Solarmodule: Schatten, wo Sonne scheinen sollte
https://de.granma.cu/cuba/2021-11-04/solarmodule-schatten-wo-sonne-scheinen-sollte
Kubas einzige Fabrik für Solarmodule will ihre Produktion stabilisieren und das Land bei der Umstellung seiner Energieversorgung unterstützen.
Autor: Ronald Suárez Rivas |
Pinar del Río – An einer Wand des Ernesto Che Guevara Unternehmens Componentes Electrónicos (Elektronikteile) hängen alle Arten von Solarzellen, die in den letzten 20 Jahren in der Branche hergestellt wurden.
Die Sammlung reicht von den kleinen Fünf-Watt-Modulen, die heute wie ein Relikt wirken, bis zu den 380-Watt-Modulen, die gegenwärtig hergestellt werden, und stellt eine Art historisches Gedächtnis der Produktion dar, die im Laufe der Zeit modernisiert wurde.
Außer ihr erinnert nicht mehr viel an die Anfangsjahre, als alles noch von Hand gemacht wurde, von Dutzenden von Arbeitern, die eine Photovoltaikzelle nach der anderen schweißten, und die auf der Suche nach Effizienz allmählich den Maschinen Platz machten.
María del Carmen Santalla, eine der Gründerinnen, erinnert sich, dass am Anfang praktisch alles von Hand gemacht wurde. Damals erreichte die Jahresproduktion der zum Unternehmen gehörenden Basisgeschäftseinheit (UEB) Photovoltaikenergie gerade einmal ein Megawattpeak (MWp) an Leistung.
Aber die Programme zur Elektrifizierung des ländlichen Raums, die im Rahmen der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerikas (ALBA) im Land und in anderen Ländern wie Bolivien und Venezuela durchgeführt werden, gaben grünes Licht für ihre Entwicklung.
Zunächst wurde die Kapazität auf zwei MWp erhöht. Durch die Einführung einer neuen Linie mit einem hohen Automatisierungsgrad konnte das Unternehmen bis 2010 auf zehn MWp wachsen.
Zu Beginn des Jahres versicherten die Verantwortlichen des Unternehmens in Pinar del Río der Zeitung Granma, dass 65 % der montierten Paneele für den Export bestimmt seien und die Nachfrage weiterhin stetig steige.
Im Juli 2015 betonte Revolutionskommandant Ramiro Valdés Menéndez die Bedeutung der Anlage und der verstärkten Nutzung von Solarenergie. „Die Sonne geht nicht aus, und sie ist überall. Es gibt nur wenige Energiequellen mit diesen Eigenschaften. Deshalb ist dies eine Branche mit einer großen Perspektive“, sagte er.
Damals hatte die UEB gerade eine neue Ausrüstung erhalten, die zu einer Produktionssteigerung führen sollte.
Doch weder die Bereitschaft des Landes, seine Erzeugungsmatrix umzustellen, noch die sinkenden Rohstoffkosten, noch die Bemühungen von Componentes Electrónicos, seine Technologie zu aktualisieren, haben lange Unterbrechungen verhindert.
EINE INDUSTRIE IM BEREITSCHAFTSMODUS
Im Jahr 2020 zum Beispiel erhielt die Industrie keine Rohstoffe mehr. Daher konnte nur im ersten Quartal des Jahres gearbeitet werden, mit einem Restbestand an Zubehör, der von 2019 übriggeblieben war. Danach hatte sie keine andere Wahl als aufzuhören. Nach einer langen Pause von 15 Monaten wurde die Produktion im Juni dieses Jahres wieder aufgenommen, allerdings nur mit einer Schicht von mindestens zwei möglichen Schichten. „Im Moment sind einige unserer Kollegen in andere Zentren verlegt worden und können noch nicht zu uns kommen“, bedauert María del Carmen Santalla.
Obwohl es in den letzten zwei Jahren keinen Sektor der kubanischen Wirtschaft gab, der nicht von den Auswirkungen der durch Covid-19 ausgelösten Krise betroffen war, versichert das Kollektiv des Werks in Pinar del Río, dass seine Probleme schon lange vor dem Auftreten des Coronavirus bestanden.
Im Jahr 2019, als Sars-Cov-2 noch nicht begonnen hatte, Verwüstungen anzurichten, wurde die Herstellung der Paneele erst im August aufgenommen, weil es an Zulieferungen mangelte.
