Isle De Cuba, das Vermächtnis Alexander von Humboldts
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Obwohl dem am 14. September 1769 in Berlin geborenen Geographen, Astronom, Humanisten und Naturforscher der Titel „Zweiter Entdeckers Kubas“ zuerkannt wird, verbrachte er nur vier Monate auf der Insel, aufgeteilt in zwei Besuche während seiner Reisen durch Amerika
Autor: Susana Besteiro Fornet |
Vor ein paar Jahren war ein junger Kubaner auf einer Free Tour durch Berlin, als der Fremdenführer vor der Humboldt-Universität zu Berlin anhielt, um zu erzählen, wer Alexander von Humboldt war und warum die älteste Hochschule der deutschen Hauptstadt diesen Namen trägt. Als der Fremdenführer sah, dass der Junge zustimmend nickte, fragte er ihn, ob er die Geschichte denn kenne, worauf der Junge antwortete: „Natürlich kenne ich Humboldt, ich bin Kubaner.“
Obwohl dem am 14. September 1769 in Berlin geborenen Geographen, Astronom, Humanisten und Naturforscher der Titel „Zweiter Entdeckers Kubas“ zuerkannt wird, verbrachte er nur vier Monate auf der Insel, aufgeteilt in zwei Besuche während seiner Reisen durch Amerika. Bis heute ist er unvermeidlich, wenn man über kubanische Flora, Fauna, Geographie oder Topographie spricht.
Alle seine Notizen über die damalige spanische Kolonie sind in dem 1827 veröffentlichten Dokument Politischer Essay über die Insel Kuba gesammelt. Es untersucht zum ersten Mal die komplexe Gesellschaft aus Sklaven und Kreolen, die den Archipel bewohnte, in dem das Gefühl einer kubanischen Identität Gestalt anzunehmen begann.
Ein sehr wertvolles Dokument wurde 2016 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt: Humboldts Kubanisches Tagebuch, geschrieben 1804 unter dem Titel „Isle De Cuba“, das bis dahin als verschollen galt. Das Manuskript befand sich in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau in einer Sammlung, die während des Zweiten Weltkriegs von der Preußischen Staatsbibliothek überstellt worden war, und wurde vom Historiker Michael Zeuske, Professor an der Universität Bonn, wiederbeschafft.
Wie es nicht anders sein konnte, wurde das Tagebuch erstmalig in unserem Land in spanischer Sprache durch die Nationalbibliothek José Martí unter dem Siegel der Ediciones Bachiller herausgegeben. Es wurde 2021 gedruckt und auf der Internationalen Buchmesse 2022 in Havanna erneut vorgestellt.
Es enthält wunderbare Beschreibungen der Flora, Topographie, Getreide- und Zuckerrohrfelder, Städte, Mühlen und der sozialen Verteilung nach Kasten sowie der Probleme, die in den Städten und der Bevölkerung aufgrund der mangelnden Aufmerksamkeit der Metropole für die Bedürfnisse des Territoriums nebeneinander existierten .
„Welche Energie die Schwarzen haben! Vor weniger als zwei Monaten versteckte sich ein entlaufener Neger in einem Zuckerrohrfeld. Dieses wurde angezündet und die Sklaven wurden darum herum platziert, damit sich das Feuer nicht ausbreitete. Der Geflüchtete wurde mitten im Stroh erstickt aufgefunden. Er hatte den Tod der Gefahr vorgezogen, erwischt zu werden“, schrieb er in seinen Notizen als Beispiel für das Unheil, das die Sklaven in den Ländern der Antillen erleiden mussten.
Die Erinnerung an jenen Europäer, der den Archipel bereiste und mit neugierigen und wissenden Augen zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine unersetzliche Skizze von Natur und Gesellschaft zeichnete, ist über die Jahrhunderte erhalten geblieben. Deshalb ist es ratsam, an ihn zu erinnern, ihn zu ehren, entweder an besonderen Tagen wie dem 14. September oder mit einem Besuch des Nationalparks, der seinen Namen trägt und der so groß, so vielfältig und so schön ist wie sein Werk.