Misstöne in Las Vegas
https://de.granma.cu/cultura/2021-11-19/misstone-in-las-vegas
Misstöne waren gestern bei den 22. Latin Grammy Awards zu hören. Wie könnte es auch anders sein, wenn schon zu Beginn, vom Moment der Nominierung an, eine absolute Verstimmung herrschte
Autor: Pedro de la Hoz |
Misstöne waren gestern bei den 22. Latin Grammy Awards zu hören. Es konnte nicht anders sein, denn schon zu Beginn, vom Zeitpunkt der Nominierungen an, herrschte absolutes Missfallen darüber, dass unter den Finalisten in zwei Kategorien ein Pamphlet aufgenommen worden war, das für den Versuch eines sanften Staatsstreichs produziert und entworfen wurde, den die frühere und die derzeitige US-Regierung, ihre Bundesbehörden und damit verbundene Institutionen, die in Florida verwurzelte Ultrarechte und ihre internen Gefolgsleute ausgebrütet haben, um das von der großen Mehrheit der Kubaner angenommene politische und soziale System zu untergraben.
Während die übrigen Preisträger bei der Entgegennahme ihrer goldenen Grammophone ihren Familien und Mitarbeitern dankten, die öffentliche Resonanz auf ihre Leistungen lobten und die Bedeutung der lateinamerikanischen Musik in der öffentlichen Vorstellung und auf dem globalen Plattenmarkt würdigten, versuchten die Handlanger für einen Staatsstreich, indem sie diesem Thema und einem seiner Sponsoren Körper und Stimme verliehen, die Aufmerksamkeit auf eine wahnhafte Fiktion zu lenken, die sie den Menschen weismachen wollen: die eines bankrotten, unregierbaren, diktatorischen Kuba, das einer Aggression bedarf, die es angeblich retten soll.
Es liegt auf der Hand, dass hinter alldem vor allem Interessen stehen, die selbst von nicht fortschrittlichen Medien, auch ungeniert zugegeben werden. Eine einflussreiche katalanische Zeitung erklärte ausdrücklich, dass „ man die Latin Grammys nicht nur aus musikalischen Gründen für zwei Preise nominiert wollte „. Ein kalifornischer Radiosender kommentierte letzte Woche auf seiner Website: „Wenn der kubanische Urban Tribe nicht eine Botschaft gegen die kubanische Regierung hätte, würde er kaum den Anspruch erfüllen, mit den Produktionen anderer Vertreter des Genres zu konkurrieren“. Ein mexikanischer Journalist in einer weit verbreiteten Zeitung schrieb einige Tage zuvor: „Unabhängig davon, ob der Preis verliehen wird oder nicht, wird erwartet, dass die Reaktion (in den Kreisen, die ihn fördern) überwältigend sein wird, aber die tatsächlichen Auswirkungen auf die politische Situation in Kuba sind ungewiss.“
Die Show begann am Nachmittag mit der lächerlichen Inszenierung eines der Darsteller des Machwerks, eines kleinen Reggaetoners, der in letzter Minute aus Kuba herbeigeholt wurde und der in einem seiner ersten Auftritte Luis Almagro, dem blamablen Generalsekretär der OAS, und die spanischen Schauspielerin umgarnte, die mit dem aktivste Mitglied der Gruppe verheiratet ist. Genau diese Gruppe ist es, die möchte, dass die Biden Regierung ihre Kriegsmaschinerie in Gang zu setzt, dass die Europäische Union sich der Blockade anschließt und dass mehr Geld für den Sturz der rechtmäßigen kubanischen Regierung fließt.
Dann verglich die junge Frau in einem larmoyanten, bühnenreifen Ausbruch auch noch Dulce María Loynaz mit Gloria Estefan. Hat sie überhaupt eine Vorstellung von der Poesie von Loynaz? Als nächstes trat Glorias Ehemann, der mächtige Don Emilio auf, um ihren Preis abzuholen und widmete ihn, ohne weiter auf ihn einzugehen, einem „freien Kuba“ – als ob es nicht frei wäre – und dem, „was dort geschieht“. Ein rätselhafter Ausdruck, denn was hier geschieht, ist sicher nicht das, was er sich einbildet.
Am Abend dann fielen alle Hemmungen. Eine dürftige Demonstration, die in Miami mehr Beifall fand als in Las Vegas, weniger unter den Besuchern der Veranstaltung in der MGM Green Grand Arena als in den Kreisen der antikubanischen Rädelsführer, die sich wünschten, dass dies die Hymne der Revolte wäre, die nie stattfand.
Zum Glück gab es bei der Preisverleihung auch noch ein anderes Kuba. Das Cha Cha Chá von Aragón in den erneuerten Versionen von Alaín Pérez und Issac Delgado – ein großer Verdienst, wenn man weiß, wie viel Arbeit ein kubanisches Plattenlabel wie Egrem auf sich nehmen muss, um in diesem Bereich Fuß zu fassen. Glücklicherweise gab es die Zusammenarbeit mit El Cerrito, einem Projekt sehr treuer Freunde aus Kalifornien -; der Triumph des Jazzers Iván „Melon“ Lewis, die erfreuliche Nachricht, dass der Ingenieur Máximo Espinosa aus Santiago zum Kollektiv der preisgekrönten Aufnahme von Pucho C. Tangana, El madrileño, gehörte. Hinzu kommt der Beitrag eines anderen aus Santiago stammenden Maestros, Manuel Barrueco, mit einer Neuaufnahme der Besten Klassischen Komposition Sonata para guitarra des Puertoricaners Roberto Sierra.