BUKO-Seminar: „Kolonialismus – Post, Neo oder einfach nie weg gewesen?“ Jetzt auch online
Vom 23.-25.2.2024 findet das folgende Seminar in Kassel statt. Das Seminar ist voll belegt, aber es die Möglichkeit die Vorträge auch online zu verfolgen. Bei Interesse meldet euch bitte per Mail an an. Gebt dabei bitte an, ob ihr nur an einzelnen Vorträgen oder allen Teilen teilnehmen möchtet. Das hilft uns bei der Vorbereitung. Direkt nach den Vorträgen gibt es die Möglichkeit Fragen zu stellen, aber die Diskussion im Seminar werden wir nicht mehr online übertragen. Das Programm findet ihr weiter unten.
„Kolonialismus – Post, Neo oder einfach nie weg gewesen?“
Der Kolonialismus – auch die deutsche Variante – prägt unsere Welt bis heute. Allerdings findet gerade die deutsche Kolonialvergangenheit immer noch relativ wenig Aufmerksamkeit, vor allem in Deutschland selbst. Dabei lassen sich die Spuren und Folgen des Kolonialismus auch hier vielerorts sichtbar finden, sie werden aber meist ausgeblendet. Das deutsche Kolonialreich brach schon nach dem 1. Weltkrieg zusammen, weswegen die antikolonialen Kämpfe nach dem 2. Weltkrieg die deutsche Gesellschaft weniger prägen als die in anderen europäischen Ländern.
Dennoch setzen sich schon seit Jahrzehnten Initiativen und Aktivist*innen mit dem Kolonialismus und seinen Folgen auseinander. Koloniale Herrschaft wirkt nach und besteht mitunter fort, weswegen oft von Postkolonialismus gesprochen wird. Manche dekolonialen Aktivist*innen kritisieren den Begriff allerdings, weil er für sie zu sehr eine Abgeschlossenheit des Kolonialismus suggeriert. Für viele steht der Begriff des Postkolonialismus aber vor allem auch für das Bestreben nach Überwindung kolonialer Strukturen. Die Wirkung von Abhängigkeiten der ehemals kolonisierten Länder, auch nach ihrer formalen Unabhängigkeit, sei es militärischer, politischer, kultureller, technologischer, finanzieller oder wirtschaftlicher Art, werden aber auch oft als Neokolonialismus bezeichnet.
Aber ob nun Post- oder Neo-, offensichtlich ist, dass koloniale Herrschaft und Ausbeutung nicht verschwunden sind. Mit unserem Wochenendseminar vom 23.-25. Februar 2024 wollen wir uns aber nicht nur mit Begriffen befassen, sondern versuchen möglichst unterschiedliche Perspektiven miteinzubeziehen, um die verschiedenen Aspekte des (Post-/Neo)Kolonialismus näher zu betrachten und zu diskutieren.
Dafür werden wir uns in Kassel (und optional am Ende des Seminars zusätzlich noch in Witzenhausen) mit einem Stadtrundgang konkret auf Spurensuche im Stadtbild begeben. Ähnlich wie in Kassel gibt es in vielen deutschen Städten Initiativen, die zur Aufarbeitung der (deutschen) Kolonialgeschichte arbeiten. Aber es gibt noch viele andere dekoloniale Ansätze. So kämpfen Aktivist*innen für Reparationszahlungen für die koloniale Ausbeutung z.B. für den Völkermord an den Ovaherero und Nama. In der Klima(Gerechtigkeits)bewegung werden Fragen zum Zusammenhang von (Post-)Kolonialismus und Klimagerechtigkeit gestellt und im Zusammenhang mit neuen Projekten zum Wandel der Energieversorgung taucht immer wieder der Vorwurf des Neokolonialismus auf. Auch die stetig zunehmende Anzahl an internationalen, meist unilateralen (Wirtschafts-) Sanktionen wird mitunter als Neokolonialismus kritisiert. Antirassistische Initiativen wiederum weisen auf den Zusammenhang von Rassismus und der Kolonialvergangenheit hin.
Warum ist das Thema (Post-) Kolonialismus heute wichtig? Ist die Kolonialzeit abgeschlossen oder wirkt sie bis heute fort? Und wenn sie fortwirkt, wie macht sich das bemerkbar? Und welche Rolle spielen neokolonialen Bestrebungen im Globalen Süden? Und wie hängt das alles zusammen und vor allem wie können die einzelnen Akteure sich aufeinander beziehen? Und schon die Documenta Fifteen 2022 in Kassel hat eine Frage in den Fokus gebracht, die nach dem schrecklichen Überfall der Hamas auf Israel und dem dadurch ausgelösten Krieg Israels in Gaza mit seinen katastrophalen Folgen noch viel mehr Raum eingenommen hat: Hängen Postkolonialismus und Antisemitismus zwangsläufig zusammen?
Mit dem Wochenendseminar wollen wir verschiedene Perspektiven auf das Thema (v.a. deutscher )Kolonialismus zusammenbringen. Das Seminar soll vor allem einen Einstieg in die Diskussion und Überblick in das Thema Kolonialismus und seine Folgen bis heute ermöglichen.
Wo spielt Kolonialismus heute (noch) eine Rolle? Und wie können wir damit umgehen? Welche Rolle spielen postkoloniale Theorien? Und wo liegen eventuell Fallstricke?
Wir untersuchen, wer mit welchen Perspektiven auf das Thema schaut. Dabei wollen wir die unterschiedlichen Akteure/Perspektiven in einen Austausch bringen. Die eingeladenen Referent*innen sind nicht nur Expert*innen, sondern auch gut vernetzte Akteur*innen, die als Multiplikator*innen fungieren.
In einem Wochenendseminar werden vermutlich mehr Fragen als abschließende Antworten entstehen. Deswegen ist das Seminar auch als Vernetzung von Akteur*innen und Multiplikator*innen gedacht. Zum Abschluss des Seminars werden mögliche Schritte für weitere Kooperationen (z.B. ein größeres Folgeprojekt, wie ein möglicher BUKO Kongress zum Thema) gemeinsam diskutiert und geplant.
Das Seminar wird vom 23.-25. Februar 2024 in Kassel stattfinden. Teile des Seminars werden auch online übertragen.
Der Beitrag von Ashish Kothari zu dekolonialen Perspektiven im Globalen Süden wird auf Englisch stattfinden.
Online wird nur ein Teil des Seminarprogramms zugänglich sein. Es werden die Vorträge (jeweils ca. 30-45 min) übertragen und es gibt die Möglichkeit direkt im Anschluss Fragen zu stellen. Die Diskussion im Seminar werden wir nicht mehr online übertragen.
Online-Programm
Freitag, 23.2.24
20:00 Keynote Postkolonialismus von Prof. Dr. Aram Ziai
Samstag
10:00 Internationale unilaterale Sanktionen (Wiebke Diehl & Dr. Edgar Göll)
12:00 Rassismus und Kolonialismus(Wilma Nyari)
15:00 (englisch) Dekoloniale Perspektive im Globalen Süden (Ashish Kothari, Indien)
17:00 Kolonialismus und Antisemitismus (Matti Traußneck)
Sonntag
10:00 Input Energiekolonialismus (Prof. Dr. Franziska Müller)
EINLAD Neo-Kolonialismus Buko-Seminar ONLINE