„Die Geschichte der Fabrik war immer die gleiche, was Unterbrechungen angeht“, warnt José Antonio Páez, Spezialist in der Abteilung Technologie und Qualität.
Félix Andrés Pérez, Direktor der UEB Energía Fotovoltaica, stimmt zu, dass die durch die instabile Rohstoffversorgung verursachten Arbeitsunterbrechungen ein heikles Thema waren, da sie zur Abwanderung der Arbeitskräfte führte. „Es gibt Teile der Produktionslinie, in denen es Zeit braucht, um einen angemessenen Grad an Spezialisierung zu erreichen. Es geht nicht nur darum, einen Bediener für die Handhabung eines Geräts zu schulen, sondern das Niveau zu erreichen, das der Produktionskapazität der Anlage und der geforderten Qualität entspricht“, sagt er.
„Hier wurden die Menschen in Krankenhäuser, in die Anti-Vektor-Kampagne und in die Landwirtschaft verlegt“, sagt María del Carmen Santalla. „Jedes Mal, wenn wir mit der Produktion beginnen, müssen wir erst das Personal schulen, weil wir viele Leute verlieren.“
VERSCHENKTE KILOWATTS
Obwohl das Werk in Pinar del Río bereits mehrfach in drei täglichen Acht-Stunden-Schichten voll ausgelastet war, war dies eher die Ausnahme als die Regel.
José Antonio Páez versichert, dass „die Politik des Staates darauf abzielt, die Energiematrix zu ändern, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, aber die erforderliche wirtschaftliche Solvenz ist nicht gegeben.“
„Vor einiger Zeit wurde hier ein Projekt diskutiert, mit dem 50 MW pro Jahr erreicht werden sollten, was in fünf Jahren eine ähnliche Wirkung gehabt hätte wie ein thermischer Generator im Kraftwerk Guiteras. Die Studien wurden durchgeführt, aber am Ende blieb alles beim Alten“, erinnert sich der Spezialist.
Nicht einmal die installierte Kapazität der Industrie wurde stabil genutzt, trotz der Ergebnisse der Photovoltaik-Parks, die mit den dort montierten Modulen errichtet wurden.
Yanet Páez Hernández, Gebietsleiterin des Unternehmens für Erneuerbare Energiequellen, weist darauf hin, dass die drei in der Provinz vorhandenen Anlagen mit kubanischer Technologie (es gibt noch fünf weitere mit chinesischer Technologie) in diesem Jahr bisher 6 123 MW erzeugt haben, wobei 1 592 Tonnen Brennstoff eingespart und 4 898,4 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben wurden.
Angesichts der immer wiederkehrenden Probleme erklärt José Antonio Páez, dass man um jeden Preis versucht habe zu überleben, und dass es der Branche gelungen sei, mit den weltweiten Trends und den meistverkauften Plattenformaten Schritt zu halten. „Es ist unmöglich, immer auf dem modernsten Stand zu sein, aber wir versuchen, uns in die am meisten hergestellten Produkte einzubringen, da es sich dabei gleichzeitig um den am häufigsten vorkommenden und den am wenigsten teuren Rohstoff handelt“.
Diesem Prinzip folgend erklärt Félix Andrés Pérez, dass das Werk im Juni die Produktion von 5.000 340-Watt-Modulen mit Hilfe einer Spende der Unión Eléctrica aufgenommen hat und jetzt die ersten 7.000 eines neuen Auftrags produziert, der 27.000 Einheiten erreichen und die Arbeit bis zum ersten Quartal 2022 garantieren soll.
Für den UEB-Direktor sind das Treffen von Präsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez mit Wissenschaftlern und Experten auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien (EE) während der letzten Sitzung des Nationalen Innovationsrates und der Auftritt des Ministers für Energie und Bergbau, Liván Arronte Cruz, am letzten Tag der Nationalversammlung, in dem er erklärte, dass das Land eine langfristige Strategie habe, um die Erzeugung mit EE zu steigern und weniger auf fossile Brennstoffe zu setzen, ein Zeichen der Hoffnung.
„Wir sind die einzige Paneel-Fabrik in Kuba und verfügen über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Produktion“, sagt er. Daher können wir dazu beitragen, das Ziel der Umgestaltung der Stromerzeugungsmatrix zu erreichen.