Sozialistische Kultur
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Es ist wichtig, dass wir uns auf den Feind konzentrieren und ihn anprangern, aber es ist außerdem dringend notwendig, unter uns an der Stärkung der sozialistischen Kultur, der kritischen Analyse und der politischen Debatte zu arbeiten
Autor: Karima Oliva Bello |
Wie soll man sich das Kuba von heute denken, wie soll man es gestalten? Die weltweit hegemonialen liberalen Denkströmungen führen einen Diskurs über unser Land, der sich durch einen zentralen Aspekt auszeichnet: Sie analysieren die kubanische Realität mit einer Rhetorik voller Abstraktionen und schlagen Lösungen vor, die das Modell der liberalen Demokratien der so genannten „Ersten Welt“ nachahmen.
Die Kubaner, die sich am meisten für die Einheit der verschiedenen politischen Kräfte der Nation einsetzten, waren auch zwei wesentliche Stützen bei der Schaffung einer authentischen und gegenhegemonialen Denkplattform, die der Zeit entsprach, in der sie lebten: José Martí und Fidel Castro.
Sie haben die Einheit nicht im luftleeren Raum geschmiedet, sie taten dies, ohne dabei auf die Entwicklung eines konkreten politischen Programms zu verzichten, das von einem tiefen Sinn für Unabhängigkeit, Antiimperialismus und soziale Gerechtigkeit geprägt war, im Fall von Fidel ein Programm, das außerdem tief im Marxismus verwurzelt war.
Beide Revolutionsführer gaben der Ebene der Ideen ein grundlegendes Gewicht und hinterließen Millionen von Seiten die für die Geschichte wertvollstes Gedankengut für Kuba und die Welt hinterließen. Eines zeichnet sie aus: eine Vision von Kuba, die alle Variablen des Kontextes berücksichtigt. Dies bedeutet vor allem eine Analyse der kubanischen soziopolitischen Situation auf dem Höhepunkt der Zeit, in der sie lebten.
Sie zeigten ihre wesentlichen Widersprüche auf, ihre scharfen Kanten, ihre schwierigen Punkte. Sie scheuten nie davor zurück, die Knoten anzusprechen, die den Kurs der Nation in Richtung Souveränität und soziale Gerechtigkeit behinderten.
All dies auch unter Berücksichtigung der sozio-historischen Gegebenheiten, die sich auch durch die geopolitischen Koordinaten Kubas ergeben, das 90 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt und im Süden Lateinamerikas liegt. Wenn man diese außen vor lässt, ist jede Analyse unserer Realität, einschließlich ihrer inneren Widersprüche, eine begrenzte Analyse.
Zu dieser gehört ebenfalls die Verbindung mit der Realität der lateinamerikanischen Völker, „vom Rio Bravo bis Patagonien“ . „Ich bin ein Sohn Amerikas und bei ihm stehe ich in Schuld“, wie Martí sagen würde. Manchmal haben die Kubaner eine Vorstellung vom Kapitalismus, die ungerechtfertigterweise näher an den nordischen Sozialdemokratien ist als an dem, was der Kapitalismus in unserer Region war und ist. Was sind die Probleme unserer Völker und was sind ihre Formen des Widerstands und des Kampfes?
Die Beschäftigung mit dem Marxismus kann eine wertvolle Ressource für die Weiterentwicklung des revolutionären kritischen Denkens sein. Ohne diese Art des Denkens wird es schwierig sein, wenn wir den Sozialismus vertiefen und somit einen Horizont größerer Demokratie und Gerechtigkeit schaffen wollen, bei den Problemen, mit denen wir konfrontiert sind, die richtige Perspektive einzunehmen.
Heute sind auch noch andere Anforderungen an unser Denken und Handeln gestellt. Es gibt den Aufruf des aus dem Volk kommenden, antikapitalistischen und antikolonialistischen Feminismus, mit einer ganzen Vorstellungswelt und Tradition des Kampfes von unten und von links, zu dem wir mit unserer Erfahrung viel beitragen und von dem wir auch lernen könnten. Wir sollten nicht am Rande der epistemischen Revolution bleiben, die der Feminismus in seiner Rebellion gegen Kapitalismus und Heteropatriarchat vorangetrieben hat.
Der Vorschlag von „Kuba im Kontext“ ist daher eine Provokation zum Dialog, zu revolutionärem kritischem Denken, zur Politisierung und zur kollektiven Analyse unserer Realität.
Es ist wichtig, dass wir uns auf den Feind konzentrieren und ihn anprangern, aber es ist außerdem dringend notwendig, unter uns an der Stärkung der sozialistischen Kultur, der kritischen Analyse und der politischen Debatte zu arbeiten.