Autor: Granma |

Rede von Miguel Mario Díaz-Canel Bermúdez, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident der Republik, vor der Nationalversammlung der Republik Angola, 21. August 2023, “ 65. Jahr der Revolution“

(Übersetzung der stenografischen Version der Präsidentschaft der Republik )

Ihre Exzellenz Carolina Cerqueira, Präsidentin der Nationalversammlung der Republik Angola,
Vizepräsidenten und Fraktionsvorsitzende
Mitglieder der Nationalversammlung;
Politische, lokale und traditionelle Persönlichkeiten,
liebe „Caimaneros“;
sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke Ihrer Exzellenz, Frau Carolina Cerqueira, Präsidentin der Nationalversammlung der Republik Angola, für ihre Worte der Begrüßung, die uns berührt haben, und für den herzlichen Empfang, der uns bereitet wurde.
Mein Dank gilt auch den Künstlern des angolanischen Chors für die großartige Interpretation der Guajira Guantanamera.
Ich bin dankbar für die herzliche Einladung der Präsidentin der Nationalversammlung der Republik Angola, anlässlich unseres offiziellen Besuchs in diesem Land vor diesem erhabenen Publikum zu sprechen.
Im Namen der kubanischen Regierung und des kubanischen Volkes, die ich heute in dieser Schwesternation, die ich zum ersten Mal als Präsident der Republik Kuba besuche, vertrete, grüße ich alle Mitglieder des Parlaments ganz herzlich (Beifall).
Ich möchte Ihnen auch eine Botschaft der Freundschaft vom Präsidenten der Nationalversammlung der Volksmacht Kubas, des Compañeros Esteban Lazo Hernández, und von allen Mitgliedern der kubanischen Legislative übermitteln.
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
die engen Beziehungen zwischen Kuba und Angola wurden während der verabscheuungswürdigen Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei geschmiedet, als Millionen ihrer Kinder gewaltsam aus afrikanischen Ländern vertrieben wurden, um als Arbeitskräfte bei der harten Arbeit des Zuckerrohrschneidens und anderen körperlich anstrengenden Tätigkeiten zu dienen.
Die Spuren, die diese Söhne und Töchter Afrikas und insbesondere Angolas in unserem Land hinterlassen haben, sind so tief, dass wir mit voller Überzeugung sagen können, dass sie ein wesentlicher Bestandteil des Schmelztiegels der kubanischen Nationalität sind. Kuba ist die Tochter afrikanischen Blutes, und von Afrika haben wir grundlegende Werte erhalten, die unsere eigene Existenz erklären; ich denke dabei vor allem an den Widerstand gegen Widrigkeiten, der sich in der kubanischen Geschichte so oft bewährt hat (Beifall).
Der Comandante en Jefe Fidel Castro sagte 1988 in einer entscheidenden Phase der Zusammenarbeit in Angola, dass „Internationalist zu sein bedeutet, unsere eigene Schuld gegenüber der Menschheit zu begleichen“, und dass „wer nicht fähig ist, für andere zu kämpfen, niemals fähig genug sein wird, für sich selbst zu kämpfen“ (Beifall).

Die Kubaner verbinden dieses vom historischen Revolutionsführer definierte Prinzip mit der absoluten Hingabe der Männer und Frauen, die durch die erzwungene Emigration nach Kuba kamen und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Legende unter den kubanischen Mambises wurden, indem sie mit Macheten für ihre persönliche Freiheit und die Freiheit des neugeborenen Heimatlandes kämpften. Ihr Beitrag war entscheidend für die Herausbildung der kubanischen Nation und Kultur.
Und ich zitiere noch einmal den großen Verteidiger der afrikanischen Völker, Fidel. Er sagte: „Ohne Afrika, ohne seine Söhne und Töchter, ohne seine Kultur und Bräuche, ohne seine Sprachen und seine Götter wäre Kuba nicht das, was es heute ist. Das was das kubanische Volk Afrika schuldet, wird daher durch unsere gemeinsame heldenhafte Geschichte noch verstärkt.
Die Beziehungen zwischen Angola und Kuba haben sich im Laufe der Jahre über die politisch-diplomatische Ebene hinaus entwickelt und sind durch die Brüderlichkeit gekennzeichnet, die sich im gemeinsamen Kampf um die endgültige Unabhängigkeit und die Erhaltung der Souveränität ergeben hat.
In Würdigung dieser Geschichte enger Freundschaft, die zum Symbol und zum Vorbild wurde, verkörpert durch das Denken und Handeln historischer Führungspersönlichkeiten wie Fidel Castro und Agostinho Neto, haben die Generationen, in denen heute die Geschicke beider Länder liegen, die Pflicht, das Erreichte zu bewahren und gemeinsam den Weg der Entwicklung zu beschreiten, den unsere Völker verdienen.
Angola ist das afrikanische Land, mit dem wir die vielfältigsten und zahlreichsten Partnerschaften unterhalten. Und es ist eine nachweisbare Tatsache, dass es ein Potenzial für die Erkundung neuer, für beide Seiten vorteilhafter Wirtschaftssektoren gibt.
Im vergangenen April fand die 15. Sitzung der Kommission zwischen beiden Regierungen in Havanna statt. Bei dieser Gelegenheit wurden mehrere Rechtsinstrumente zwischen den Parteien unterzeichnet, zu denen nun auch die heute in Luanda unterzeichneten Abkommen hinzukommen.
Die parlamentarische Arbeit wird von entscheidender Bedeutung sein, um Initiativen zu unterstützen, die das derzeitige Niveau der bilateralen Zusammenarbeit vervielfachen, den Handel und den wirtschaftlichen Austausch sowie die gegenseitigen Investitionen stärken werden.
Sehr geehrte Abgeordnete,

