Corona-Update (24): Im Westen nichts neues
Vor etwas mehr als zwei Jahren hat die Corona-Pandemie Kuba erreicht: Am 11. März 2020 wurden die ersten Fälle von einer italienischen Reisegruppe gemeldet. Seitdem hat die Insel mehrere Phasen der intensiven Kontrolle über das Virus und des Verlusts derselbigen durchlebt und eigene Impfstoffe entwickelt. Deren hohe Wirksamkeit gegen Omikron ist derzeit wesentlich dafür verantwortlich, dass sich die aktuelle Pandemielage auf Kuba als entspannt bezeichnen lässt. Schon seit der Öffnung der Grenzen im vergangenen Winter ist Urlaub auf Kuba wieder möglich. Seit Januar sind neue Regelungen in Kraft getreten, nach denen für die Einreise ein negativer PCR-Test plus ein Impfzertifikat notwendig sind. Am 13. Februar hat das Auswärtige Amt aufgrund der fallenden Inzidenz seine Reisewarnung aufgehoben. Kuba ist seitdem kein Hochrisikogebiet mehr. In den letzten Tagen war wieder ein leichter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend. Dennoch: viel hat sich seit dem letzten Update nicht verändert, außer, dass zunehmend wieder andere Themen als das Virus den Alltag auf Kuba bestimmen.
- Bis zum 28. März wurden auf Kuba insgesamt 1.088.638 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet: +621 zum Vortag, darunter 103 in Mayabeque, 102 in Ciego de Ávila und 64 in Holguín. 8510 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben, zum Vortag kamen keine Todesfälle hinzu. 25 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 1.075.430 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt derzeit bei 3.787, davon werden 24 intensivmedizinisch behandelt. Die Fallsterblichkeit ist auf 0,78 Prozent leicht gesunken.
- „Kuba hat die COVID-19-Pandemie unter Kontrolle und wird dies den Prognosen zufolge auch weiterhin tun. Wir befinden uns jedoch nicht in einer Blase, sondern sind den weltweiten Entwicklungen ausgesetzt“, lautet die aktuelle Einschätzung des kubanischen Expertengremiums zur Pandemie. Auch die kubanischen Impfstoffe sind nicht steril (d.h. Übertragungen finden statt) und das Auftreten neuer Varianten wird von den kubanischen Virologen als wahrscheinlich eingeschätzt. Das öffentliche Leben hat längst wieder an Fahrt aufgenommen, etwaige Risiken dabei will die Regierung auf jeden Fall vermeiden. Deshalb wird an der überall im öffentlichen Raum geltenden Maskenpflicht auf Kuba wohl noch längere Zeit festgehalten werden. Das Ende dieser (quasi einzig noch bestehenden) Maßnahme ist momentan nicht in Sicht.
- Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist seit dem letzten Corona-Update von 284,9 (17. Januar) auf 72,09 (27. März) stark gefallen, steigt seit dem jüngsten Tiefststand von 45,05 am 6. März allerdings wieder leicht an. Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests ist im selben Zeitraum von 36.800 auf 8310 ebenfalls stark zurückgegangen. Zum Vergleich: Im März 2021 wurden rund 18.000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt.
Impfkampagne
- Bis zum 28. März haben 93,9 Prozent der KubanerInnen mindestens die Erstimpfung erhalten. Vollständig geimpft sind 89,4 Prozent. Damit liegt Kuba bei der Corona-Impfung nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und Portugal weltweit an dritter Stelle. Insgesamt wurden bislang 35,3 Mio. Impfdosen verabreicht. Im Dezember wurde mit Auffrischungsimpfungen begonnen, mittlerweile sind 55 Prozent der Bevölkerung geboostert. Am 9. Februar hatte erstmals mehr als die Hälfte der Bevölkerung die vierte Impfung (die Grundimmunisierung umfasst auf Kuba 3 Dosen) erhalten. Seither nahm die Boosterquote nur noch langsam zu, die Zahl der täglich verabreichten Impfungen liegt bei rund 12.000. Trotz mehrfacher Initiativen von Seiten der Regierung, die Boosterkampagne zu beschleunigen, konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Über die Gründe wurde offiziell nichts verlautbart, daher lässt sich nur spekulieren. Fehlende Vakzine dürften keine Rolle spielen, sondern vermutlich eher nachlassende Impfbereitschaft und / oder logistische Probleme.
- „Abdala“ wird bei der WHO vorstellig: Bis Ende des Monats will Kubas Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB), seinen Impfstoff „Abdala“ zwecks Zulassungsverfahren bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einreichen. Ein formeller Antrag war bereits eingegangen, jetzt geht es um die weiteren Dokumente, um den Prozess anzustoßen. Kuba plant die Impfstoffe Abdala und Soberana 02 dieses Jahr im großen Stil zu exportieren, wofür die WHO-Zulassung hilfreich ist. Abnehmer sind bisher (unter anderem) Mexiko, Indien, Brasilien, Vietnam, Iran und Venezuela.
- Notfallzulassung für „Mambisa“: Der nasal verabreichte Covid-Impfstoff „Mambisa“ soll nach Abschluss laufender Phase-II-Studien in Kürze eine Notfallzulassung erhalten.
- Preis für Impfstoffentwickler: Die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), deren Leiter Daren Tang jüngst auf Kuba zu Gast war, hat die Entwickler der kubanischen Impfstoffe mit der WIPO-Medaille in der Kategorie Erfinder ausgezeichnet.
Weitere Entwicklungen
- Sachspende aus Italien: Eine Materialspende italienischer Gewerkschaften hat vergangene Woche die Insel erreicht. Wie die kubanischen Abendnachrichten berichteten, umfasst die Lieferung 280 Tonnen medizinische Hilfsgüter. Nach Angaben des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez trafen im vergangenen Jahr 135 Spenden aus 40 Ländern in Kuba ein, vor allem Equipment für die Impfkampagne und den Kampf gegen Covid-19.
- Medikamentenknappheit: Die Spenden kann Kuba gut gebrauchen, denn medizinische Güter und Arzneimittel sind derzeit extrem knapp im Land. Selbst basale Schmerzmittel wie Dipirona (Wirkstoff: Metamizol) werden zumeist auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Wie Vertreter des pharmazeutischen Sektors bekannt gaben, fehlten letztes Jahr durchschnittlich 121 der 359 Basismedikamente, also rund ein Drittel. Hauptgrund ist der Mangel an Devisen für Importe: „Die Hälfte der im vergangenen Jahr zur Verfügung stehenden Mittel wurde für die Entwicklung und Herstellung von COVID-19-Impfstoffen verwendet“, erklärte der Leiter von BioCubaFarma, Eduardo Martínez Díaz. Ab Juni soll sich die Lage jedoch etwas verbessern, entsprechende Importverträge seien bereits ausgehandelt worden.
- Rückkehr der Großveranstaltungen: Nachdem die jährliche Buchmesse in Havanna aufgrund der Pandemie noch vom Februar auf den April verschoben wurde, scheint sich Kuba jetzt wieder für Großveranstaltungen bereit zu fühlen. Wie der zentrale Gewerkschaftsbund CTC angekündigt hat, wird es am 1. Mai wieder eine Kundgebung auf dem Revolutionsplatz geben. Auch die Handelsmesse FIHAV im November soll erstmals seit Beginn der Pandemie wieder in Präsenzform stattfinden.
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