiago de Cuba gibt es wieder Inlandsflüge (Preis: 136€) und der Touristen-Zug im „Valle de los Ingenios“ (deutsch: Tal der Zuckermühlen) in Trinidad hat vor wenigen Tagen seinen Betrieb wieder aufgenommen. Er fährt jeden Morgen ab 9:30 Uhr von Trinidad bis zur alten Plantage Guachinango und kehrt von dort aus ab 14:30 Uhr in die Stadt zurück.
Corona-Situation
Über die Corona-Lage braucht man sich als Kuba-Tourist aktuell wenig Gedanken zu machen. Die 7-Tage-Inzidenz lag nach einem kontinuierlichen Rückgang der Neuinfektionen zuletzt (20.09) bei 1,6. An diesem Tag wurden landesweit 14 neue Fälle gemeldet. 90 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, derzeit läuft die zweite Boosterkampagne mit eigenen Impfstoffen.
Mit dem Ende der allgemeinen Maskenpflicht wurden im Mai fast sämtliche Corona-Maßnahmen aufgehoben. Ein einfacher Mund-Nasenschutz muss in Bussen und anderen Massentransportmitteln getragen werden. Die Einreise ist ohne Test und Impfzertifikat möglich, über das Webportal „D’Viajeros“ muss im Vorfeld eine Erklärung zum Gesundheitszustand eingereicht werden (→ Videotutorial zum Formular). Wie bereits vor der Pandemie wird für die Einreise eine gültige Auslandsreisekrankenversicherung mit Nachweis auf Spanisch benötigt.
Ein größeres Problem stellt aktuell Dengue dar. Die Virusinfektion wird über Moskitos übertragen und kann üble Verläufe nach sich ziehen. Es empfiehlt sich, ausreichend Mückenschutz und Paracetamol mitzunehmen. Im Verdachtsfall sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen (auf keinen Fall mit Aspirin oder Ibuprofen selbst medikamentieren, da diese Mittel die Blutgerinnung senken, was bei Dengue gefährlich werden kann).
Fazit
Manche Hinweise werden dem ein- oder anderem Kuba-Urlauber bekannt vorgekommen sein: Nicht alles hat sich in den letzten Jahren verändert, einige Dinge waren auch schon vor Währungsreform und Corona ein guter Rat. Mit der obigen Sammlung dürften sich jedoch insbesondere Individualtouristen besser auf ihre Reise vorbereiten können. Wer das Land auf eigene Faust erkundet, wird in der aktuellen Situation (vielleicht sogar umso mehr) mit einer Überfülle an unvergesslichen Eindrücken belohnt. Für Pauschaltouristen ist nicht alles gleichermaßen relevant.
Auch Kuba-Kenner Luckas Winter ermutigt dazu, trotz mancher Unzulänglichkeiten die Insel zu erkunden. „Die Kubaner freuen sich unheimlich, dass der Tourismus jetzt langsam hochfährt. Und auf diese Weise kann man dazu beitragen, dass es dem Land wieder besser geht. Von der Putzfrau im staatlichen Hotel über den Landwirt bis hin zum privaten Restaurant profitiert fast jeder in irgendeiner Weise vom Fremdenverkehr“, sagt Winter.
Quelle: Cuba heute