Die Lächerlichkeit als Waffe
https://de.granma.cu/cuba/2022-02-18/die-lacherlichkeit-als-waffe
Die US-Regierung hat ihren Bürgern von Reisen nach Kuba abgeraten, da wir ein Land mit hohem COVID-19 Infektionsrisiko sind. Aber war es US-Bürgern unter Androhung von Geldstrafen von bis zu 250.000 Dollar oder zehn Jahren Gefängnis oder beidem nicht schon seit sechs Jahrzehnten verboten, nach Kuba zu reisen?
Autor: Antonio Rodríguez Salvador |
Erpressung spielt in der Außenpolitik der USA eine wichtige Rolle. Die amerikanische Maxime lautet: Wenn du nicht tust, was ich verlange, werde ich dich sanktionieren, dich ausschließen oder bei dir einmarschieren. Uns macht man da nichts vor: Weil wir nicht den Kopf gesenkt und ihnen direkt in die Augen gesehen haben, ertragen wir seit 63 Jahren Terroranschläge, nukleare Bedrohungen, Invasionen, bakteriologische Kriege, Wirtschaftsblockaden, die Förderung einer Dissidenz, die nicht in der Lage ist, sich in das Volk einzufühlen…
Man sollte meinen, sie könnten uns nichts Neues mehr antun, es gebe auf der Zielscheibe keine freie Stelle mehr für ihre Pfeile, aber in ihrem Status als selbsternannte oberste Richter können sie einfach nicht aufhören. Gerade wenn man denkt, dass man alles gesehen hat, übertreffen sie sich plötzlich selbst und beginnen mangels besserer Mittel, die Lächerlichkeit als Waffe einzusetzen.
Die jüngsten angeblichen Sanktionen sind wirklich sympathisch. So wurden beispielsweise im vergangenen Januar acht ungenannte kubanische Beamte zu bestimmten Strafen „verurteilt“, von denen wir einen Monat später immer noch nicht wissen, worin sie bestehen. Ich gehe davon aus, dass diese Sanktionen im Rahmen des so genannten Global Magnitsky Act verhängt werden, der das Einfrieren jeglichen Eigentums in den Vereinigten Staaten, die Verweigerung von Visa und das Verbot von Transaktionen über das US-Bankensystem beinhaltet.
Sicherlich düstere Aussichten für jede sanktionierte Person, aber plötzlich fragt man sich: Seit wann haben kubanische Beamte Konten bei US-Banken oder Eigentum in den USA? Haben sie uns etwa zufällig schon Visa für einen Abstecher nach Disneyland gegeben?
Als ob das nicht schon genug wäre, wachten wir in dieser Woche mit einer weiteren Nachricht auf. Die US-Regierung hat nun ihren Bürgern von Reisen nach Kuba abgeraten, da wir ein Land mit hohem COVID-19-Infektionsrisiko sind. Aber war es US-Bürgern bei Androhung von Geldstrafen von bis zu 250.000 Dollar oder zehn Jahren Gefängnis oder beidem nicht schon seit sechs Jahrzehnten verboten, nach Kuba zu reisen?
Nun ist es aber ganz einfach ein Fakt, dass die USA sich bei der Bekämpfung der Pandemie wie ein gescheiterter Staat verhalten haben. Bei einem Anteil von nur 4 % an der Weltbevölkerung entfallen 19 % der weltweiten Krankheitsfälle auf dieses Land. Allein in den ersten 15 Tagen des Februars starben mehr als 40 000 Amerikaner an COVID-19. Bis heute sind mehr als 925 000 Menschen an den Folgen dieser Krankheit gestorben.
Stellen Sie sich vor, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie von einem starken Tornado erfasst werden. Die Wut des Windes droht, das Dach von Ihrem Haus und Ihr Hab und Gut wegzublasen, aber als Sie gerade fliehen wollen, rät Ihnen jemand, nicht zum Nachbarhaus zu gehen, weil es dort feucht ist, was viel schlimmer sei.
In dieser Woche wurden in Texas mehr als 12.000 und in Florida mehr als 10.000 Fälle pro Tag gemeldet: eine Prävalenz, die sechs- oder siebenmal höher ist als in Kuba. Sollte man Georgia, Alabama, Louisiana oder Arkansas nicht davon abraten, Texas oder Florida zu besuchen? Und rühmen sie sich nicht, die Herren der Welt zu sein? Sie sollten dann konsequent sein und sich ebenfalls auf diese Liste setzen. Veröffentlichen Sie eine globale Empfehlung mit folgendem Wortlaut: Liebe Erdbewohner, wir raten Ihnen dringend davon ab, uns zu besuchen, da wir eine Gefahr für Ihre Gesundheit darstellen.
Wird es noch lange dauern, bis die USA wieder großartig sind? Ja, denn es gab eine Zeit, vor mehreren Jahrzehnten, als sie ein respektablerer Feind waren. Sicherlich waren sie damals genauso zynisch und arrogant, aber man muss ihnen zugutehalten, dass sie zumindest nicht diese Art von pubertärem Verhalten an den Tag gelegt haben.
Ich glaube, die USA leben in einer seltsamen Illusion von Kontrolle, die in der Praxis nicht existiert. Sie erinnern mich an die Parcheesi-Spieler, die sehr hart würfeln, wenn sie hohe Punktzahlen erzielen wollen, oder extrem sanft, wenn sie z. B. eine doppelte Eins würfeln müssen. Als ob die Stärke des Würfelwurfs den Zufall beeinflussen würde! Ich meine, vielleicht gehen sie davon aus, dass eine Farce Wirklichkeit werden kann, wenn ein Beamter in Anzug und Krawatte sie von einem Podium im Weißen Haus verkündet.
Ich würde zu ihnen sagen: Meine Herren, zeigen Sie Reife. Macht euch klar: Ihr habt uns zwar viel Schaden zugefügt, die Blockade lastet wirklich schwer auf uns, aber in diesem Moment sind wir dank ihr auch das Land, das am meisten frei von euch ist. Und wir leben noch, um davon zu berichten.