Die Poesie der großzügigen Hingabe
Die Poesie lässt sich von Natur aus nicht einschränken. In Büchern überdauert sie, weitreichend und kraftvoll. Doch außerhalb der Bücher lebt sie in unendlichen großen und kleinen Ereignissen des Alltags, die für den sensiblen Geist, der sie zu schätzen weiß, beeindruckend sind.
In den außergewöhnlichen Tagen, die die Welt durchlebt, verweist nichts mehr auf die Tiefe der Poesie als die Anstrengungen der Ärzte während der Pandemie. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens retten sie. Dies wird von allen guten Menschen anerkannt, und deshalb hat die Poetische Weltbewegung vorgeschlagen, dem Henry-Reeve-Kontingent den Friedensnobelpreis zu verleihen.
Dichter aus Asien, Europa, Afrika, Lateinamerika und Nordamerika, die sich zu einem virtuellen Treffen versammelt hatten, kamen überein, die Kandidatur dieser kubanischen Ärzte zu unterstützen, die sich auf Situationen von Katastrophen und schweren Epidemien spezialisiert haben, als „einen Akt der Gerechtigkeit und Anerkennung, den die Menschheit dem gesamten Gesundheitspersonal zukommen lassen muss“.
Genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Welt den hundertsten Geburtstag von Mario Benedetti feiert, einem engagierten Intellektuellen, einem Symbol des Schriftstellers, der für seine Zeit leidet und schafft, bringen diese Dichter in dem Brief von Medellín an das norwegische Nobelpreiskomitee die Überzeugung zum Ausdruck, dass sich die Kunst den fortschrittlichsten Anliegen annehmen und auf der Seite der „großzügigen Hingabe“ stehen müsse.
In dem Brief, der auf der Website der kubanischen Sektion des Netzwerks zur Verteidigung der Menschheit veröffentlicht wurde, heißt es: „Dichter retten die Seele. Ärzte retten den Körper. Gemeinsam arbeiten wir an der Bewahrung von Körper, Seele und Geist, jener Triade, die den menschlichen Geist in seiner Transzendenz aufrecht erhält, wenn wir das Leben und die Schönheit als die höchsten Werte unserer Zivilisation verehren“.
Mehrere persönliche und kollektive Initiativen unterstützen die Friedensnobelpreis-Kandidatur des Henry-Reeve-Kontingents, das vor fast 15 Jahren, am 19. September 2005, von Fidel gegründet wurde. In seinem Heldentum, das das Heldentum von Tausenden Angehörigen der Gesundheitsberufe angesichts einer verheerenden Krankheit widerspiegelt, ist die beste Poesie entstanden: die Poesie jener, die gegen den Tod kämpfen und sich darüber selbst vergessen.
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