Gesundheit an erster Stelle
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Trotz US- und EU-Sanktionen: Venezuela vermeldet Erfolge bei Impfungen und Pandemiebekämpfung
Von Volker Hermsdorf
Venezuela ist trotz verschärfter Sanktionen der USA und der Europäischen Union im Kampf gegen die Coronapandemie erfolgreicher als südamerikanische Nachbarländer. Am Montag hatte Präsident Nicolás Maduro mitgeteilt, dass 87 Prozent der rund 28,5 Millionen Einwohner bis dahin eine Erstimpfung erhalten hätten. Er hoffe, dass zum Jahreswechsel eine Quote von 90 Prozent erreicht werde, erklärte der Staats- und Regierungschef nach einem Treffen mit Experten zur Planung weiterer Maßnahmen bei der Bekämpfung der Pandemie.
Die US-amerikanische Johns-Hopkins-Universität veröffentlichte am Donnerstag zwar niedrigere Zahlen über den Impferfolg, doch ist die auch von dieser US-Einrichtung bestätigte Letalitätsrate von 1,2 Prozent in Venezuela ein Indiz dafür, dass eher die von Maduro genannten Werte zutreffen. In Nachbarländern ist die Letalitätsrate, das heißt der Anteil der mit dem Virus Infizierten, die an der Erkrankung verstorben sind, mit 2,78 Prozent in Brasilien und 2,53 Prozent in Kolumbien mehr als doppelt so hoch. Auch in der BRD (Letalitätsrate 1,57 Prozent) versterben derzeit prozentual mehr erkrankte Covid-19-Patienten als in Venezuela. Für den Erfolg gibt es plausible Gründe.
Während die USA und die EU weitere Sanktionen gegen das Land verhängten und die Bank of England venezolanische Goldreserven im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro blockiert, aus deren Verkaufserlös die Regierung Medikamente und Impfstoffe erwerben wollte, unterstützten andere Länder Venezuela im Kampf gegen die Pandemie. Im Februar hatte Russland die erste Charge des Impfstoffs »Sputnik V« geliefert, einen Monat später trafen die ersten Dosen von Chinas Vakzin »Sinopharm« ein. Dank dieser Hilfe konnte im Juni die landesweite Impfkampagne aufgenommen werden. Anfang November begann dann die Immunisierung von Kindern ab zwei Jahren mit dem kubanischen Impfstoff »Abdala«. Wie Gesundheitsminister Carlos Alvarado mitteilte, verfügt Venezuela mittlerweile über ausreichende Reserven, um am 3. Januar mit Auffrischungsimpfungen zu beginnen.
Unterstützt wird die Impfkampagne von 20.000 kubanischen Fachkräften des Gesundheitswesens. Die aus Ärzten, Pflegekräften und Laborpersonal bestehenden Brigaden garantieren in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium auch die Arbeit von 380 Diagnosezentren sowie die umfassende Versorgung von Erkrankten, erklärte deren Leiter, Reinol Garcia, gegenüber der Nachrichtenagentur Prensa Latina. Im kommenden Jahr soll die Kooperation ausgeweitet werden.
Maduro kündigte zu Beginn der Woche an, dass ab dem zweiten Quartal monatlich zwei Millionen Dosen des Vakzins »Abdala« in der Impfstoffanlage der »Empresa Socialista para la Producción de Medicamentos Biológicos« (Espromed Bio) hergestellt werden. Caracas und Moskau hätten zudem ein Abkommen über die Produktion von »Sputnik V« in dem südamerikanischen Land unterzeichnet. Damit seien die Auffrischungsimpfungen für das Jahr 2022 garantiert. Gesundheit stehe in Venezuela an erster Stelle, und »zum Glück verfügen wir über ein aktives öffentliches Gesundheitssystem«, erklärte der Staatschef am Montag gegenüber der Zeitung Correo del Orinoco.
Auch die wirtschaftlichen Perspektiven beurteilte Maduro optimistisch. Bereits 2021 sei ein Jahr des Aufschwungs gewesen. »Trotz der verbrecherischen Sanktionen des Imperialismus wachsen wir in der Produktion von Nahrungsmitteln, Waren, Dienstleistungen, Industrie, Handel und dem Binnenmarkt, was große Auswirkungen auf die Bevölkerung hat«, zitierte der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur am Sonntag aus einem Interview des panarabischen Nachrichtensenders Al-Majadin.