Beweise gegen Schiffskapitän
Nach Kollision: Marine Venezuelas veröffentlicht Funkverkehr mit »Resolute«
Von Volker Hermsdorf
Die venezolanische Marine hat am Sonnabend in Caracas Beweise dafür vorgelegt, dass sich das unter portugiesischer Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff »RCGS Resolute« Anfang vergangener Woche ohne Genehmigung in den Hoheitsgewässern des südamerikanischen Landes aufgehalten und das Küstenwachboot »Naiguatá« gezielt mittschiffs gerammt hat. Der Oberkommandierende der Bolivarischen Marine, Admiral Giuseppe Alessandrello, präsentierte im Staatsfernsehen VTV eine Audioaufnahme des Funkverkehrs zwischen beiden Schiffen und ein Video über den Moment der Kollision.
Danach hatte die Wache der bis 2018 unter dem Namen »Hanseatic« für die deutsche Hapag-Lloyd Cruises fahrenden »Resolute« zunächst bestätigt, sich ohne Genehmigung der zuständigen Behörden in venezolanischen Hoheitsgewässern aufzuhalten. Trotzdem weigerte sich der Kapitän, einer Anordnung der Küstenwache zu folgen und zur Aufklärung des Sachverhalts einen Hafen anzusteuern. Die Videoaufnahme zeigt, wie ein Soldat Warnschüsse in die Luft abgibt und das sechsmal größere Kreuzfahrtschiff, dessen verstärkter Rumpf den Anforderungen der höchsten Eisbrecherklasse E4 entspricht, daraufhin direkt auf das Patrouillenboot zuhält. Als die »Naiguatá« mit 44 Personen an Bord sank, verletzte der Kapitän der »Resolute« offenkundig seine Verpflichtung zur Rettung von in Seenot geratenen Personen, indem er mit voller Kraft Kurs auf Willemstad (Curaçao) nehmen ließ. Dies bestätigen unter anderem die von den Serviceunternehmen »Vesseltracker« und »Marine Traffic« zum Zeitpunkt der Kollision und danach aufgezeichneten Schiffspositionen.
Wie das Nachrichtenportal Curaçao Chronicle am Donnerstag meldete, wurde die »Resolute« im Hafen von Willemstad an die Kette gelegt, bis die Ermittlungen über die Umstände der Kollision abgeschlossen sind. Ungeachtet der noch ausstehenden Untersuchung verbreiteten Bild, Spiegel, die Deutsche Welle und zahlreiche andere deutschsprachige Medien Ende vergangener Woche jedoch ungeprüft eine Pressemitteilung der in Hamburg und auf Zypern beheimateten Betreibergesellschaft »Columbia Cruise Services«, die alle Vorwürfe der venezolanischen Behörden bestreitet. Präsident Nicolás Maduro hatte den Vorfall als »Akt der Piraterie« bezeichnet und verlangt eine Untersuchung.
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