Biden erkennt Maduro an
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USA und Venezuela bestätigen Gespräche auch zu Energieversorgung
Von Frederic Schnatterer
Nun ist es offiziell: Washington verhandelt auf ranghoher Ebene mit der legitimen venezolanischen Regierung. Am Montag (Ortszeit) bestätigte das Weiße Haus Gespräche einer US-Delegation mit Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro persönlich. Wie Pressesprecherin Jennifer Psaki erklärte, sei es bei den Unterredungen am Sonnabend in Caracas auch um Fragen der Energieversorgung gegangen. Zu Ergebnissen wurde zunächst nichts bekannt.
Auch der venezolanische Staatschef bestätigte das Treffen mit hochrangigen Vertretern des US-Außenministeriums und des Weißen Hauses. Am Abend erklärte er im Fernsehen, die Gespräche im Präsidentenpalast Miraflores hätten »fast zwei Stunden« gedauert und seien »respektvoll, herzlich und diplomatisch« gewesen. Zudem betonte Maduro, es sei »wichtig, dass wir von Angesicht zu Angesicht über Themen sprechen können, die für Venezuela von größtem Interesse sind«.
Hintergrund des plötzlichen Kurswechsels Washingtons gegenüber Caracas ist der Krieg in der Ukraine. Für Dienstag war (nach jW-Redaktionsschluss) eine Erklärung von US-Präsident Joseph Biden angekündigt, in der laut Weißem Haus Maßnahmen verkündet werden sollten, »um Russland weiterhin für seinen unprovozierten und ungerechtfertigten Krieg gegen die Ukraine zur Verantwortung zu ziehen«. US-Medien spekulierten im Vorfeld, der Präsident werde einen Importstopp für russisches Öl verkünden.
Bereits Ende der vergangenen Woche hatten US-Medien berichtet, die Biden-Regierung plane, den Import von Öl aus Venezuela zu prüfen. Washington hat eine ganze Reihe an Sanktionen gegen Caracas verhängt, die unter anderem den Handel mit Öl verbieten. Das könnte sich nun ändern, um so Lieferungen aus Russland ersetzen zu können. Auch gehe es Washington darum, Maduro von seinem Verbündeten Moskau zu entzweien, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zunehmend zu isolieren.
Das Treffen kommt einer De-facto-Anerkennung der Maduro-Regierung durch Biden gleich. Die USA hatten 2018 ihre diplomatischen Beziehungen zu Caracas abgebrochen und statt Maduro den rechten Politiker Juan Guaidó als »Übergangspräsidenten« anerkannt. Dessen Büro erklärte, die US-Delegation sei am Sonnabend auch zu Gesprächen mit der Rechtsopposition zusammengekommen.