Umgehung der Blockade: Kuba wird im Oktober über seine ersten 500 Lungenbeatmungsgeräte aus Eigenproduktion verfügen
Die kubanische Regierung versuchte, Lungenbeatmungsgeräte von den Schweizer Unternehmen IMT Medial AG und Acutronic zu kaufen. Im April letzten Jahres wurden diese Unternehmen jedoch von der US-amerikanischen Firma Vyaire Medical Inc übernommen und die Geschäftsbeziehung aufgrund der Beschränkungen der Blockade eingestellt
Autor: Redacción Digital |
Gegeißelt vom neuen Coronavirus und belästigt von der Blockade durch die USA, hat Kuba den Einfallsreichtum seiner Wissenschaftler und Techniker freigesetzt, um mit der Herstellung eigener Notfall-Lungenbeatmungsgeräte zu beginnen.
Das Auftreten von COVID-19 im Land vor vier Monaten zwang die Regierung, Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu ergreifen, indem sie vom schlimmsten Szenario ausging, das sogar etwas voraussah, was nicht eintrat: den Zusammenbruch von Intensivstationen und das Fehlen von automatischen Beatmungsgeräten.
Vorausschauend versuchte die kubanische Regierung, Lungenbeatmungsgeräte von den Schweizer Unternehmen IMT Medial AG und Acutronic zu kaufen. Im April letzten Jahres wurden diese Unternehmen jedoch von der US-amerikanischen Firma Vyaire Medical Inc übernommen.
Sofort stellten diese Unternehmen die Handelsbeziehungen zu Kuba ein, um die Gesetze der Blockade zu befolgen, die die Vereinigten Staaten Kuba seit mehr als einem halben Jahrhundert auferlegen.
„Somit wurden wir damit beauftragt, in Rekordzeit ein Beatmungsgerät zu entwickeln, damit im Bedarfsfall kein Kubaner ohne diese Mittel zurückbleibt“, sagte gegenüber Xinhua Ingenieur Ernesto Velarde, Leiter des Projekts, das im Zentrum für Neurowissenschaften (CNEURO) von Havanna ausgeführt wurde.
Velarde, ein 40-jähriger Mann, der seine Doktorarbeit an der Technologischen Universität von Havanna vorbereitet, wies darauf hin, dass sie von offenen Angaben (Codes) ausgegangen seien, die von Forschern des Massachusetts Institute of Technology aus den USA und der University of Kent aus Großbritannien im Internet veröffentlicht worden waren.
„Wir stützten uns auf diese Veröffentlichungen, aber unsere gesamte Software und unser industrielles Design sind völlig originell“, sagte der Ingenieur, der seit 15 Jahren im Zentrum arbeitet.
Rund zwanzig zumeist sehr junge CNEURO-Spezialisten waren an der Entwicklung des Geräts beteiligt, wobei sie sich ebenfalls die Meinungen und Erfahrungen von Experten von Einrichtungen des Ministeriums für Gesundheitswesen und anderer Sektoren zunutzen machten.
Das in drei Monaten hergestellte Gerät ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen kubanischen wissenschaftlichen und produktiven Institutionen und kann sich laut seinen Entwicklern mit den leistungsstärksten Notfallventilatoren messen.
Das kubanische Beatmungsgerät bietet nicht nur eine unterstützende Beatmung, sondern kann auch Sauerstoff messen und verfügt über ein hohes Maß an Funktionstüchtigkeit ohne Strom, dh mit Batterien.
Das Gerät verfügt über zwei Varianten, eine invasive, die durch Intubation am Patienten angewendet wird, und eine nicht-invasive, die dieses Verfahren nicht erfordert.
„Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung der technologischen Souveränität des Landes“, sagte Dr. Mitchell Valdés Sosa, Direktor des CNEURO.
Der Direktor wies darauf hin, dass zu der globalen Pandemie, die zu einem großen Mangel an Ressourcen in der gesundheitlichen Betreuung führte, im Falle Kubas noch die Auswirkungen der Washingtoner Blockade hinzukommen, die den Erwerb von Geräten, Vorräten und Medikamenten behindert.
„Durch die technologische Souveränität können wir die Gesundheit des Landes absichern und vermeiden, dass Blockaden verhindern, dass das, was wir brauchen, eintrifft“, sagte Valdés, ein renommierter Neurophysiologe.
Der Wissenschaftler betonte, dass die Veröffentlichung der Codes ein globaler Trend ist, den die Pandemie gefördert hat und der als Open Science bekannt ist, damit Wissen ausgetauscht werden kann.
Er wies jedoch darauf hin, dass die kubanischen Lungenbeatmungsgeräte aufgrund der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen nationalen Einrichtungen an die Bedürfnisse und Bedingungen des Landes angepasst wurden.
„Wir schätzen, dass wir bis Ende Oktober 250 invasive und 250 nicht-invasive Beatmungsgeräte haben werden, die an das nationale Gesundheitswesen geliefert werden können. Somit wird unsere Fähigkeit gestärkt, auf COVID-19 und auf jede Art von Krankheit zu reagieren“, sagte er zuversichtlich.
Gegenwärtig werden diese Maschinen einer Überprüfung bei Tierversuchen ausgesetzt, um den Betrieb unter realitätsnahen Bedingungen bei Schweinen mit einem Gewicht von mehr als 50 kg zu testen, bevor sie vom Zentrum für staatliche Kontrolle von Arzneimitteln, Ausrüstungen und Medizinprodukten (CECMED), der kubanischen Regulierungsbehörde, zertifiziert werden.
Diese im Bauprozess befindlichen 500 Lungenbeatmungsgeräte werden mit Mitteln der Europäischen Union (EU), der Nichtregierungsorganisation MediCuba-Schweiz und verschiedener Mobilisierungskampagnen der kubanischen Gesellschaften für Hygiene, Epidemiologie und Bioingenieurwesen hergestellt.