»HISTORISCHER PAKT« Triumph in Bogotá
»Ab heute verändert sich Kolumbien«, erklärte Petro auf der zentralen Wahlparty in Bogotá am Sonntag abend. Dieser Wandel verfolge jedoch keineswegs das Ziel, Rache zu üben. Im Wahlkampf hatte die kolumbianische Rechte versucht, in der Bevölkerung Angst vor einem Triumph Petros zu schüren. So zeichneten sie das Bild eines »antidemokratischen Kommunisten« und betonten seine Mitgliedschaft in der früheren Guerilla »M–19«. Im Gegensatz dazu steht Petros Wahlprogramm – es sieht unter anderem höhere Steuern für Unternehmen und mehr Umweltschutz vor – in einer Linie mit linken Sozialdemokraten der Region.
Der künftige Präsident weiß, wem er seinen Erfolg zu verdanken hat. Zu Beginn seiner Rede forderte er symbolträchtig die Freilassung aller im Rahmen der Protestwelle des vergangenen Jahres festgenommenen Jugendlichen. 2021 waren über mehrere Monate Hunderttausende gegen soziale Ungerechtigkeit und staatliche Gewalt auf die Straße gegangen. Ein bedeutender Anteil der Stimmen für Petro kam nun laut Statistiken von Frauen und jungen Kolumbianern, die die Proteste angeführt hatten.
Hinzu kommt die große Unterstützung durch indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften, die sich durch Francia Márquez repräsentiert fühlen. Die in armen Verhältnissen aufgewachsene Umweltaktivistin aus dem Departamento Cauca wird künftig die erste schwarze Vizepräsidentin des Landes. Am Sonntag abend erklärte Márquez, die auch Gleichstellungsministerin werden soll, die neue Regierung werde sich »entschieden« für Frieden, Würde und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Besonders gut schnitt das Duo Petro/Márquez in den traditionell marginalisierten und von Gewalt betroffenen Regionen des Landes ab. So holten die Kandidaten des »Historischen Pakts« im Departamento Cauca 79 Prozent der Stimmen, im nordwestlichen Chocó stimmten fast 82 Prozent der Wähler für sie. Bereits zuvor hatten in sozialen Medien Videos die Runde gemacht, die indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften zeigen, die bis zu zwei Tage lang per Boot zu den Wahllokalen unterwegs gewesen waren.