Anschlag vor Amtseinführung
Bolivien: MAS-Hauptquartier attackiert. Rechte mobilisieren gegen Arce
Von Volker Hermsdorf
Auf Boliviens künftigen Präsidenten Luis Arce von der »Bewegung zum Sozialismus« (MAS) ist am Donnerstag (Ortszeit) ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Wie MAS-Sprecher Sebastian Michel mitteilte, hatten Gegner der Linkspartei einen Dynamitsprengsatz in deren Wahlkampfbüro in La Paz gezündet, als Arce und mehrere MAS-Vertreter sich in dem Gebäude aufhielten.
»Wir sind sehr besorgt über das, was hier geschieht«, erklärte der Sprecher. Er bedauerte, dass Vertreter des Regimes der selbsternannten »Übergangspräsidentin« Jeanine Áñez sich nicht zu dem Angriff äußern wollten, der drei Tage vor der für Sonntag geplanten Amtsübergabe an Arce erfolgt sei. Glücklicherweise wären dabei zwar keine Menschen getötet oder verletzt worden, dennoch sei nicht hinzunehmen, dass auch De-facto-Innenminister Arturo Murillo bis Freitag noch keine Erklärung zu dem Anschlag abgegeben habe, sagte Michel.
»Wir sind uns selbst ausgeliefert, fühlen uns ungeschützt, und niemand gibt uns die notwendigen Garantien für unsere Sicherheit«, kritisierte der MAS-Sprecher. Der vor einem Jahr von den Putschisten gestürzte damalige Präsident Evo Morales, der in der kommenden Woche nach Bolivien zurückkehren will, äußerte sich per Twitter zu dem Vorfall. »Wir verurteilen den Angriff. Kleine Gruppen versuchen, ein Klima der Verwirrung und Gewalt zu schaffen, aber sie werden keinen Erfolg haben«, schrieb Morales. »Wir lassen uns nicht provozieren. Unsere Revolution ist friedlich und demokratisch«, fügte er hinzu. Michel bezeichnete den Angriff als »Teil des Klimas der Gewalt, das von Teilen der Rechten nach dem Wahlsieg von Luis Arce gefördert wurde«.
Kurz vor dem Anschlag hatte der Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes »Central Obrera Boliviana« (COB), Juan Carlos Huarachi, bereits die COB-Mitglieder und die Arbeiter des Landes aufgerufen, den Regierungssitz am Tag der Amtseinführungen von Arce und dessen Vize David Choquehuanca zu schützen, um die Ergebnisse der Wahlen vom 18. Oktober zu verteidigen. Diese Maßnahme sei nötig, weil rechte Aktivisten und bewaffnete paramilitärische Gruppierungen in mindestens sieben Regionen des Landes ihre Anhänger mobilisierten, um die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die MAS zu torpedieren, erklärte Huarachi.
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