Im vergangenen April hielt die Nationalversammlung der Volksmacht Kubas gemäß den Bestimmungen der kubanischen Verfassung und des Wahlgesetzes die konstituierende Sitzung ihrer 10. Legislaturperiode ab, wie dies in der Verfassung und im Wahlgesetz festgelegt ist.
Das kubanische Parlament setzt sich aus 470 Abgeordneten zusammen, die in Vertretung der 168 Gemeinden des Landes gewählt wurden. 226 davon sind Frauen, die 55,74 % der Gesamtzahl der Abgeordneten ausmachen (Beifall), womit Kuba das nach Ruanda das Parlament der Welt mit den meisten Frauen in seinen Reihen ist. Auch in Bezug auf das Alter haben wir Fortschritte gemacht: 93 junge Menschen unter 35 Jahren sind in unserem Parlament vertreten, das sind 19,79 %, bei einem Durchschnittsalter von 46 Jahren.
In den letzten drei Jahren hat Kuba eine neue Verfassung verabschiedet, und das Gesetzgebungsprogramm wurde vervielfacht, um unseren Rechtsrahmen unter stärkerer Beteiligung der Bevölkerung zu aktualisieren.
Es liegt in unserem ureigensten Interesse, dass beide Parlamente ihre Beziehungen auf der Grundlage ihrer jeweiligen parlamentarischen Freundschaftsgruppen und anderer Kontakte auf verschiedenen Ebenen stärken, die eine bessere Kenntnis der Erfahrungen der jeweils anderen Seite bei der schwierigen Aufgabe der Gesetzgebung ermöglichen, um so effizienter auf die Bedürfnisse der jeweiligen Wählerschaft eingehen zu können.
Ich betone, wie wichtig es ist, den Austausch über Themen auf der internationalen parlamentarischen Agenda zu pflegen, und ich nutze diese Gelegenheit, um Angola als nächsten Gastgeber der 147. Versammlung der Interparlamentarischen Union zu würdigen, die im kommenden Oktober in Luanda stattfinden wird. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Durchführung dieses wichtigen Treffens und bestätigen die Anwesenheit einer hochrangigen Delegation des kubanischen Parlaments (Beifall).
Verehrte Mitglieder dieser Versammlung,
die Welt befindet sich nach der COVID-19-Pandemie in einer schwierigen internationalen Situation. Aufgrund der hohen Lebensmittel- und Treibstoffpreise sowie der deutlichen Auswirkungen des Klimawandels sind die Länder von mehreren Krisen betroffen.
Kuba befindet sich in einer schwierigen sozioökonomischen Situation, die auf globale Probleme zurückzuführen ist, aber insbesondere durch die anhaltende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade beeinträchtigt wird, die seit mehr als 60 Jahren von den aufeinanderfolgenden US-Regierungen gegen Kuba verhängt wurde. Ihre beispiellose Verschärfung mit der Anwendung von 243 Maßnahmen unter Präsident Donald Trump und die ungerechtfertigte Aufnahme des Landes in die Liste der staatlichen Sponsoren des Terrorismus hatten verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Lebensstandard des kubanischen Volkes.
Unter diesen komplexen Umständen konnte Kuba auf die Unterstützung und das Verständnis seiner langjährigen Freunde zählen. Insbesondere in Afrika haben wir das Gefühl, ein Bollwerk der Freundschaft zu zählen, mit dem wir weiterhin für die wirtschaftliche Erholung und Entwicklung des Landes arbeite können.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Angola erneut unseren Dank dafür aussprechen, dass es sich stets der Stimme der großen Mehrheit der Welt angeschlossen hat und sich für die Aufhebung der von den Vereinigten Staaten gegen Kuba verhängten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade einsetzt. Diese entschlossene Unterstützung zeigt sich jedes Jahr in der Abstimmung für die kubanische Resolution bei den Vereinten Nationen sowie in der Verabschiedung einer ähnlichen Resolution innerhalb der Afrikanischen Union (Beifall).
Ich übermittle der Bevölkerung, der Regierung, den Organisationen der Zivilgesellschaft und Einzelpersonen meine unendliche Dankbarkeit für die materielle Hilfe, die Kuba aus Anlass verschiedener widriger Ereignisse erhalten hat und die dazu diente, den Mangel in unserer Bevölkerung zu lindern.
Meine Damen und Herren,
gestatten Sie mir, der Nationalversammlung der Republik Angola viel Erfolg für ihre 5. Legislaturperiode zu wünschen. Ich beglückwünsche dieses Land auch dazu, dass es seit letzter Woche den zeitweiligen Vorsitz der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika innehat, was zusammen mit dem Vorsitz der Organisation der Staaten Asiens, der Karibik und des Pazifiks ein Beweis für die internationale Stärke dieser geschätzten Nation ist.
Wir beenden unseren Aufenthalt in Angola mit der Gewissheit, einen Teil unserer Familie kennen gelernt zu haben. Wie ein afrikanisches Sprichwort sagt: Die Fußspuren derer, die zusammen gehen, werden nie ausgelöscht; unsere, die von Kuba und Angola, werden vertieft!
Ich danke Ihnen vielmals.
(Beifall.)